Das Todeswrack
aufblähenden schwarzen Rauchwolke peitschten ziellose Geschossgarben in alle Richtungen.
Diese gefährliche Nebenwirkung seines Plans hatte Austin nicht bedacht. Er brüllte dem Kapitän zu, umgehend Deckung zu suchen, dann half er Zavala. Gemeinsam kauerten sie sich hinter die Trommel der Winde, bis die Schüsse aufhörten.
Das Feuer brauchte das ganze Benzin auf und erlosch beinahe genauso schnell, wie es aufgelodert war. Austin wies Zavala und den Kapitän an, sich nicht von der Stelle zu rühren, und stand auf. Auf dem Deck lagen fünf verkrümmte, qualmende Leichen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Zavala.
»Ja. Die hier werden bestimmt keins unserer Barbecues mehr besuchen.«
»Pass auf, Kurt,
einer
ist auf jeden Fall noch übrig«, rief Zavala ihm zu.
Austin griff instinktiv nach seiner Schlinge, aber er hatte die nutzlose Duellpistole liegen gelassen. Ein Stück vor ihm befand sich ein Kran, und in diesem Augenblick löste sich ein Schatten aus seinem Versteck hinter dem Sockel der Maschine. Kurt erstarrte vor Schreck. Er stand mitten im Freien. Die Bowen war leer. Er war so gut wie tot. Jeden Moment musste der tödliche Feuerstoss ihn zu Boden werfen. Im Schein der letzten Flammen, die noch über die Wasseroberfläche züngelten, gab er ein perfektes Ziel ab. Zavala und der Kapitän würden als Nächste dran sein.
Nichts passierte. Die Gestalt rannte von ihm weg zur Steuerbordseite, wo Austin die ersten Enterhaken entdeckt hatte.
Zuerst wollte Austin dem Mann folgen, aber dann verwarf er den Gedanken. Er war unbewaffnet, verwundet und völlig erschöpft. Also blieb er hilflos stehen und hörte, wie ein Außenbordmotor stotternd zum Leben erwachte. Er wartete, bis das Motorengeräusch in der Ferne verklungen war. Dann ging er zurück zu Zavala und dem Kapitän.
»Ich schätze, das war der Letzte«, sagte Zavala.
»Ja, stimmt wohl.« Erleichtert atmete Austin tief durch. Er wollte sich hinlegen und schlafen, aber vorher musste er noch etwas erledigen. Mike befand sich nach wie vor auf dem Dach der Brücke, und die Besatzungsmitglieder waren noch immer mit den Wissenschaftlern im Bugraum verbarrikadiert.
»Ihr wartet hier. Ich sage den anderen Bescheid, dass sie wieder an die frische Luft dürfen.«
Er ging an den verkohlten Leichen vorbei und machte sich auf den Weg zur Bugsektion. Austin war kein kaltblütiger Mensch, aber er sparte sich sein Mitgefühl für diejenigen auf, die es wirklich nötig hatten. Noch vor wenigen Minuten wollten die Männer, die jetzt als qualmende Aschehaufen vor ihm lagen, ihn selbst samt seinen Freunden und Kollegen ermorden. Das konnte er unter keinen Umständen zulassen.
Vor allem nicht wegen Nina, zu der er sich immer stärker hingezogen fühlte. So einfach war das. Es handelte sich hierbei offenbar um dieselben Männer, denen die archäologische Expedition zum Opfer gefallen war. Sie hatten ihre Aufgabe beenden wollen. Austin und die anderen waren ihnen schlicht und einfach im Weg gewesen.
Diesmal konnten die Attentäter aufgehalten werden, aber Austin wusste, dass die Angelegenheit damit noch längst nicht ausgestanden war. Nina Kirov war immer noch am Leben.
11.
Indien
Die Monsunstürme, die vom Arabischen Meer über Indien hereinbrechen, regnen sich zum größten Teil über einer Bergregion ab, die als die Westghats bekannt ist.
Wenn die feuchten Luftströmungen dann das Hochland von Dekkan im Südosten Indiens erreichen, beträgt die Niederschlagsmenge nur noch bloße dreiundsechzig Zentimeter.
Als Professor Arthur Irwin im Eingang der Höhle stand und den dichten Wasservorhang musterte, der aus einem schiefergrauen Himmel hinabstürzte, konnte er nur schwerlich glauben, dass dies angeblich der Regenmenge entsprach, die auch in London üblich war. Bereits dieser Nachmittagsschauer, der sich soeben seinem Ende zuneigte, hätte schon genügt, um das gesamte britische Parlament unter Wasser zu setzen.
Die Höhlenöffnung befand sich in einem steilen Hang oberhalb eines schmalen Tals, das von üppigem Grün erfüllt war. Der dichte Wald südlich des Ganges ist die älteste Region Indiens und galt einst als ein entlegener und gefährlicher Ort, der von bösen Geistern heimgesucht wurde.
Irwin machte sich weniger um die bösen Geister Gedanken als vielmehr um das Wohlergehen und den Verbleib seiner Gruppe.
Vor nunmehr sechs Stunden war Professor Mehta gemeinsam mit ihrem wortkargen Führer zum Dorf aufgebrochen.
Der Weg dorthin verlief entlang einer
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