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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Strafe ja genießen«, sagte ein rundlicher Kaufmann voller Schadenfreude. »Immerhin hat sie der König höchstpersönlich zum Tod durch den Strang verurteilt. Das ist doch was!« Er lachte schallend.
    Während der Henker den festen Stand eines jeden Galgens überprüfte, vertrieben sich einige Männer ganz in der Nähe die Zeit mit Geschichten und Zoten über Gehenkte.
    »Habt ihr schon von dem Räuber aus York gehört, der überlebt hat, weil er ein guter Christ gewesen sein soll?«
    »Als ob ein guter Christ andere bestehlen täte!«
    »Nun ja, immerhin soll er bei jedem seiner Raubzüge der Jungfrau Maria die Ehre erwiesen haben.«
    »Und das hat ihm die Haut gerettet?«
    »Und ob. Als ihn der Henker am Abend vom Galgen herunterholte, um das Seil in Stücke zu schneiden und zu verkaufen, so wie es allenthalben üblich ist, da fing der Gehenkte an zu husten und zu prusten, richtete sich auf und dankte der Jungfrau Maria für seine Errettung. Und weil alle sagten, das sei ein Wunder, wurde er tatsächlich vom Bischof begnadigt. Jawohl, das könnt ihr mir glauben!«
    Ein ungläubiges Raunen lief durch die Menge. Ein Mörder oder Räuber musste doch bestraft werden! Wie konnte es da angehen, dass die heilige Jungfrau Maria einem solchen Unhold das Leben rettete? Andererseits hieß es auch, einem gläubigen Menschen würden alle Sünden vergeben, so er nur ernsthaft bereute und inbrünstig betete. Während Catlin noch darüber nachsann, ob der Dieb aus York wirklich bereut hatte, rückte die Menge auf dem Platz immer dichter zusammen.
    »Manchem soll das Hängen ja Lust verschaffen«, raunte ein Mann hinter vorgehaltener Hand. »So ein Ding haben manche.« Er deutete mit beiden Händen eine Fußlänge an. »Und schießen noch mit dem letzten Atemzug«, spottete er.
    Winnie, die seine Worte ebenfalls vernommen hatte, warf dem Mann einen bitterbösen Blick zu, doch er bemerkte es nicht.
    »Ach was«, winkte eine junge Frau mit roten Äderchen auf den Wangen ab und lachte. »Die meisten scheißen sich vor Angst ein.«
    »Ihr habt gut lachen, Gevatterin, gibt es doch nur selten Weiber, die am Strick baumeln. Oder habt Ihr schon oft davon gehört?«, rief einer herausfordernd und sah sich Beifall heischend um.
    »Weil sie nicht dafür bestraft werden, wenn sie den Kochlöffel auf dem Rücken ihrer Männer tanzen lassen«, lästerte ein anderer.
    Die Leute ringsum lachten und zogen ihn auf. »Musst dich selber wehren, wenn dir deine Alte das Leben schwer macht. Verprügle sie, wenn du kannst, nur kaltmachen darfst du sie nicht, sonst hängst du auch bald dort oben.«
    Ein Fuhrwerk voller Fässer mit frisch gebrautem Bier machte am Rand des Marktplatzes halt. An einer günstigen Stelle sprang der Fahrer vom Bock und blockierte die Räder mit Holzkeilen, damit der Wagen nicht fortrollte.
    Obwohl kein Markttag war, konnten Kurzentschlossene durchaus gute Geschäfte tätigen, denn schon bald würden Langeweile, Aufregung und das viele Geplapper die Wartenden durstig und hungrig machen.
    Zwei Frauen schleppten einen Tisch ins Freie und stapelten Pasteten aufeinander, um sie den Schaulustigen zu verkaufen.
    Marketenderinnen zockelten mit kleinen Handwagen über den Platz, priesen ihre Waren an und hielten Bier, Honigkuchen, Fischküchlein, Bratenstücke und andere Leckereien feil.
    Ein paar schmutzige Jungen karrten Pferdemist und faules Gemüse herbei, Unrat, der sich hervorragend zum Bewerfen der Verurteilten eignete. Drei alte Weiber waren gar mit Steinen in den Schürzen in die Stadt gekommen.
    Am Brunnen war die Hölle los. Wer nicht das Wasser des verschmutzten Bächleins verwenden wollte, das durch die Stadt floss, musste sich sputen, um noch schnell mehrere Eimer hochzuziehen und heimzuschaffen. Schon bald wäre der Weg durch die Menge versperrt, und wer dann noch Wasser brauchte, musste bis zum Nachmittag warten.
    Immer mehr Volk strömte durch das Stadttor, und der Marktplatz war schon bald überfüllt. Ein Jongleur zeigte seine Kunststücke, und ein Mann mit einer Flöte spielte dazu auf. Kinder liefen einander nach, schlüpften an den Schaulustigen vorbei, zerrten die Frauen an den Kleidern und zwängten sich zwischen den gespreizten Beinen der Männer hindurch, bis der eine oder andere zornig am Ohr gepackt und unter lautem Gelächter davongejagt wurde. In einer Ecke schlossen Männer Wetten ab, ob einer oder mehrere der Verurteilten zusammenbrechen und um Gnade winseln würden. Man hielt nicht viel von den adligen

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