Das Tor nach Andoran (German Edition)
sich tatsächlich wohler in der schwülen Hitze des Urwalds. Stunden später als die aufkommende Dunkelheit kein Vorwärtskommen mehr ermöglichte, schlugen sie ihr Lager am Rande eines kleinen Rinnsals auf, das sich durch den Wald schlängelte.
Mit der Dunkelheit verebbten die Geräusche der tagaktiven Tiere. Jetzt betraten andere Geschöpfe die Bühne der Natur und erfüllten sie mit ihren Stimmen. Ein heißeres Fauchen, das über ihren Köpfen erklang, ließ Julian besorgt nach oben sehen, doch Granak beruhigte ihn. »Der Schrei einer gefleckten Baumkatze, die Jagd auf die Baumzwerge macht,« erklärte ihm Granak und betonte. »Sie ist nicht sehr groß und für uns ungefährlich. Sie verlässt die Bäume nie, um auf dem Waldboden zu jagen. Sie wird in den Bäumen geboren und stirbt auch dort.«
Aus weiter Ferne drang das laute Brüllen eines anderen Tieres zu ihnen und Granak zuckte sichtlich zusammen, ehe er mit seinen Erklärungen fortfuhr.
»Dieses Gebrüll kann nur von einer gestreiften Königskatze stammen. Ein fürchterliches Geschöpf, das seine Umwelt mit seiner Mordlust terrorisiert. Es hat ein gewaltiges Gebiss mit zwei Reißzähnen am Oberkiefer, die über eine Elle lang sind.«
Erschaudernd brach Granak ab und lauschte weiter den Geräuschen der Nacht, die bei näherem Hinhören von einem wilden Summen und Brummen erfüllt war.
»Es gibt auf Andoran Insekten, die die Größe von Tauben erreichen und sie sind nicht weniger gefährlich als die Königskatze. Einige von ihnen besitzen giftige Stacheln, andere Beißwerkzeuge, mit denen sie ihre Opfer töten. Die kleinen Insekten dagegen sind meist harmlos. Am giftigsten aber sind die braunen Riesenspinnen, vor ihnen müsst ihr euch hüten. Sie lauern in Erdhöhlen und greifen auch größere Tiere oder Menschen an.«
Gandulf der gerade einen Schluck von dem belebenden Tee trank den Granak zubereitet hatte, konnte sich eine sarkastische Bemerkung in Rianas Richtung nicht verbeißen. »Riana hat uns von ihrer Welt in den höchsten Tönen vorgeschwärmt. Wie es scheint, hat sie diesen Teil von Andoran noch nie besucht, oder sie hat ihn uns verschwiegen.«
Gandulf warf Riana einen spöttischen Blick zu und vertiefte sein Gesicht im Becher. So entging ihm das wütende Aufblitzen in ihren Augen.
»Es wird Zeit sich zur Ruhe zu begeben,« mahnte der Troll. »Morgen können wir Mydar erreichen, wenn wir früh aufbrechen. Wir haben heute schon ein gutes Stück unseres Weges hinter uns gebracht.«
Ohne weiter darauf zu antworten, legte Gandulf seinen Becher aus der Hand, lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm und schloss die Augen.
Julian nahm seine Jacke als Kopfkissen und schlief wenige Augenblicke später tief und fest. Auf diesen Augenblick schien der Troll gewartet zu haben, denn er gab Riana ein Zeichen ihm zu folgen. Etwas abseits vom Lager blieb er stehen und sah Riana besorgt an.
»Es kann sein, dass Kisho deine Rückkehr schon bemerkt hat. Daher möchte ich in Mydar einig Zeit verbleiben, um dich auf die unausweichliche Auseinandersetzung mit dem schwarzen Baron und seinen Helfern vorzubereiten.«
Riana hatte sich ihre langen Haare zu einem Zopf zusammengebunden, trotzdem fielen ihr die Kopfhaare ins Gesicht. Mit einer flüchtigen Bewegung strich Riana sie zurück und blickte den Troll aus ihren indigoblauen Augen an.
»Wie viel Zeit wird uns bleiben?« Granak zuckte resigniert mit den Schultern, als er antwortete. »Wenn ich das wüsste. Es kann noch Wochen dauern, oder nur wenige Tage. Ich weiß es nicht. Du musst aber dann gerüstet sein. Bedenke eines Riana, wenn es zum Kampf kommt, darfst du Kisho keinesfalls töten, das wäre das Ende von Andoran.«
»So sei es,« antwortete Riana, wobei sie Granak erstaunt musterte, da dieser einen betretenen Gesichtsausdruck machte und unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. »Gibt es sonst noch etwas das Du mir sagen möchtest?«
»Ich weiß nicht wie Gandulf und Julian reagieren werden, wenn es zum Kampf kommt und ich betrachte es immer noch als Fehler, dass sie mitkamen. Aber darüber reden wir ein andermal. Nun mach, dass du schlafen gehst, wir werden morgen weitersehen.«
Riana drehte ihren Kopf zu den beiden Schlafenden und erwiderte dem Troll.
»Denk daran, du verdankst es ihnen, dass wir zurück konnten.«
Riana machte zwei Schritte in Richtung des Lagers, als plötzlich vor ihr ein gedämpftes Knurren erklang und eine riesige gestreifte mit langen Reißzähnen bestückte Katze ihr
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