Das Tor nach Andoran (German Edition)
umringten sie Julian und schlichen knurrend näher. Nun bemerkte Julian Riana neben sich, die kreidebleich und zur Bewegungslosigkeit erstarrt auf die Jäger starrte. Wie auf ein geheimes Kommando hin sprangen die Hunde Julian an. Mit geweiteten Augen spürte er den stinkenden Atem, der ihren Mäulern entströmte, und sah die messerscharfen Reißzähne auf seine Kehle zukommen.
Mit einem erstickten Schrei richtete sich Julian von seinem Lager auf und fasste sich an den Hals, während er sich verwirrt umsah. Seine Haut klebte von Schweiß und seine Zunge fühlte sich wie ein Fremdkörper an seinem Gaumen an.
Durch das Fenster fiel bleiches Mondlicht und tauchte den Raum in milchige Helligkeit. Julian blickte zu Granak und Thurgrom hinüber, die sich eine Schlafstelle auf einer großen gepolsterten Liege teilten. Sie schliefen tief und fest, ebenso wie Gandulf dessen leises Schnarchen Julian hörte.
Sein Blick suchte die Stelle an der Riana schlief, aber ihr Platz war leer. Julian erhob sich leise von seinem Lager und suchte den Raum ab, da hörte er ein leises Geräusch von unten aus der Schenke. Er erhob sich von seinem Lager, dabei setzte er vorsichtig die Füße auf den Bretterboden, um ein verräterisches Knarren zu vermeiden, das die Schlafenden wecken konnte.
Vorsichtig schlich Julian zur Türe, wo er am Treppenabsatz durch das Geländer nach unten spähte. Gerade noch sah er die von bläulichem Schimmer umgebene Gestalt Rianas die Schenke verlassen. * Sollte er die anderen wecken? *
Schon wollte er zurückgehen, aber aus einem unerfindlichen Grund und ohne es zu wollen, nahmen seine Füße den Weg über die Treppe und er folgte geräuschlos Riana ins Freie.
Im hellen Mondlicht, das sich über die Straße ergoss, beobachtete Julian die wie eine Schlafwandlerin dahin gehende Gestalt Rianas. Mitten auf der Straße blieb sie stehen und breitete ihre Arme aus. Das bläuliche Licht, in dem Riana erstrahlte, nahm an Intensität rasch zu und ihre Konturen verschwammen Zusehens. Julian wandte seinen Blick geblendet von dem Licht ab, und als das Leuchten schwächer wurde, glaubte er seinen Augen nicht trauen zu können.
Vor ihm stand ein weißes Einhorn mit goldenem Horn auf der Stirne und einer langen wallenden weißen Mähne.
Aus dunklen Augen, die ihn an Riana erinnerten, sah es ihn an. Unsicher machte Julian einige Schritte auf das Einhorn zu und blieb mit offenem Mund davor stehen.
»Bist du das Riana?«
Leise, fast ehrfürchtig kam diese Frage über Julians Lippen. Das Einhorn schlug unruhig mit seinen Hufen den Staub der Straße aufwirbelnd auf den Boden und musterte den vor sich stehenden Julian neugierig. Unterdrückt schnaubend kam das Einhorn näher und stieß einen pfeifenden Laut aus. In Julians Geist strömte eine melodische Stimme, die ihm antwortete. * Eigentlich bin ich Servina, Rianas Mutter, die über ihre Tochter wacht, wie ich es ihr versprochen hatte,* antwortete die Stimme und er glaubte, Riana zu hören.
* Aber wo ist Riana geblieben, sie war doch soeben noch hier? Ich sah sie gerade noch, ehe das Licht mich blendete, * wandte Julian ein, der glaubte, sich in einem Traum zu befinden.
* Riana steckt in dem Körper, den du vor dir siehst, denn das Aussehen, das ich meiner Tochter gab, entspricht nicht ihrer wahren Natur. Deshalb entschloss ich mich, ihr die wahre Gestalt wieder zu geben, jedoch ich spüre einen starken Widerstand dagegen. Sie sträubt sich mit aller Macht gegen die Umwandlung. Was ist geschehen?, * fragte Servina verblüfft und trat nervös auf der Stelle.
Die Worte des Einhorns drangen wie aus weiter Ferne in seinen Geist, aber er fühlte die magische Kraft und Ausstrahlung des Einhorns bis tief in seine Seele fühlte.
* Was ist geschehen Junge? * Die Frage des Einhorns wurde drängender und er glaubte, einen Unterton der Unruhe und Besorgnis in Servinas Stimme zu hören. Julian musste sich mit aller Macht von den Eindrücken, die ihn überfluteten los reißen, um Servina Antwort zu geben.
* Ihre Verfolger sind in dieser Welt aufgetaucht und suchen nach Riana. Dies versetzt sie in Angst und sie will ihre wahre Gestalt nicht annehmen, bis sie Kisho entgegen treten kann. Das hat Riana schon Granak erklärt, der sie nach Andoran zurückbringen wollte,* gab Julian einen kurzen Bericht der vergangenen Geschehnisse ab.
Ein gereiztes Schnauben Servinas war die Antwort. * Was denkt sich dieser vertrottelte Zausel bloß dabei. Er kann doch nicht einmal auf sich selbst
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