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Das Tor nach Andoran (German Edition)

Das Tor nach Andoran (German Edition)

Titel: Das Tor nach Andoran (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mergili
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über die schweißnasse Stirn und fragte besorgt. »Was soll ich tun, einen der Magier holen? Vielleicht weiß er Rat.«
    Riana schüttelte energisch den Kopf, holte tief Luft und richtete sich langsam wieder auf und lehnte sich an Julians Brust. »Nein ich will, dass du die kommenden Nächte bei mir bist und auf mich achtgibst. Sag keinem was ich dir gesagt habe. Ich will die Anderen nicht beunruhigen. Kannst du mir das versprechen?«
    Als Julian in die indigoblauen Augen von Riana blickte, überwältigte ihn der Wunsch sie in seine Arme zu nehmen und für immer festzuhalten.
    Ein Schauer der unterschiedlichsten Gefühle durchströmte Julian, dem es heiß und kalt zugleich wurde. Wie unter Zwang und ohne sich dessen richtig bewusst zu sein, berührten seine Lippen ihren Mund und er fühlte Rianas Bereitschaft, seinen Kuss zu erwidern. Wie betäubt löste Julian seine Lippen von den ihren und sah in Rianas Augen. Ihre dunklen Augen schienen ihm wie ein tiefer klarer See, dessen Grund er nicht erahnen konnte, in den er aber trotz aller Gefahren eintauchen wollte. In einem immer schneller werdenden Strudel versank er tiefer und tiefer in dem indigoblauen Glanz ihrer Augen und ließ sich ohne Gegenwehr treiben.
    Es schienen Stunden vergangen zu sein, in denen er sich treiben ließ, als ihn die scharfe Stimme Mandelaos in die Wirklichkeit zurückholte. »Auseinander ihr beiden, oder willst du, dass sie für immer ein Mensch bleibt?«
    In Julians Gehirn zersprang dieser kostbare Augenblick des unsagbaren Glücks wie eine Seifenblase und abrupt landete er in der Realität.
    * Wo kam der Schattenmagier so urplötzlich her, war er ihm etwa gefolgt? *
    Fassungslos starrte Julian den Magier an. Beinahe wäre Riana seinen Händen entglitten und er musste nachfassen, damit sie nicht stürzte, denn sie war ebenso überrascht von dem Auftauchen Mandelaos. Ohne Julians Blick zu beachten, fing der Magier an mit bekümmertem Blick auf Riana einzureden.
    »Mit der Liebe zu einem Menschen gibt ein Einhorn seine Magie auf und verliert seine Kräfte. Du musst an Andoran denken Riana.«
    Mandelaos Stimme klang eindringlich, fast beschwörend jedoch verstehend zugleich, als er weitersprach. »Einhorn und Mensch leben in verschiedenen Welten, die nicht zusammengehören. Riana du hast eine Aufgabe zu erfüllen, und wenn du diese aus den Augen verlierst, wird Kisho siegen. Was dann geschieht, muss ich dir nicht erst erklären ... oder?« Schluchzend wand sich Riana aus Julianas Armen und verschwand in der Dunkelheit.
    Julian wollte Riana folgen, aber Mandelao hielt ihn zurück.
    »Bleib hier Julian. Riana sollte jetzt alleine sein. Sie benötigt Ruhe, um nachzudenken.«
    In Julians Innerem tobte noch immer der Sturm der Gefühle. Innerlich widerstrebend befolgte er den Rat des Magiers, der sich wie jede Nacht, in einzelne Schatten aufzulösen begann. Mit hängendem Kopf ging er wieder ins Lager zurück und rollte sich in seine Decke. Unruhig, von tausend Gedanken wachgehalten, wälzte sich Julian ruhelos bis zum Morgengrauen auf seinem Lager.
    Er liebte Riana schon vom ersten Augenblick an, als er sie sah, über diese Tatsache wurde sich der Junge in dieser Nacht zunehmend bewusster. Aber sie war in Wirklichkeit ein Einhorn und nicht das Mädchen, dessen Gestalt er sah.
    Hier auf Andoran trug sie eine große Verantwortung, seit der schwarze Baron ihre Herde ausgelöscht hatte. Durfte er so egoistisch sein und nur an sich denken? Dieser Gedanke versetzte Julian einen Stich im Herzen, denn er begriff auf einen Schlag. Er würde Riana verlieren, egal wie dieses Abenteuer ausging ... so oder so ...
    Noch ehe das Lager erwachte, legte Julian frisches Holz auf die schwache Glut des Feuers und brachte es in Gang. Um sich von seinen trüben Gedanken abzulenken, setzte er den Kessel mit Wasser auf und beobachtete den Tanz der Flammen, bis es im Kessel zu brodeln anfing. Er warf eine Handvoll Kräuter ins Wasser und augenblicklich erfüllte der Duft aromatischen Tees die Luft.
    Nach und nach erwachten die Anderen und kamen ans Feuer, nur Riana kapselte sich ab und blieb bei ihrer Schlafstatt. Ihre Augen waren auf einen fernen Punkt geheftet und sie schien das Treiben um sich herum, nicht wahrzunehmen.
    »Was ist mit Riana, will sie keinen Tee?,« fragte der Troll. Er beobachtete sie schon geraume Zeit und konnte sich ihr Verhalten nicht erklären. »Sie wird sich Gedanken um die bevorstehende Auseinandersetzung mit Kisho machen,« warf Mandelao ein.

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