Das Tor nach Andoran (German Edition)
aufpassen, und wenn er nicht seinen Drachen hätte, wäre er schon lange bei seinen Ahnen. Ich hoffe er hat noch keinen Schaden mit seiner Magie angerichtet, * brauste Servina entrüstet auf.
Servina blickte Julian einen Augenblick unentschlossen an, dann trat sie näher an ihn heran und senkte ihr Haupt, sodass ihr goldenes Horn Julians Schulter berührte. Der Kontakt mit dem Horn löste in Julian ein unbeschreibliches Gefühl der Wärme und Stärke aus. Es war ihm, als versinke die Welt um ihn und es existierten in diesem Augenblick nur noch Servina und er.
Schnell wechselnde Bilder überfluteten seinem Geist, an die er sich später nur noch unscharf erinnern sollte, die aber trotzdem einen intensiven Eindruck in ihm hinterließen. So sah er eine Welt, von der er sofort wusste, dass es sich um Andoran, um die Welt Rianas handelte. An seinem geistigen Augen zogen grasbewachsene Ebenen und steil aufragende Gebirge vorbei von denen er mit einem Mal die Namen wusste. Da sah er grauenerregende barbarische Krieger, die sich ihre Körper und Gesichter mit dämonischen Symbolen bemalten und dadurch Angst und Schrecken verbreiteten. Schwer bewaffnet, kleiner und nicht minder furchterregend, liefen an ihrer Seite Gestalten, in denen Julian die Wurrler die Jäger des Barons erkannte.
* Warum zeigst du mir das alles Servina ,* flüsterte Julian atemlos. Wie durch dichten wallenden Nebel vernahm Julian die Stimme des Einhorns. * Ich vertraue dir Julian und ich hoffe du beschützt meine Tochter. Nimm diese Gaben und nutze sie gut, denn du wirst sie brauchen, wenn du meiner Tochter beistehst. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, darum höre mir gut zu.* Servina hielt kurz in ihrer Rede inne, sprach dann aber umso bestimmter weiter. * Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und ein Gehöhr, das selbst das leiseste Geräusch erfasst, sollen meine Gaben sein, die ich dir schenken will. Nutze sie gut und beschütze meine Tochter. *
Servinas Stimme wurde leiser. Als Julian die Augen aufschlug, sah er vor sich im Staub der Straße Riana sitzen, die ihn aus ausdruckslosen Augen anstarrte.
Langsam kehrte wieder Leben in die Augen Rianas zurück und sie fragte verwundert, als sie Julian erkannte. »Wo bin ich?«
Julian reichte Riana die Hand und half ihr aufzustehen. »Auf der Straße. Ich glaube du warst nicht du selbst, als du aufgestanden bist. Ich bin dir gefolgt, um zu sehen, was du machst, doch an den Rest kann ich mich nur schemenhaft erinnern.«
Julian führte Riana die leicht wankte in die Schenke zurück und geleitete sie die Treppe hinauf. Noch immer schien Riana an den Nachwirkungen zu leiden, die die Begegnung mit dem Astralleib ihrer Mutter hervorriefen.
Julian konnte sich wirklich nur noch unscharf an sein Zusammentreffen mit Servina erinnern, trotzdem klangen ihre Worte in seinem Ohr wie aus weiter Ferne nach. Ich vertraue dir, schütze meine Tochter. Julian beschloss diese Begebenheit weder Gandulf, noch dem Zwerg oder Granak zu berichten. Er wollte sie lieber für sich behalten, bis er sicher war, nicht nur geträumt zu haben.
Als die beiden den Raum betraten, in dem die anderen schliefen, kam Trina leise winselnd auf sie zu und streifte um die Füße Rianas. Ein donnernder Knall, der unvermittelt die Stille und das leichte Schnarchen von Gandulf beendete, zerriss die nächtliche Stille.
Gandulfs Körper ruckte hoch und mit einem Satz stand er neben der Liege, auf der er geschlafen hatte. Erstaunt bemerkte er Julian und Riana, die nicht auf ihren Schlafstätten lagen.
»Was macht ihr beide da, ihr solltet doch schlafen,« dann schien er sich zu erinnern, was ihn weckte. Mit wenigen Schritten gelangte er zu Granaks Liege und weckte den Zwerg und den Magier auf.
»Aufwachen ihr Schlafmützen. Da draußen tut sich was, und wie ich es einschätze, ist jemand in diese Welt gekommen, der hier nichts zu suchen hat.«
Knurrend und ungehalten über die Störung maulte Thurgrom. »Hat das nicht noch etwas Zeit, ich bin gerade erst eingeschlafen?« Granak hingegen riss seine Augen auf und rutschte von der Liege herunter. »Was ist los,« fragte er noch leicht schlaftrunken. »Ich weiß es nicht genau, aber es scheint so als hätten die Sucher entweder Verstärkung bekommen oder sie haben diese Welt verlassen. Ich glaube aber eher, dass Ersteres zutrifft.«
Granak blickte grübelnd auf den sich langsam regenden Zwerg, der maulend von der Liege hochkam. Brummend fragte er noch einmal. »Warum stört ihr den Schlaf eines
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