Das Tor nach Andoran (German Edition)
Jalara, habt ihr sie gesehen?«
Gandulf verneinte. »Siehst du den Troll,« stellte er eine Gegenfrage, die Riana verneinte. Wie aus dem Nichts erschien Granak vor ihnen. »Nicht weit von hier steht ein Haus, in dem wir die Nacht verbringen können,« sagte er und zeigte ihnen den Weg. Ein leises Grollen in ihrem Rücken veranlasste Riana dazu, sich umzudrehen. Erleichtert sah sie die Echse aus dem Unterholz hervorkommen und rief ihr zu. »Hier Jalara wir sind hier.«
Die Nacht verbrachten Riana und ihre Gefährten in dem Gebäude nahe der Brücke. Granak lotste sie in das erste Haus am Rande der Straße, an dem sie vorbei kamen. In der Dunkelheit erwachten die Tiere des Urwalds. Kreischen und Brüllen erfüllte die beginnende Nacht mit einem Lärm der Julian einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
Das von Lianen und Efeu umrankte Haus befand sich in einem annehmbaren Zustand. Der ebenerdige Raum in dem sie ihr Lager aufschlugen schien Granak genügend Schutz vor den Gefahren der Nacht zu bieten.
Gandulf entzündete nahe der vergitterten Fensteröffnung ein Feuer, damit der Rauch durch die Öffnung entweichen konnte. Riana saß abseits in einer geschützten Ecke auf ihrem Nachtlager und strich Trina geistesabwesend über das Fell.
Immer wieder sah Julian durch die Öffnung hinaus in die Finsternis. Er fühlte sich beobachtet. Seine durch Servinas verbesserte Sehkraft ließ ihn dunkle Schatten sehen, die wie er glaubte, sie belauerten.
Als Julian Granak auf seine Befürchtungen ansprach, entgegnete der Troll lachend. »Mein Junge, Mydar ist seit gut hundert Jahren unbewohnt. Als Kisho den Mydaren ihren Rubin stahl, löste sich aus unerklärlichen Gründen ihre Kultur in Nichts auf. Sie verschwanden und ließen eine leere Stadt zurück. Mydar ist höchsten von Baummenschen, Vögeln und anderem Getier bewohnt.« Trotzdem sah Julian den Troll skeptisch an weil sich in ihm das Gefühl beobachtet zu werden eher verstärkte, als dass ihn Granaks Erklärungsversuch beruhigte.
»Ich denke Julian hat nicht so unrecht,« meldete sich Riana von der Ecke her, in der sie ihre Schlafstatt hergerichtet hatte. »Ich kann die Schwingungen eines Geistes wahrnehmen, der nicht von einem Tier stammt. Wir sollten lieber für die Nacht Wachen einteilen, um vor Überraschungen sicher zu sein.«
Gandulf, der am Feuer hantierte, sah überrascht das Mädchen an. »Kann es sein, dass sich Handlanger vom Baron hier herumtreiben?«
Riana neigte leicht ihren Kopf, wobei ihre langen Haare wie ein Schleier auf eine Seite fielen und schloss die Augen. Kurz darauf öffnete sie die Augen wieder und stellte fest. »Es sind weder die Schwingungen eines Jägers noch eines Suchers. Es kommt mir vor als wären es Hunderte von Gedanken, die wirr durcheinanderreden. Nein ich glaube es ist etwas anderes. Keine Jäger oder Sucher soviel ist sicher.« Granak sah sich unbehaglich um. Julians Beobachtungen hätte er noch mit der unbekannten Umgebung und der Unsicherheit die einen dabei befiel abgetan, aber Rianas Aussage konnte er nicht ignorieren. Sie besaß magische Sinne, die sich wie es aussah, schnell entwickelten. Die Bestimmtheit, mit der sie Julians Beobachtung bestätigte, ließ ihn nicht an der Richtigkeit Rianas Ansicht zweifeln.
* Wer oder was konnte dieses unbekannte Wesen sein? *
»Gut teilen wir die Wachen für heute Nacht ein,« stimmte der Troll zu. Julian, der, obwohl der Marsch durch den Urwald anstrengend war, keine Müdigkeit verspürte, meldete sich zur ersten Wache, während Gandulf die Letzte übernahm. Die Nacht verlief ohne Zwischenfälle und am Morgen als Julian erwachte, hörte er den prasselnden Regen, der auf die Stadt herniederfiel. Julian schlug die Decke zurück und richtete sich auf. Granak stellte soeben einen Kessel auf das Feuer und legte frisches Holz nach.
Der Troll drehte gerade den Kopf zu Julian als dieser sich erhob und an das Loch in der Wand trat. »Wie es scheint, hat sich das Wetter nur kurzfristig gebessert Granak. Ich dachte Riana hätte den Zauber von Kisho gebrochen.«
Granak winkte ab und warf eine Handvoll Kräuter in den Kessel aus dem Dampf aufstieg. »Das ist nur der morgendliche Regenguss, nichts Besonderes. In einer Stunde scheint wieder die Sonne.«
Vom Eingang, der gegenüber dem Loch lag, hörte Julian Schritte. Gandulf erschien in der Öffnung und schüttelte sich das Wasser aus den Haaren. In seiner Armbeuge trug er kinderkopfgroße leuchtend rote Früchte, die er behutsam neben dem
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