Das Tor nach Andoran (German Edition)
Gedanken verstehen und ich bin mir sicher Jalara lügt nicht. Verhalte dich ruhig und benimm dich nicht wie ein wild gewordener Bär, dann wird nichts geschehen.«
Langsam beruhigte sich der peitschende Schwanz Jalaras und sie legte sich ins hohe Gras. Riana näherte sich ihr, wobei sie für Gandulf und Thurgrom hörbar tröstend auf Jalara einredete. Bei ihr angekommen fuhr sie sachte mit ihrer Hand über die Stirn der Echse, worauf Jalara einen wohligen Grunzlaut von sich gab.
Obwohl Granak und Julian verstanden, was die Echse Riana anvertraute, waren beide erstaunt, mit welcher Selbstverständlichkeit sich Riana der Echse mitteilte. Auch sie berichtete Jalara von ihrem Schicksal und sprach ihr Mut zu. Der große Mann hat versprochen, dich in deine Welt zurückzubringen. Ich vertraue ihm , erklärte Riana der Echse und wies dabei auf Gandulf, dem sie zuwinkte, sich ihnen zu nähern.
Gandulf setzte langsam und bedächtig einen Fuß vor den anderen, und als er Jalara und Riana erreichte, blickte ihm die Echse aus großen Augen an.
»Du weißt, was du tust?« Rianas Worte waren mehr eine Feststellung als eine Frage. Gandulf nickte leicht und legte seine Hand mit dem Ring der Weltenwächter auf den Kopf der Echse.
»Jalara soll, wenn ich dir das Zeichen gebe, in den Ring gehen, der vor ihr entstehen wird. Beruhige sie und versichere ihr, dass sie keine Angst haben muss,« gab Gandulf Riana zu verstehen.
Leise murmelte der Wächter Worte in einer fremden Sprache und der Smaragd in der Fassung des Rings begann zu erstrahlen.
„Ar agor eich hun i sgorio a dod y creadur yn ôl at ei famwlad.”
Über dem Kopf Jalaras bildete sich ein grün leuchtender Kreis, der einige Schritte von der Echse weg schwebte und sich dabei ständig vergrößerte. Im Inneren des Kreises flammte milchig trübes Licht auf, das sich schneller und schneller zu drehen begann. Erschrocken von dieser Erscheinung wollte Jalara zurückweichen, aber Riana schaffte es, die Echse zu beruhigen. Als der Ring den Boden berührte, forderte Gandulf Riana auf.
»Schicke Jalara durch den Ring,« verlangte er von Riana, nachdem das Licht im Kreis zum Stehen gekommen war. Riana klopfte aufmunternd Jalara auf die Schuppen und die machte sich mit zögernden Schritten daran, in den Kreis zu gehen. Jalara hatte den Kreis noch nicht erreicht, als unvermittelt das Licht im Inneren verblasste und der smaragdgrüne Ring in sich zusammenfiel.
Riana sah Gandulf erschrocken an. »Was bedeutet das Gandulf, wie konnte das geschehen?«
Gandulf sah nachdenklich auf seine Fußspitzen und dann zur Echse, die erstarrt stehen geblieben war. »Es gibt nur eine Möglichkeit der Erklärung, aber die wird Jalara ebenso wenig gefallen wie Thurgrom.«
Riana holte tief Luft, ehe sie Gandulf fragte. »Wie erklärst du dir, dass das Tor verschwunden ist?«
Gandulf wirkte betroffen, als er zu sprechen begann. »Jalaras Welt, … Gandulf zögerte es auszusprechen, aber Riana schien verstanden zu haben und vollendete den Satz. »Jalaras Welt existiert nicht mehr. Hab ich recht?«
Gandulf nickte zustimmend und ging mit gesenktem Haupt zu Julian und dem Troll zurück, wo ihn Thurgrom aufgebracht empfing.
»Was ist, ich dachte du schickst das Vieh zurück?« Tonlos antwortete Gandulf dem Zwerg. »Das geht nicht mehr, Jalaras Welt hat aufgehört, zu sein.« aufbrausend entgegnete Thurgrom. »Ja und, das ist doch egal. Hauptsache das Biest verschwindet von dieser Welt und macht uns keine Scherereien mehr,« begehrte Thurgrom auf und fuchtelte aufgeregt mit seinen Händen durch die Luft. Als Thurgrom Gandulf anblickte, sah er, dass der Wächter ihm einen mitleidigen Blick zuwarf und in die Gasse ging, aus der sie gekommen waren.
Thurgrom drehte sich verwundert zu Julian und Granak um. »Versteht ihr, warum er davon läuft, oder hab ich was verkehrt gemacht?« Julian kam zu Thurgrom und zog ihn beiseite. »Ich denke nicht, dass er jetzt gestört werden will. Er weiß nicht, wie es mit Jalara weitergehen soll. Einerseits ist er verpflichtet, jeden Eindringling in seine Welt zu befördern. Andrerseits kann er Jalara nicht in den Tod oder in eine beliebige andere Welt schicken. Lass ihm etwas Zeit, er wird schon einen Weg finden.«
Thurgrom sah zu der Echse hinüber, die ihren Kopf auf den Boden gelegt hatte und mit traurigen Augen Riana zuzuhören schien. Plötzlich tat sie ihm leid. Er wollte nicht, dass Gandulf sie tötete. Er verstand auch Thurgrom, dessen Volk hier seit
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