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Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kochen. Sie sehen aus, als könnten sie ihn gebrauchen.« Einen Moment lang war ich versucht, ihr Angebot anzunehmen. Aber dann blickte ich wieder in Madame Scheuerlappens treue Schweinsäuglein, und der Ausdruck, den ich darin las, überzeugte mich davon, daß sie weit mehr im Sinn hatte als Kaffeetrinken.
    Vielleicht war ein wenig frische Luft doch nicht zu verachten.
    »Später«, sagte ich noch einmal. »Im Moment …«
    Weiter kam ich nicht, denn in diesem Augenblick wurde die Tür in meinem Rücken mit einem einzigen, gewaltigen Hieb eingeschlagen, und ein verzerrter menschlicher Schatten erschien in der Öffnung.
    Ich sah noch, wie Madame Duisteren vor Schreck den Mund aufriß, ohne einen Ton herauszubringen, während ich auf dem Absatz herumwirbelte.
    Im gleichen Moment fegte der Eindringling die Reste der zerbrochenen Tür vollends beiseite, und ich erkannte sein Gesicht.
    Oder das, was davon übrig war.
    Die linke Hälfte seines Kopfes war nahezu unversehrt, während die andere regelrecht zermalmt worden war. Das braune Material, das menschlicher Haut so täuschend ähnelte, war zerrissen und hing in Fetzen hinunter. Der eiserne Knochen darunter war zerbrochen und eingedrückt, und aus dem zerfransten Loch, in dem einmal die Nachbildung eines menschlichen Auges gesessen hatte, ragten die abgerissenen Enden dünner, silberner Drähte.
    Eine endlose Sekunde lang starrten wir uns nur an, ich mit einer Mischung aus schierem Unglauben und aufkommendem Entsetzen, Eisenzahn mit unbewegtem Gesicht. Sein einzelnes, noch verbliebenes Auge schien vor Haß zu brennen, und seine Hände vollführten unentwegt kleine, zupackende Bewegungen, die von einem ganz leisen Summen begleitet wurden.
    Schließlich war es Madame Duisteren, die mit einem Schrei die lähmende Stille brach. Eisenzahn und ich erwachten gleichzeitig aus unserer Erstarrung. Aber ich war um eine Zehntelsekunde schneller. Eisenzahns Kopf ruckte mit einer harten Bewegung herum. Sein Kunstauge glühte stärker, und seine rechte Hand hob sich und grabschte in Madame Duisterens Richtung. Für einen Moment schien er unschlüssig, welchem Gegner er sich zuerst zuwenden sollte.
    »Zurück!« brüllte ich. »Um Gottes willen laufen Sie um Ihr Leben!« Ich versetzte ihr einen Stoß vor die Brust, der sie rücklinks in ihr Zimmer und ziemlich unsanft auf das gutgepolsterte Hinterteil fallen ließ, duckte mich unter Eisenzahns Klaue hindurch und führte die Drehung zu Ende. Mein Fuß kam hoch, beschrieb einen perfekten Halbkreis und traf Eisenzahns Kinn schräg von unten. Es war ein Tritt wie aus dem Lehrbuch; ganz genau so, wie ihn mir mein chinesischer Lehrer beigebracht hatte.
    Aber hier zeigte er keine Wirkung. Statt umzukippen, griff Eisenzahn mit einer fast gemächlichen Bewegung nach meinem Fuß und hielt ihn fest. Ich kämpfte mit wild rudernden Armen um mein Gleichgewicht und fiel nach hinten, als Eisenzahn meinen Fuß unversehens wieder losließ. Sekundenlang sah ich nichts als flammende rote Punkte und graue Schlieren.
    Als sich mein Blick klärte, kam Eisenzahn mit einem triumphierenden Klappern auf mich zu. Sein Stahlgebiß blitzte drohend, als er auf mich zu sprang.
    Mit einer verzweifelten Bewegung warf ich mich zur Seite, packte sein Bein mit beiden Händen und zerrte mit aller Kraft daran. Gleichzeitig stieß ich mit beiden Füßen nach seinem anderen Bein.
    Erneut hatte ich das Gefühl, gegen einen Stahlträger getreten zu haben. Die Erschütterung pflanzte sich wie eine Welle aus vibrierendem Schmerz durch meinen Körper fort und trieb mir die Tränen in die Augen. Aber ich hatte Erfolg Eisenzahn zitterte und stand einen Augenblick lang reglos da. Aus seinem Inneren drang ein schrilles, immer heller werdendes Heulen, dann hörte ich ein trockenes Knacken, als zerbräche ein Ast. Er kippte wie ein gefällter Baum nach hinten und zerschlug dabei die Bodenfliesen.
    Doch fast im gleichen Moment rollte er sich auch schon herum und stemmte sich unbeirrt wieder in die Höhe.
    Ich war eine halbe Sekunde vor ihm auf den Beinen, machte einen Schritt in Richtung Tür und brachte mich mit einem jähen Satz in Sicherheit, als seine Hand vorschnellte. Seine Kralle grub sich in die zertrümmerten Reste des Türrahmens und zermalmten ihn vollends.
    Verzweifelt sah ich mich nach einem Fluchtweg um und rannte mit weit ausgreifenden Schritten auf die Treppe zu.
    Eisenzahn folgte mir wie ein zum Leben erwachter Alptraum.
    Immer zwei, drei Stufen auf einmal nehmend,

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