Das Tor nach Andoran (German Edition)
hatte und als er abgestiegen war, fragte er den Troll, weshalb sie hier gelandet wären. Granak sah sich ausgiebig um, ehe er antwortete.
»Kishos Spion ist uns gefolgt und vermutlich ist er in der Nähe gelandet und versteckt sich in dem Wald.« Granak deutete hinüber zu den Bäumen und machte ein verbissenes Gesicht. »Dieses Mal geht er uns in die Falle,« bemerkte er entschlossen, dann gingen sie gemeinsam zu den anderen, die Kalero mit belustigten Mienen empfingen.
»Na ..., noch nicht vor Angst gestorben?,« fragte Gandulf schon von Weitem boshaft, als er ihn sah.
Kalero beschloss auf die Bemerkung nicht einzugehen, sondern sie einfach zu ignorieren. Es würde sich sicher eine Gelegenheit ergeben, in der er dem Wächter seine Bosheit zurückzahlen konnte.
»Wir schlagen unser Lager etwas weiter im Wald auf,« wies Riana ihre Gefährten an. »Wenn er neugierig genug ist, kommt er sicher aus seinem Versteck,« und jeder von ihnen wusste, wen sie damit meinte.
Dann ging Riana zu dem Bachlauf und beugte sich über das schnell dahin fließende Wasser, fuhr mit ihrer hohlen Hand hinein und trank begierig von dem frischen Nass. Als sie ihren Durst gestillt hatte, kam sie zu den Mantikoren und Harpyien zurück.
»Ich möchte, dass ihr weiterfliegt und Euch ein Lager weit ab von unserem sucht. Es geht darum den Raben zur Unvorsichtigkeit zu verleiten, aber wenn ihr euch in unserer Nähe aufhaltet, wird er es nicht wagen, näher zu kommen. Es ist sehr wichtig, dass er sich sicher fühlt. Morgen bei Sonnenaufgang holt ihr uns wieder ab. Einverstanden?« Xylane und Kandralas nickten verstehend, gaben ihren Gefährten ein Zeichen und verschwanden wenig später am Himmel aus ihren Augen. Dragan stieg nach kurzer Absprache mit Riana in den Himmel, um nach Jalara zu suchen, die wie er meinte, nicht weit sein konnte, da er noch geistigen Kontakt mit ihr halten konnte.
Riana und ihre Gefährten zogen sich in den Wald zurück, wo sie ein Feuer entzündeten, das zwar nicht weithin sichtbar war, aber die Aufmerksamkeit des Spions erregen würde. Rasch begannen die Schatten länger zu werden und die Dunkelheit überzog das Land mit samtig schwarzen Schatten.
Glutrot beleuchtete der Schein des Feuers die Zweige der Tanne, unter der sie lagerten, und zeichnete tanzende Muster auf die Gesichter der Gefährten. Hier wollten sie die Nacht verbringen, und falls sich der Rabe nicht zeigte, Morgen nach Südwesten weiterziehen. Sie hatten keine Ahnung, ob ihr Plan aufgehen würde und sich der Rabe wirklich zeigte, aber irgendwie mussten sie ihn anlocken.
Für den angedachten Fischfang war es zu schnell dunkel geworden und so bereitete Kalero aus dem verbliebenen Proviant eine Mahlzeit zu. Nach dem Essen, das schweigend verlief, machte Mandelao den Vorschlag seine Schatten auszuschicken, um den Spion aufzuspüren, doch Riana war dagegen.
»Kishos Spion würde es bemerken, wenn einer von uns nicht im Lager wäre und es würde ihn misstrauisch machen. Er würde sich uns nicht nähern, um zu sehen was wir machen und genau das ist unsere Absicht.« Riana lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm der Tanne und schien mit ihren Gedanken in weiter Ferne zu sein. Auf ihrem Gesicht tanzten die unruhigen Schatten des Feuerscheins und in ihren indigoblauen Augen spiegelten sich die züngelnden Flammen.
Julian war die angespannte Unruhe, die sie zu verbergen suchte, nicht entgangen. Was Servina von ihr verlangte, erschien ihm grausam. Sie musste den Mann suchen, der ihre Herde auslöschte, aber nicht um Rache an ihm zu nehmen, sondern um seine Hilfe zu beanspruchen.
Julian erkannte den Widerstreit der Riana bewegte und sie in ein tiefes Dilemma stürzte. Julia stellte sich vor, wie er handeln würde, wenn sein Vater von ihm verlangte den Mann um Hilfe zu bitten, der ihn getötet hatte. Sein erster Impuls wäre seinen Vater zu rächen, aber ihm bliebe dann die Hilfe durch den Mann versagt. Julians Gedanken drehten sich noch eine ganze Weile um dieses Problem und er bekam nur wenig von der Unterhaltung mit, die Gandulf Granak Kalero und Mandelao führten.
Ein heiseres Krächzen, das seine Gedanken störte, drang wie schrilles Kreischen in Julians Bewusstsein. Augenblicklich befand sich Julian wieder in der Realität und er versuchte, den Standort des Vogels zu bestimmen. Er konnte noch nicht abschätzen, ob es sich um einen harmlosen Vogel handelte oder der Spion Kishos sich in der Nähe aufhielt.
Vielleicht zankte sich ein gewöhnlicher Rabe
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