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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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sie verschwunden?
    Chiang schaute sich angsterfüllt um. »Böse Geister«, sagte er und machte sich ohne ein weiteres Wort auf den Rückweg zum Fluss.
    Es wurde kühler, als hätte eine Wolke sich vor die Sonne geschoben. Quinn erkannte, dass er auf einmal ganz allein war.
    Das einzige Geräusch war das schlangengleiche Rascheln des Grases im leichten Wind. Er sah sich ein letztes Mal um und eilte dann der entfernten Gestalt hinterher. Die Reihen stummer Soldaten blieben in ihren Erdgräbern zurück.
13.
    Fairfax County, Virginia
    In der schwülen morgendlichen Stille stieß Austin sich von der Bootsrampe ab, legte die kräftigen Hände um die Kohlefasergriffe der Ruder und ließ sein pfeildünnes Skullboot mit einem einzigen lang gestreckten Zug auf das glitzernde Wasser des Potomac hinaus schießen. Für Austin war das Rudern auf dem Potomac ein tägliches Ritual, das er zwischen seinen Aufträgen gewissenhaft befolgte. Auf Anweisung des Arztes hatte er seiner linken Seite etwas Ruhe gegönnt. Sobald die Nähte verheilt waren, begann er sein eigenes Therapieprogramm, das aus Übungen an den Gewichten und Maschinen in seinem Trainingsraum und täglichen Bahnen in seinem Pool bestand. Er hatte die Belastung seines Körpers allmählich erhöht, bis er der Überzeugung war, eine Ruderpartie würde dem frisch genesenen Muskelgewebe keinen Schaden mehr zufügen können.
    An einem besonders schönen Tag war die Verlockung des Flusses so stark, dass Austin ihr nicht länger widerstehen konnte. Es war an der Zeit, den Erfolg seines Trainings zu testen. Er zerrte sein schnittiges, sechseinhalb Meter langes Skullboot Marke Maas Aero aus dem Untergeschoss des Bootshauses, das er sich hier direkt am Fuß der Höhenzüge von Fairfax County zu einem Heim umgebaut hatte. Den leichten Rumpf die Rampe hinunter und ins Wasser zu bugsieren war nicht weiter schwierig.
    Das eigentliche Problem bestand darin, das schmale Boot zu besteigen, ohne es umkippen zu lassen.
    Sein erster Versuch ging völlig daneben. Die Concept-II-Kompostruder waren zwar federleicht, aber bei einer Länge von je zwei Meter fünfundsiebzig sowie dem Gewicht und dem Druck der Ruderblätter im Wasser gelangen Austin nur wenige schmerzhafte Züge, bevor er in kalten Schweiß gebadet umkehren musste. Seine Seite fühlte sich an, als hinge sie an einem Fleischhaken. Kurz vor dem Ufer brachte er das Boot absichtlich zum Kentern, wankte ins Haus und zum Medizinschrank.
    Während er einige Schmerztabletten schluckte, die seine Qualen nur leicht zu lindern vermochten, musterte er im Spiegel sein aschfahles Ebenbild. Er wartete ein paar Tage und versuchte es dann erneut. Diesmal setzte er verstärkt den rechten Arm ein, was dazu führte, dass die ungleichmäßigen Schläge das Boot eine Reihe unansehnlicher Bögen fahren ließen, aber immerhin kam er voran. Innerhalb weniger Tage musste er beim Rudern nicht mehr die Zähne zusammenbeißen.
    Schließlich ließ auch die Steifheit nach. Heute erinnerte ihn nur noch ein leichtes Stechen an den Glückstreffer des Angreifers, wenn er zum Aufwärmen einige Dehnübungen absolvierte. Er ließ sich in das offene Boot gleiten und hatte vom ersten Moment an ein gutes Gefühl. Er steckte die Füße in die am Boden befestigten Schlaufen und schob den Schlitten, auf dem er saß, einige Male auf den doppelten Gleitrollen vor und zurück, um seine Bauchmuskulatur zu lockern. Dann stellte er die »Knöpfe« ein, die Manschetten an den Auslegerdollen, so dass er bei jedem Ruderschlag die maximale Kraftausbeute haben würde.
    Austin beugte sich vor, tauchte die Ruderblätter ein, zog mit Schwung die Griffe zurück und brachte dabei sein ganzes Körpergewicht zur Geltung. Das Boot schoss wie ein Wasserläufer über die Oberfläche. Heute war bislang der beste Tag.
    Jegliche r Restschmerz wog längst nicht so schwer wie seine Freude, in normalem Takt rudern zu können. Er saß kerzengerade, eine Hand über der anderen, damit die Bewegung leichter fiel. Zunächst behielt er ein gemächliches Tempo bei, streckte die Arme nur mäßig nach vorn und zog die Riemen dann weit nach hinten durch. Am Ende eines jeden Schlags drehte er die Blätter in eine beinahe horizontale Position, um den Luftwiderstand so gering wie möglich zu halten. Dann schob er sich wieder voran, und die Ruderblätter wanderten nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche nach hinten, um abermals einzutauchen. Er ächzte befriedigt; heute lief es wirklich

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