Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
Kind im Arm und die Zügel in der rechten Hand zu halten.
»Wenn sie Euch zu schwer wird, nehme ich sie Euch gern ab«, bot Milo an, und Catlin dankte ihm dafür.
Der Weg zum Haus ihres Vaters kam ihr ungleich länger vor als beim letzen Mal. Vielleicht weil sie ihre Ankunft diesmal herbeisehnte und nichts mehr fürchtete, als zu spät ans Lager des Kranken zu kommen. Sie drängte Milo zum Weiterreiten, sobald er eine Pause einlegen wollte, und bestand gar darauf, das Kind während des Rittes zu stillen.
»Ich könnte mir nie verzeihen, wenn wir zu spät kämen, weil wir uns nicht genug beeilt haben.«
Es dämmerte bereits, als sie die Schmiede endlich erreichten. Catlin war wie zerschlagen nach dem langen Ritt und dem wütenden Geschrei von Aedwyna, die sich schon seit einer Weile nicht mehr hatte beruhigen lassen.
Winnie stürmte aus dem Haus und kam als Erste in den Hof, um die Besucher zu begrüßen. »Catlin!«, rief sie erleichtert. »Endlich!« Dann sah sie das Kind in ihren Armen und lächelte sanft. »Nanu, wer ist das denn?«, fragte sie.
»Das ist Aedwyna, meine Tochter«, antwortete Catlin matt. Dankbar überließ sie das Kind der Freundin, als diese die Arme nach der Kleinen ausstreckte. »Sie ist ganz schön schwer!«, warnte sie.
»Du kannst mit meinem Jüngsten in seinem Weidenkörbchen schlafen«, sagte Winnie liebevoll zu dem Kind und wiegte es hin und her. Kaum hielt sie es in den Armen, beruhigte sich das kleine Mädchen. Winnie strahlte und strich Aedwyna zärtlich über die Wange. »Wie reizend sie ist!«, rief sie aus, ohne die Augen von dem Gesichtchen abzuwenden, denn die Kleine blickte neugierig, beinahe grüblerisch zu der fremden Frau auf. »Ich glaube, sie mag mich«, freute sich Winnie, als Aedwyna plötzlich lächelte.
»Ganz bestimmt tut sie das!« Catlin ließ sich vom Pferd gleiten. »Mein kleines Mädchen ist in der Pfingstzeit geboren. Und dein Sohn?«
»Klein Henry?« Winnie lächelte glücklich. »Duncan und ich haben ihn nach deinem Vater benannt, weil er uns stets wie ein Vater war. Der Junge ist geboren, als der Weizen ganz blond war. Muss zehn oder zwölf Wochen her sein.« Winnie lächelte mit einem traurigen Zug um die Augen. Vermutlich gedachte sie des Kindes, das sie verloren hatte.
»Ich bin so froh, dass dein Sohn wohlauf ist«, murmelte Catlin und lächelte, dann schenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Aedwyna. »Ich glaube, sie kann die Augen kaum noch aufhalten. Obwohl sie viel geschlafen hat, war die Reise doch anstrengend für sie. Auf den letzten Meilen hat sie nur noch geschrien. Und ich bin ebenfalls vollkommen erschöpft«, seufzte sie.
»Soll ich sie stillen?«, bot Winnie bereitwillig an. »Ich habe genug Milch für zwei.«
Catlin lächelte dankbar, schüttelte aber den Kopf. »Das ist nicht nötig, sie hat gerade getrunken. Ich werde sie rasch meinem Vater vorstellen, bevor wir sie schlafen legen, was meinst du? Ist er wach?«
»Ja, ich denke schon. Erschrick nicht, wenn du ihn siehst. Er ist schwach, sehr schwach, doch seit er weiß, dass Milo dich herbringt, bemüht er sich, zu essen und nicht aufzugeben.« Sie lächelte aufmunternd. »Geh nur, er wartet so sehr auf dich. Elfreda ist immer bei ihm. Auch sie wird sich freuen, dich zu sehen.«
»Ich danke dir.« Catlin nahm Winnie das Kind ab und ging ins Haus.
Elfreda saß am Lager ihres Gemahles und hielt seine Hand. »Catlin ist da«, sagte sie leise, als seine Tochter näher trat, und begrüßte sie mit einem Nicken, dann erhob sie sich, um ihr Platz an seiner Seite zu machen. Sie warf einen zärtlichen Blick auf das Kind in Catlins Armen und strich ihm mit dem Zeigefinger über die flaumige Wange.
»Sei gegrüßt, Elfreda«, sagte Catlin. »Das ist Aedwyna, meine Tochter.« Sie lächelte weich.
»Sie ist wunderschön!« Elfreda küsste das Kind. »Da wird sich dein Großvater aber freuen, wenn er sieht, dass du einen Rotstich im Haar hast wie seine Mutter, die berühmte Schmiedin Ellenweore«, wandte sie sich an die Kleine. Catlin lächelte, denn Elfreda hatte recht – mit jedem Tag, den Aedwyna heranwuchs, wurde ihr Haar röter.
Henry war überglücklich, als er Catlin und seine Enkelin sah, er schien sogar plötzlich wieder an Kraft zu gewinnen. »Sie sieht aus wie meine Mutter«, sagte er und lachte, als Aedwyna ihm mit den feisten Händchen ins Gesicht griff und ihn in die Nase kniff. »Sieh nur, ihre Augen werden grün!«, freute er sich und lächelte zufrieden. Er richtete sich
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