Das Todeswrack
Jedes Deck wurde von vorn bis achtern in Helligkeit getaucht.
Zwei Decks unter ihnen sah Austin drei Gestalten vor Schreckerstarren und dann wie aufgescheuchte Küchenschaben in Deckung huschen.
»Aus!«,
rief er.
Das Licht erlosch.
»Ich habe drei Kerle auf dem Dach der U-Boot-Garage gesehen«, sagte Mike. »Sie sind in unsere Richtung unterwegs.
Vorn war keiner.«
»Leg dich flach auf den Bauch, und bleib vorerst da oben.«Austin trat ins Ruderhaus.
Auch Zavala kam von der anderen Seite zurück.
»Auf meiner Seite waren drei Männer, drei Decks unterhalb.
Angezogen wie Ninjas.«
»Bei mir auch. Mike hat drei gesehen, die sich von achtern nähern. Macht insgesamt neun. Soweit wir wissen. Käpt’n, kann Joe sich Ihre Schrotflinte ausleihen? Er hat ein wenig mehr Erfahrung mit, äh, Tontauben.«
Der Kapitän wusste, dass es einen großen Unterschied bedeutete, ob man auf tönerne Ziele oder auf Menschen schoss.
Er reichte Zavala die Waffe. »Ist entsichert«, sagte er ruhig. Auf Vorschlag von Austin zog er sich in den Funkraum zurück, so dass er nicht in die Schusslinie geraten konnte. Austin und Zavala standen Rücken an Rücken in der Mitte des dunklen Ruderhauses und richteten ihre Waffen auf die offene n Türen zu beiden Seiten. Sie mussten nur wenige Minuten warten, dann hatten die ungebetenen Gäste sie erreicht.
9.
An Steuerbord erschienen zwei Silhouetten in der Türöffnung und zeichneten sich schwach vor der blauen Finsternis ab. Sie standen hintereinander und unternahmen nicht einmal den Versuch, in Deckung zu gehen. Das war ein tödlicher Fehler.
Austin nutzte die Gelegenheit, nahm den vorderen Mann ins Visier und drückte ab.
Das Donnern der Bowen ließ die Scheiben des Ruderhauses klirren. Das schwere 50er-Projektil zerschmetterte das Brustbein des ersten Angreifers, durchdrang den gesamten Körper, trat am Rücken wieder aus und zerfetzte das Herz der zweiten Gestalt.
Die Wucht des Aufpralls schleuderte die Eindringlinge zurück und ließ sie über das Geländer stürzen.
Die Schrotflinte dröhnte auf. Mit klingelnden Ohren fuhr Austin herum und sah durch die Wolke aus Pulverdampf, dass ein weiterer Angreifer soeben mutig durch die Backbordtür eindrang. Zavalas Schuss hatte sein Ziel verfehlt und stattdessen in Kopfhöhe ein großes Stück Holz aus dem Türpfosten gerissen. Hastig lud Zavala die Waffe durch und feuerte erneut.
Diesmal traf er ins Schwarze. Der Mann schrie auf, taumelte zurück und schaffte es noch, einen kurzen, ungezielten Feuerstoß aus seiner Maschinenpistole abzugeben. Alle Kugeln gingen fehl – bis auf eine.
Das Geschoss streifte Austins Rippen und drang durch das Fleisch unterhalb seiner linken Achselhöhle. Es fühlte sich an wie ein Peitschenhieb mit rot glühendem Stacheldraht.
Zavala schüttelte verärgert den Kopf und bemerkte nicht, dass Austin sich auf ein Knie sinken ließ. »Ich habe direkt auf ihn gezielt«, sagte Joe ungläubig. »Und das aus kürzester Entfernung. Ich konnte ihn gar nicht verfehlen.«
Der Kapitän kam aus dem Funkraum und schlug wütend mit der Faust in die Handfläche.
»Mist!
Ich habe vergessen, Ihnen zu sagen, dass die alte Knarre nach rechts zieht. Sie müssen immer ein kleines Stück links zielen.«
Zavala drehte sich um und sah Austin dort knien. »Kurt«, fragte er beunruhigt, »alles in Ordnung?«
»Es ging mir schon mal besser«, erwiderte Austin und biss die Zähne zusammen.
Die vielen Jahre auf See hatten Kapitän Phelan gelehrt, prompt auf jegliche Art von Notfall reagieren zu können. Er holte eine n Verbandskasten und legte Austin eine Kompresse an, um die Blutung zu stoppen. Zavala hielt unterdessen Wache und wechselte fortwährend zwischen den beiden Türen hin und her.
»Heute scheint Ihr Glückstag zu sein«, sagte der Kapitän und fertigte eine behelfsmäßige Schlinge an. »Das ging knapp am Knochen vorbei.«
»Wie schade, dass ich gerade keine Gelegenheit habe, ein Lotterielos zu kaufen.«
Phelan half Austin wieder auf die Beine. »Ich habe zwei mit einem Schuss erledigt. Leider sind ihre Waffen mit ihnen nach unten gefallen.«
»Ich hatte weniger Glück«, sagte Zavala mürrisch. »Wie’s aussieht, habe ich den Kerl bloß verwundet.«
»Ich vermute, dass die Leute geglaubt haben, sie würden uns im Schlaf und unbewaffnet überraschen. Deshalb sind sie so unvorsichtig gewesen. Das wird nicht noch einmal passieren.
Beim nächsten Mal werden sie uns testen und uns zum Schießen verleiten wollen, um
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