Das Todeswrack
und spähte durch das hohe Gras.
Trouts Hand legte sich auf seine Schulter, aber Austin hatte den Haarschopf von der Farbe eines edlen Rotweins schon entdeckt.
Gamay.
Sie war an die hintere Stoßstange eines verbeulten CMC Pickups gefesselt. Ihr Gesicht war rot wie ein gekochter Hummer, und von ihrer sonnenverbrannten Nase schälte sich die Haut ab. Das gelockte Haar hing ihr in klebrigen Strähnen vom Kopf, aber ansonsten schien ihr nichts zu fehlen. Neben ihr saß ein Indianer, bei dem es sich um Dr. Chi handeln musste.
Gamays Augen waren zunächst geschlossen, aber jetzt öffneten sie sich und schauten sich vorsichtig um, als hätte Gamay die Gegenwart von Paul und Kurt gespürt.
Schnell erfasste Austin den Rest der Szenerie. Die Musik drang aus einem tragbaren Kassettengerät, das auf der Ladefläche des Pickups stand. Ein Stück hinter dem Wagen saßen drei Männer auf dem Boden und spielten Karten. Ihre Gewehre lagen in Reichweite, und darüber hinaus trug jeder von ihnen eine Pistole. Austins Blick richtete sich auf das Vorderteil des Wagens, wo ein vierter Mann am Motor arbeitete. Er war ebenfalls mit einer Pistole bewaffnet, aber weitaus beunruhigender war das AK-47, das an einem der Vorderreifen lehnte. Austin gab Trout durch eine Geste zu verstehen, sie sollten sich zurückziehen. Paul nickte.
Ihm war bewusst, dass sie zunächst die Lage auskundschaften mussten, aber die Enttäuschung war ihm trotzdem deutlich anzusehen. Wenige Minuten später lehnten sie beide an einem Baum und erörterten die Situation.
»Wir haben hier vier Bewaffnete, die für unsere Gewehre normalerweise kein Problem darstellen würden«, sagte Austin.
»Aber Gamay und Dr. Chi sitzen genau in der Schusslinie.
Außerdem gefällt mir nicht, dass der vierte Mann sich nicht beiden anderen befindet. Er hat ein AK-47 direkt neben sich und könnte damit eine Menge Schaden anrichten. Hast du eine Idee?«
»Wir könnten Verstärkung rufen«, sagte Trout und klopfte auf das Walkie-Talkie an seinem Gürtel. »Aber selbst wenn die Jungs schnell hier wären, würde das zusätzliche Schießereien bedeuten und eine größere Gefahr, dass jemand verletzt wird.«
»Ganz meine Meinung.« Austin rieb sich nachdenklich die Bartstoppeln am Kinn. »Gamay und Chi scheinen in Ordnung zu sein, und das bedeutet, irgendjemand möchte, dass sie zumindest vorerst am Leben bleiben.«
»Ich vermute, sobald der Wagen repariert ist, will man sie wegbringen.«
»Dann wird dort alles in Bewegung geraten. Die Wachen werden mit dem Kartenspiel aufhören und sich vielleicht in ein günstigeres Schussfeld bewegen. Eventuell bekommen wir auch erst dann eine Chance zum Eingreifen, wenn sie Gamay und Chi in den Pickup verfrachten. Sobald die beiden nicht mehr im Weg sind, können wir zuschlagen.«
»Es gibt noch eine Möglichkeit«, sagte Trout. »Es könnten noch mehr von diesen Kerlen auftauchen.«
»Ich weiß, dass wir uns hier gerade auf dünnem Eis bewegen, und das gefällt mir genauso wenig wie dir, aber ich glaube, uns bleibt einfach nichts anderes übrig, als abzuwarten.«
Trout nickte widerstrebend. Sie robbten zurück zum Rand der Lichtung. Die drei Männer spielten nach wie vor Karten, und der Mechaniker schraubte immer noch am Motor herum.
Zufrieden stellte Austin fest, dass sowohl Gamay als auch Chi inzwischen die Augen geöffnet hatten. Er unterdrückte die aufkeimende Wut angesichts ihrer misslichen Lage.
Lange nachdem Austin beschlossen hatte, er würde nie wieder lateinamerikanische Musik hören wollen, kam der Mechaniker unter der Haube des Wagens hervor, wischte sich die Hände an einem öligen Lappen ab und stieg ins Führerhaus. Der Motor sprang beim ersten Versuch an und begann laut zu dröhnen, da die Haube noch immer offen stand. Eine dunkle Qualmwolke schoss aus dem Auspuffrohr und hüllte Gamay und Chi ein, die vergeblich ihre Köpfe hin- und herwarfen, um den Abgasen zu entkommen.
Das Kartenspiel fand ein abruptes Ende. Die Männer nahmen ihr Geld, sprangen auf und wichen hustend von der Rückseite des Pickups zurück. Austin stellte erfreut fest, dass sie ihre Waffen liegen ließen. Sie riefen etwas zu dem Mechaniker herüber, der in diesem Moment aus dem Wagen stieg. Als er sah, dass die Wachen seine Leistung nicht mit der gebotenen Begeisterung zu würdigen wussten, ging er zu ihnen, packte den nächstbesten Mann am Kragen, zerrte ihn verärgert zur Vorderseite des Autos und forderte ihn auf, dem Laufgeräusch des Motors zu
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