Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
durchzuckte ihre Brust. Kurz und doch heftig genug, dass sie die Stirn runzelte.
»Es ist schon spät«, sagte Alan, als er sah, wie nachdenklich sie plötzlich geworden war, und versuchte sie aufzuheitern. »Warst du nicht gekommen, um mich zum Essen zu holen? Ich bin halb verhungert!« Er tat so, als falle er sogleich vom Fleisch, zog eine klägliche Grimasse und brachte sie damit tatsächlich zum Lachen.
»Verzeih mir, ich bin abscheulich. Die ganze Zeit habe ich nur von mir gesprochen.« Catlin senkte beschämt den Kopf und errötete.
»Nicht doch!« Alan hob ihr Kinn an und blickte ihr in die Augen. »Ich bin immer für dich da«, sagte er mit rauer Stimme. »Worum auch immer du mich irgendwann bitten magst, ich werde dir helfen, versprochen.«
Catlin nickte mit Tränen in den Augen. Genau das hatte ihr Vater auch gesagt. »Ich fürchte, dass er bald stirbt!«, brach es unvermittelt aus ihr hervor. »Ich hätte ihn so gern stolz gemacht, doch zeitlebens war ich stets nur eine einzige Enttäuschung für ihn.«
Alan schüttelte tadelnd den Kopf. »Das ist nicht wahr«, widersprach er sanft. »Dein Vater liebt dich und ist sehr wohl stolz auf dich. Seit er begriffen hat, warum du fortgegangen bist, spricht er nur noch von dir. Du scheinst den gleichen eisernen Willen zu haben wie seine Mutter und noch dazu eine Leidenschaft, wie er sie selbst nicht kennt, auch wenn er wahrhaftig ein ausnehmend guter Schmied ist. Dafür und für den Mut, alles, was dir lieb und teuer ist, aufs Spiel zu setzen, nur um dein Handwerk auszuüben, bewundert er dich aufrichtiger, als du dir vorstellen kannst.« Alan lächelte aufmunternd.
Catlin brachte kein Wort mehr heraus. Sie nickte nur und bemühte sich, ihre Tränen hinunterzuschlucken.
Obwohl ihr Vater nicht wieder zu sich kam, verbrachte Catlin die folgenden Tage an seinem Bett und hielt seine Hand. Sie erzählte ihm von Aedwyna, von ihrer Arbeit in der Werkstatt und von ihrem Traum, schon bald eine ganz besondere Glocke zu gießen. Abends, wenn es dunkel wurde, verließ sie das Haus, ging zur Schmiede und suchte Alans Gesellschaft. Es tat ihr gut, noch ein wenig mit ihm zu arbeiten. Das Schmieden half ihr, den Kopf frei zu bekommen und sich der düsteren Gedanken zu entledigen, die sie quälten, wenn sie an ihres Vaters Krankenlager saß. Zuweilen brachte Alan sie sogar zum Lachen. Doch zumeist sprachen sie ganz ernst über die Zukunft, über Gott und was er wohl mit jedem von ihnen vorhatte. Erstaunlicherweise dachte sie in diesen Tagen kaum an Flint, während ihr für gewöhnlich jede Trennung von ihm schwerfiel.
Die Zeit mit Alan gab ihr Kraft, auch den nächsten Tag am Krankenlager durchzustehen und ihrem Vater voller Zuversicht allerlei Alltagsgeschichten von seiner Enkelin Aedwyna, seinem Neffen Richard sowie den Schmieden und ihrer Arbeit zu erzählen. Vielleicht, so hoffte sie, konnte er sie hören, auch wenn er die Augen noch immer fest geschlossen hatte. Nur hin und wieder zuckte eins seiner Augenlider. Dann hoffte Catlin, er möge erwachen und wieder gesunden, doch das Fieber hielt ihn mit eiserner Faust nieder und beraubte ihn seiner letzten Kräfte. Seine Hand, die in der ihren ruhte, und seine Stirn, die sie mit einem feuchten Lappen kühlte, glühten vor Hitze. Das Fieber färbte ihm die Wangen so rosig, als erfreue er sich bester Gesundheit, doch der Schein trog.
Geduldig, aber vergeblich versuchte Elfreda, ihm etwas Suppe oder wenigstens einige Löffel Kräuteraufguss einzuflößen. Lange saßen sie an seinem Lager, schweigend in Erinnerungen versunken. Catlin wusste, dass ihrem Vater nichts Besseres hatte widerfahren können, als Elfreda zu heiraten. Nachdem er so lange Witwer gewesen war, noch einmal so viel Glück erleben zu dürfen war ein Geschenk des Himmels gewesen. Ihr Blick kreuzte den von Elfreda, und ein Lächeln auf ihrem Gesicht, kaum wahrnehmbar, verriet, dass es keiner Worte bedurfte, um klarzustellen, dass Catlin ihr niemals ernsthaft gram gewesen war, auch wenn sich dies vor ihrem Verschwinden so angehört haben mochte.
Am dritten Tag am Bett ihres Vaters nickte Catlin einen Augenblick lang ein, und als sie erwachte, war die Hand, die sie seit dem Morgengrauen hielt, kälter geworden. Erleichtert, weil sie glaubte, das Fieber sei gesunken, suchte sie Elfredas Blick. Statt sich jedoch zu freuen, weinte die Ärmste bitterlich, und eine schreckliche Ahnung beschlich Catlin. Voller Angst betrachtete sie das Gesicht ihres Vaters. Seine
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