Das Tor nach Andoran (German Edition)
biegsame Äste zu einer Konstruktion zusammengebunden, die Julian als Tragegestelle erkannte. »Die hab ich heute Nacht geflochten. Das ist eine Vorrichtung um die Rucksäcke auf Jalaras Rücken zu transportieren, so haben wir die Hände frei und müssen uns nicht mit der Last abplagen.«
Granak befestigte das Gestell knapp hinter dem Hals der Echse und gab ihnen zu erkennen, dass sie ihre Rucksäcke nun aufladen konnten. Ein letzter zufriedener Blick auf Jalara, dann fragte er.
»Seid ich bereit?« Riana unterbrach Jalara zu kraulen und entgegnete mit fester Stimme.
»Wir sind bereit Troll.«
Schon wenige Meter, nachdem sie die Lichtung verlassen hatten und in das Unterholz eindrangen, zeigte sich Jalaras Anwesenheit von großem Nutzen. Mit ihrem großen schuppenbewehrten Körper walzte sie die mannshohen Farne und Sträucher einfach nieder und ermöglichte ein bequemes Vorwärtskommen.
Anfangs beunruhigten Julian die Geräusche, die in dem für ihn fremden Wald ertönten. Von seiner Welt kannte er das Heulen der Wölfe, die des Nachts in den Hügeln herumstreiften. Er kannte das Brummen der Bären und die Schreie der Adler, wenn sie ihre Kreise über seiner Herde zogen. Selbst das heißere Fauchen eines Berglöwen hatte Julian schon in seiner Welt vernommen, das Tier aber nie zu Gesicht bekommen.
Hier auf Andoran aber erfüllte ein Kreischen und Fauchen die Luft, dass es ihn ängstigte und je weniger er von den Tieren sah, umso geheimnisvoller erschienen sie ihm. Granak der die besorgten Blicke des Jungen bemerkte, beruhigte Julian.
»Dich erschrecken die Geräusche des Dschungels, ich kann es dir ansehen. Keine Sorge Julian, solange Jalara bei uns ist, wagt sich keines der Raubtiere in unsere Nähe.«
Dicht über ihren Köpfen erscholl ein abgehacktes auf und abschwelendes Brüllen, das in einem Kreischen endete, um sofort aus der Nähe beantwortet zu werden. Diese Kakofonie erfüllte die Bäume über ihnen und Julian suchte vergeblich nach den Verursachern.
»Das sind die Zwerge des Waldes,« erklärte Granak, »sie verbringen ihr ganzes Leben in den Bäumen. Von ihnen droht uns keine Gefahr, außer dass wir bei ihrem Geschrei taub werden.«
Granak lächelte bei seinem vermeintlichen Scherz, doch Julian konnte nicht darüber lachen. Vielmehr schloss er näher zu Riana und der Echse auf, die durch das Unterholz voranschritt, um ihnen den Weg zu ebnen. Auch Trina suchte, als hätte sie Granaks Worte verstanden die Nähe zu Jalara und Riana.
Das Sonnenlicht durchdrang das dichte Blätterdach nur in dünnen speerartigen Strahlen und gelangte kaum auf den Waldboden. Im unwirklichen Licht erschienen die Bäume wie Lebewesen, die der Gruppe mit ihren Blicken folgten. Julian, der neben Riana und Trina dicht hinter Jalara marschierte, lief der Schweiß in Strömen vom Rücken und der Stirn. Die aufsteigende Feuchtigkeit machte das Atmen zur Last und immer öfter blieb er stehen, um sich den beißenden Schweiß aus den Augen zu reiben. Gandulf erging es nicht besser, wie Julian erkennen konnte, denn nach einigen Stunden drängte er auf eine kurze Rast.
Unter einem Baum, dessen Stamm gut zwanzig Schritte im Durchmesser maß, und dessen Krone weit ausladend keinen Lichtstrahl auf den Boden fallen ließ, machte die Gruppe Rast.
Erschöpft schwitzend und fluchend riss sich Gandulf das Schwert und den Bogen vom Rücken und lehnte sich an den Stamm. Während er schwer atmend die Augen schloss, entfachte Granak, dem die feuchte Hitze nichts auszumachen schien, ein kleines Feuer und setzte den Kessel mit Wasser auf.
»Ich werde euch einen Tee zubereiten, der euch leichter atmen lässt und den Schweißfluss etwas hemmt.«
Mit diesen Worten verschwand der Troll im Unterholz und kam nach einiger Zeit mit einem Armvoll Kräutern zurück. Einen Teil der Kräuter zerteilte Granak und warf sie in den Kessel mit dem siedenden Wasser. Den anderen Teil schlug er sorgfältig in ein Tuch und verstaute es in seinem Rucksack. Bald erfüllte der würzige Duft aus dem Kessel die Luft. Granak goss von dem Gebräu in die Becher und reichte sie Julian und Gandulf, der den Troll mit argwöhnischem Blick musterte.
»Und das soll helfen?,« fragte er skeptisch. Granak nickte ihm aufmunternd zu, wobei er eine Geste machte, die Gandulf zum Trinken aufforderte. »Du wirst dich in wenigen Augenblicken besser fühlen,« bestätigte er.
Nach etwa einer Stunde Rast machte sich die Gruppe wieder auf den Weg und Juliana und Gandulf fühlten
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