Das Tor nach Andoran (German Edition)
zog. Durch einen milchigen Schleier glaubte Julian Trina zu sehen, die ihm mit ihrer feuchten Zunge das Gesicht ableckte und dabei jämmerlich winselte.
»Junge nun komm endlich wieder zu dir,« vernahm er Gandulfs Stimme, der seiner Forderung Nachdruck verlieh, indem er Julians Wangen unsanft tätschelte.
Julian öffnete zaghaft die Augen, um sie sofort wieder zu schließen. Ein stechender Schmerz zog sich von den Augen über seinen gesamten Kopf, der dröhnte als schlage jemand mit einem Hammer darauf herum.
Sein zweiter Versuch die Augen zu öffnen gelang und er erkannte durch einen trüben Schleier Granak, der sich mit besorgtem Gesicht über Gandulfs Schulter beugte. »Geht es dir gut mein Junge,« erkundigte sich der Troll.
»Ja … ja …,« stotterte Julian mit brüchiger Stimme, wobei er das Gefühl nicht los wurde, als hätte er seit Tagen nichts mehr getrunken. Seine Zunge klebte trocken und angeschwollen am Gaumen, und er sehnte sich nach einem Schluck Wasser. Unsicher versuchte Julian auf die Beine zu kommen, was ihm erst gelang, nachdem sich Gandulf bei ihm unterhakte und sein Bemühen unterstützte.
»So ist es immer beim ersten Mal, wenn man durch die Pforte in eine andere Welt geht,« versuchte Gandulf ihn aufzumuntern. Julian verspürte eine zunehmende Übelkeit, die von seinen Magen aufstieg und alles um ihn herum schien sich zu drehen. Gandulf reichte Julian den Wassersack des Trolls.
»Gleich wird es besser,« prophezeite er und entzog Julian den Sack nach einigen wenigen Schlucken, als dieser gierig weitertrinken wollte.
Einigermaßen sicher auf seinen Beinen stehend sah sich Julian um.
»Sind wir in Andoran?,« fragte er Gandulf, der neben ihm stand und ihn stützte. Sie befanden sich am Rande einer Lichtung unter dem ausladenden Blätterdach eines Baumes, den Julian nicht kannte. In einiger Entfernung erblickte er Riana, die sich um Jalara zu kümmern schien, denn er sah sie beruhigend auf die Echse einreden.
»Wie es aussieht, sind wir auf Andoran,« antwortete ihm Gandulf, »nur Granak weiß noch nicht, wo wir uns befinden. Er versucht es gerade herauszufinden und hat Dragan aufsteigen lassen damit der sich einen Überblick verschafft.«
Der Wächter sah zum Himmel hoch und Julians Blick folgte ihm. Dunkle drohende Wolken türmten sich über ihnen auf und unablässiger Regen fiel auf sie herab. Gleichzeitig bemerkte er den eisig kalten Wind, der über die Lichtung wehte. Fröstelnd schlang Julian seine Jacke enger um sich. Das sollte das Andoran sein, von dem ihnen Riana am Feuer erzählte?
Andoran mit seinen weiten Steppen den klaren Bächen und sonnendurchfluteten Hügeln, von denen sie ihnen vorgeschwärmt hatte. Julian konnte es nicht glauben.
»Bist du dir sicher Gandulf,« fragte er daher noch einmal. »Wie kann Dragan bei diesem Wetter überhaupt etwas erkennen, die Wolken nehmen ihm doch die Sicht.
»Dragans Augen erkennen selbst durch die dichtesten Wolken noch den kleinsten Gegenstand, das hat er mir schon des Öfteren bewiesen. Die Augen eines Drachen sind bemerkenswert,« vernahm Julian die Stimme des Trolls in seinem Rücken. Granak wirkte besorgt, obwohl er versuchte seiner Stimme einen zuversichtlichen Klang zu geben.
Nervös streiften seine Blicke immer wieder den Waldrand, als erwarte er jeden Moment einen Angriff von den Helfern des Barons.
»Denkst du die Jäger sind in der Nähe,« fragte Gandulf, der ebenfalls die besorgten Blicke des Trolls bemerkte.
Granaks Blick schweifte beunruhigt umher, als er ihnen antwortete. »Ich hoffe nicht, aber wir sollten auf alles vorbereitet sein.«
Gandulf, der zähneklappernd auf und ab marschierte, um sich warm zuhalten, warf Granak einen vorwurfsvollen Blick zu. »Du hättest uns ruhig vor der Kälte warnen können, als wir uns auf den Weg machten,« maulte Gandulf und sah Granak tadelnd an.
»Das Beste wird sein wir bauen uns einen Unterstand gegen den Regen und machen ein Feuer. Ich hab keine Lust zu erfrieren, oder kommt Dragan bald zurück?«
Der Troll verneinte Gandulfs Frage und so begann der Wächter, nach langen Stangen zu suchen. Julian der ebenso fror wie Gandulf half ihm, die Stangen in den Boden zu rammen. Danach suchten sie dünne biegsame Äste, mit denen sie die Stangen zusammenfügten und zu einer runden Kuppel festbanden. Dieses provisorische Dach deckten die beiden zum Schutz gegen den anhaltenden Regen mit riesigen herzförmigen Blättern ab, die ein niedriger Busch ganz in ihrer Nähe
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