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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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und Nacken. Rund um seine Augenbrauen waren Reste von Narbengewebe sichtbar, eine Hinterlassenschaft seiner Zeit als professioneller Mittelgewichtsboxer, mittels derer er sich das Studium finanziert hatte. Er hatte zweiundzwanzig Kämpfe gewonnen, zwölf davon durch k.o., und sechs verloren. Sein glattes schwarzes Haar war nach hinten gekämmt, und nach wie vor lag dieses humorvolle Lächeln auf seinen Lippen, das Nina gleich zu Anfang aufgefallen war. Sie musste an die Bemerkung der Ärztin denken und konnte verstehen, dass eine Frau sich zu diesen seelenvollen braunen Augen hingezogen fühlte.
    Die höflichen Manieren der beiden Männer konnten nicht über eine gewisse Rauheit hinwegtäuschen. Wenngleich der kräftige Austin in diesem Moment eine ausgesprochene Herzlichkeit an den Tag legte, so konnte Nina sich noch gut an die wilde Entschlossenheit erinnern, mit der er sie aus der Bahn des Hovercrafts gerissen hatte. Hinter Zavalas Geselligkeit lauerte vermutlich eiserne Härte. Während die beiden Männer Nina sicher zum Schiff geleiteten, hatten sie so reibungslos zusammengearbeitet wie die Zahnräder einer gut geölten Maschine, was bewies, dass sie daran gewöhnt waren, als Team vorzugehen.
    »Bitte verzeihen Sie meine Unhöflichkeit«, sagte sie bei dem Gedanken an ihre Rettung. »Ich habe mich noch gar nicht bei Ihnen beiden bedankt.«
    »Ich
muss mich dafür entschuldigen, dass ich mich wie der weiße Hai an sie herangeschlichen habe«, sagte Austin. »Sie haben sich bestimmt furchtbar erschrocken.«
    »Nicht mal halb so sehr wie über dieses hässliche Boot, das mit meinem Kopf Wasserball spielen wollte. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken. Bitte schleichen Sie sich an mich heran und ziehe n Sie mich aus der Gefahrenzone, wann immer Sie wollen.« Sie hielt inne. »Aber eine dumme Frage hätte ich noch.
    Kommt es öfter vor, dass Sie im Atlantik herumschwimmen und nach Frauen in Not Ausschau halten?«
    »Purer Zufall«, erwiderte er und zuckte mit den Achseln. »Joe und ich waren da unten zugange. Ich bin an die Oberfläche geschwommen, um das Schiff anzupeilen, und dann sah ich Sie und dieses Hovercraft Fangen spielen. Und jetzt habe ich eine Frage: Was hatte das alles zu bedeuten?«
    Ihr Lächeln verschwand. »Ganz einfach. Die wollten mich töten.«
    »Ich schätze, das war ziemlich offensichtlich. Aber wieso?«
    »Keine Ahnung«, murmelte sie. Ihr Blick wurde glasig.
    Austin merkte, dass sie diesem Thema am liebsten ausgewichen wäre. »Sie haben uns noch nicht erzählt, woher Sie kommen«, sagte er sanft.
    Es war, als hätte er einen Stöpsel gezogen. »Um Gottes willen«, flüsterte Nina. »Die Expedition. Dr. Knox.«
    »Welche Expedition?«, fragte Austin.
    Sie starrte ins Leere, als würde sie versuchen, sich an einen Traum zu erinnern. »Ich bin Meeresarchäologin. Ich war Mitglied eines Teams der Universität von Pennsylvania, das nicht weit von hier an eine r Ausgrabung gearbeitet hat.«
    Sie erzählte von dem Massaker und ihrer Flucht. Der Bericht wirkte so absurd, dass Austin ihn vielleicht nicht geglaubt hätte, wäre er nicht Zeuge des Hovercraft-Angriffs geworden und hätte er nicht die ausgeprägte Angst auf Ninas Gesicht gesehen.
    Als Nina geendet hatte, wandte sich Austin an Zavala.
    »Was hältst du davon?«
    »Ich denke, wir sollten uns selbst mal dort umschauen.«
    »Ganz meine Meinung. Vorher verständigen wir noch die marokkanischen Behörden. Ms. Kirov, könnten Sie uns vielleicht beschreiben, wie wir zu Ihrem Lager kommen?«
    Nina kämpfte gegen das Schuldgefühl an, als Einzige dem sicheren Tod entronnen zu sein. Sie musste unbedingt etwas
tun
.
    Sie glitt vom Tisch und stellte sich auf die wackligen Beine.
    »Ich weiß etwas Besseres«, sagte sie mit stählernem Beiklang.»Ich
zeige
Ihnen den Weg.«
7.
    Hauptmann Mohammed Mustapha von der Königlich Marokkanischen Gendarmerie lehnte an dem von der Sonne erwärmten Kotflügel seines Jeeps und schaute der hoch gewachsenen Amerikanerin dabei zu, wie sie langsam auf der sandigen Freifläche hin- und herging und dabei eindringlich den Boden musterte.
    Wie die meisten Landpolizisten dieser Gegend verbrachte der Hauptmann seine Tage normalerweise damit, die Schulschwänzer unter den Dorfkindern ausfindig zu machen, Verkehrsunfälle aufzunehmen oder die Papiere von Fremden zu überprüfen, von denen es leider nur sehr wenige gab. Letztes Jahr hatte er das Verschwinden eines Kamels untersucht, doch obwohl es sich anfangs um einen

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