Das Tor nach Andoran (German Edition)
Fohlen und aus ihrem Maul, das mit einem furchterregenden Gebiss ausgestattet war, rann der Geifer über ihre Schnauzen.
Das erstaunliche Tempo, welches die Hunde bei der Verfolgung der Herde halten konnten, hinderte die Jäger nicht im Geringsten. Spielend liefen sie mit ihren zu kurz geratenen Beinen hinter den Hunden her, ohne das geringste Zeichen der Erschöpfung zu zeigen.
Die bewaldete Erhöhung tauchte vor ihnen auf und Servina verringerte ihre Geschwindigkeit, um ihre Herde vorbeizulassen. Mit argwöhnischen Blicken beobachtete sie die wellige Landschaft, um nach den Verfolgern Ausschau zu halten. Nur wenige Büsche und Bäume wuchsen in der weiten Savanne, die hinter ihr lag und so hatte sie einen freien Blick um die Verfolger rechtzeitig zu erspähen. Erst als Servina sich sicher war, dass keine der Kreaturen zu sehen war, tauchte sie in den Wald ein und suchte nach ihrer Tochter Riana.
Servina lebte mit der Herde in einer parallelen Welt, die sie vor den Nachstellungen der anderen Bewohner Andorans schützte. Es gab nur einen der wusste, wie man das magische Tor in ihre Welt öffnete. „Kisho“
* Machte er seine Drohung war? * Servina durchlief ein Zittern, das nicht von der Erschöpfung der tagelangen Flucht herrührte, sondern von dem eisigen Schauer hervorgerufen wurde, der ihr Herz zu lähmen drohte. Kisho einst selbst Mitglied der Herde wurde ausgeschlossen und vertrieben, nachdem er die abscheulichste Tat begangen hatte, die ein Einhorn tun konnte. Er tötete einen gleichaltrigen Hengst, der ihn wegen seines rabenschwarzen Fells gehänselt hatte. Daraufhin versammelte sich die Herde und beschloss einstimmig Kishos Verbannung.
Vor seinem Abzug sprach Kisho jedoch eine Drohung aus, die sich nun zu erfüllen schien. »Das werdet ihr bereuen. Der Tag wird kommen, an dem ihr um euer Leben zittern müsst. Ich werde euch alle töten.«
Kisho verließ die Welt der Einhörner durch das magische Tor und geriet in Vergessenheit, was Servina nachträglich für einen großen Fehler hielt.
Die Bösartigkeit des Überfalls und die tagelange Verfolgung ließen nur diesen Schluss zu. Nur Kisho wusste, wie man einem Einhorn seine magische Kraft raubte, um es dann gefahrlos zu töten. Ihrer Verhaltungsweise nach wussten auch die kleinen Kreaturen, die sie jagten um diesen Umstand.
Ein erschöpftes Einhorn verlor seine magischen Kräfte und Servina musste nicht ihre Fantasie bemühen, um zu wissen, dass ihnen nur eine kurze Atempause vergönnt war. Servinas Ziel lag in den Bergen, wo die Herde in der Grotte der tausend Lichter in Sicherheit vor den Kreaturen war. Diesen Ort kannte nur sie. Hier gab es Magie, die ihr ermöglichten die Verfolger zu täuschen und in die Irre zu führen. Auf der Suche nach Riana sah Servina die anderen Mitglieder der Herde ausgepumpt und apathisch im Gras liegen. Servinas Herz krampfte sich zusammen und die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. * Wir werden alle sterben. Was wir dringend nötig haben, ist eine längere Rast, damit wir wieder zu Kräften kommen. Aber diese Gelegenheit werden wir nicht bekommen. *
So sehr es Servina auch schmerzte, aber es gab nur eine Möglichkeit, um wenigstens Riana vor dem unabwendbaren Schicksal zu bewahren.
* Ich muss meine Tochter vor ihm schützen und in Sicherheit bringen. *
Servina fand Riana in einer kleinen Senke abseits der anderen erschöpft im Gras liegen. Rianas Atem ging keuchend und stoßartig und sie hatte ihre Augen geschlossen.
»Du musst trinken meine Tochter,« gebot Servina und deutete auf das durch die Senke fließende Bächlein, aber Riana bewegte sich nicht.
Servina stieß Riana mit ihren Nüstern aufmunternd an, doch Riana hatte nicht die Kraft aufzustehen. Servina legte sich neben Riana ins Gras. Sie wusste, sie musste sich schnell entscheiden, denn wenn die Kreaturen mit den Hunden sie erst fanden, blieb keine Zeit mehr zu überlegen.
Noch zögerte sie, aber es musste sein.
»Höre mir gut zu Tochter, was ich dir zu sagen habe. Bald reichen meine Kräfte nicht mehr und ich will, dass du dir jedes meiner Worte einprägst,« hörte Riana die eindringliche Stimme ihre Mutter sagen.
»Sie werden uns alle töten,« vernahm Riana die leise Stimme Servinas,« doch ich werde es nicht zulassen, dass die Kreaturen des Barons auch dich töten.« Servina schnaubte verhalten, als sie der gehetzte Blick ihre Tochter streifte, die sie ängstlich fragte. »Wer sind diese Männer warum tun sie das? Weshalb wollen sie uns alle
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