Das Tor nach Andoran (German Edition)
Gandulf.
Nach dem Hagel kam der Regen. Die Regentropfen von der Größe einer Münze prasselten auf die Landschaft hernieder, die sich wie unter einem Hammerschlag zu ducken schien. Tosende Wassermassen stürzten über die Felswand herab und bildeten einen undurchdringlichen Vorhang, der Gallan und Gandulf die Sicht nach draußen verwehrte.
»Ich schätze der Regen hält länger an und diese Höhle bietet sich an, die Nacht hier zu verbringen. Satteln wir die Pferde ab,« sagte Gallan, der sich nach hinten zu den Pferden begab.
Julian folgte dem ehemaligen Sucher und half ihm bei den Pferden. Später kam Gandulf hinzu, dem einige Fragen zu dem Ring auf der Zunge brannten, den er Gallan zurückgab. Als sie fertig mit ihrer Arbeit waren, bedeutete ihm Gandulf mit einem Blick, dass er mit Gallan allein gelassen werden wollte.
Julian trollte sich in die vordere Höhle, wo die Magier inzwischen magische Kugeln an den Wänden befestigt hatten, die Wärme, und Licht abstrahlten. Julians Blicke suchten Riana. Er fand sie mit geschlossenen Augen eingewickelt, in eine Decke bei Mandelao sitzen, der ihr noch seinen Umhang überstülpte.
»Wie geht es ihr?,« fragte Julian und ging in die Hocke. Mandelao wechselte einen raschen Blick mit Julian und murmelte. »Kein Wort zum Troll, wenn er erfährt, weshalb Riana so schwach ist, dreht er durch und begeht womöglich Unsinn. Also kein Wort, dass ihre Verwandlung bevorsteht ... verstanden?«
Julian nickte und sah sich nach Granak um. Der kam gerade mit einem dampfenden Becher von einer der magischen Flammen zurück. »Trink das Riana, dann wird es dir gleich besser gehen,« sagte er und hielt Riana den Becher hin.
Riana nahm den Becher mit zitternden Händen entgegen und führte ihn an die Lippen. Schluckweise trank sie von dem Gebräu des Trolls, der darauf achtete, dass sie den Becher austrank.
»So und nun leg dich hin und ruh dich aus. Du wirst müde werden und schlafen, aber Morgen bist du wieder munter, wie ein Fisch im Wasser,« erklärte er Riana und richtete aus einer Decke ein Kopfkissen, auf das sie zurücksank und fast augenblicklich einschlief.
Granak sah zufrieden auf die schlafende Riana, dann musterte er mit einem langen Blick Julian und Mandelao. »Denkt ja nicht ich, wüsste nicht, was sich abspielt. Ich warte jeden Tag auf ihre Verwandlung und nun scheint sie unmittelbar bevorzustehen. Der Trank, den ich ihr gab, wird es noch kurze Zeit aufhalten, aber nicht verhindern.« Damit ließ er die beiden stehen und mit ihren Gedanken allein.
Julian sah dem Troll betroffen hinterher, wie er sich in eine Nische der Höhle zurückzog, sich seine Decke überwarf und schlafen legte.
»Wir hätten ihn einweihen sollen,« meinte er zu Mandelao, der nachdenklich vor sich hinsah. »Vielleicht,« war die knappe Antwort von ihm, dann stand er auf und ging zum Eingang, wo er sich an den Felsen lehnte und auf den Vorhang aus Wasser starrte.
Julian blieb bei Riana und legte sich so bequem es ging in ihrer Nähe nieder. Seine Gedanken weilten bei Granak, als ihm Aretamis einfiel. Suchend sah er sich um, doch er konnte den Magier nicht entdecken. * Wo hielt er sich auf ?*
Kalero hockte mit dem Rücken zu ihm vor einer der Flammen und hantierte mit dem Kochgeschirr herum.
»Weißt du, wo sich Aretamis aufhält, Kalero?« Kalero drehte den Kopf zu ihm, suchte mit seinen Blicken die Höhle ab und antwortete ratlos. »Ich weiß es nicht, vielleicht bei den Pferden.«
Julian hielt das für unwahrscheinlich, denn sonst wäre er Aretamis begegnet, als er von Gandulf und Gallan kam.
»Bei den Pferden ist er nicht,« widersprach Julian, ich komme gerade von dort.« Kalero zuckte mit den Schultern. »Dann weiß ich auch nicht,« gab er zurück und wandte sich wieder seiner Tätigkeit zu.
Nachdenklich schweifte Julians Blick durch die Höhle und er achtete dabei besonders auf die weniger ausgeleuchteten Bereiche, aber Aretamis blieb verschwunden. * Die Höhle hatte nur diese beiden Räume, also wo war der Magier? *
Julian warf noch einen Blick auf die schlafende Riana, ehe er sich erhob und zu Mandelao ging, der tief in Gedanken versunken am Eingang stand. Er zupfte den Magier aus Mydar am Ärmel seines Gewandes, und als dieser sich zu ihm wandte, fragte er.
»Ich kann Aretamis nirgends finden, weißt du, wo er ist?« Mandelao zog sichtlich erstaunt die Augenbrauen hoch, dann warf er einen raschen suchenden Blick in die Höhle. »Du hast recht Junge, ich sehe ihn auch nicht,«
Weitere Kostenlose Bücher