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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Sprösslingen, darum setzten einige sogar darauf, dass alle im letzten Augenblick noch ihrer Strafe entkommen und freigekauft würden. Schließlich war es nicht unüblich, dass man für das Leben eines Mannes bezahlte. Ein Bauer war nicht viel wert, genauso wenig wie ein Weib oder ein Tagelöhner. Aber fünf Adlige, das könne sich für den Abt schon lohnen, behauptete einer unter ihnen, und sein Nachbar gab ihm recht.
    Als die Sonne sich auf den Weg zu ihrem höchsten Stand am Himmel machte, setzte sich in der Abtei ein beachtlicher Zug in Gang. Allen voran ritten Abt Hugh, begleitet von einigen Mönchen, sowie der König mit einer Auswahl an Männern seiner Entourage. Auf einem Wagen in der Mitte des Zuges standen die fünf Verurteilten, an Händen und Füßen mit eisernen Ketten gefesselt, die Kehrseiten den Pferden zugewandt.
    Der kleinste unter ihnen, ein feister, pausbäckiger Mann, heulte und zeterte wie ein Säugling, während ein zweiter, größer als er und älter als die anderen, leise betete und den Herrn um Vergebung für seine Sünden bat.
    Der Dritte, ein großer, kräftiger Mann mit breitem Nacken, beschimpfte alle und jeden. Er verfluchte den König und seine Nachkommen, verspottete die Zuschauer und verhöhnte den Abt mit seinen Mönchen und Heiligen, spuckte und tobte wie von Sinnen.
    Die Schaulustigen am Straßenrand waren dankbar für diese Vorstellung, grölten vor Hass und Vergnügen gleichermaßen.
    Die beiden jüngeren Männer, die hinter ihm standen, schienen sich für etwas Besseres zu halten. Sie glichen einander bis aufs Haar und hatten die Häupter hoch erhoben. Selbstgefällig blickten sie auf die Menge hinab. Der Hohn, der auf sie niederging, entlockte ihnen nicht einmal das kleinste Wimpernzucken.
    So gut er es mit den eisernen Fesseln vermochte, fing der Stiernackige die fauligen Obst- und Gemüsereste auf, die die Schaulustigen auf die Gefangenen warfen, und schleuderte sie in die Menge zurück. Auf diese Weise bekamen die beiden Blasierten kaum etwas davon ab. Sie schauten nur hochmütig in die Menge und peitschten sie mit ihrer Selbstherrlichkeit nur noch mehr auf.
    Auf dem Marktplatz angekommen, machte der Wagen vor den fünf Galgen halt. König und Abt ließen den Wartenden genügend Zeit, um die Verbrecher noch eine Weile mit Steinen, Pferdemist und faulen Eiern zu bewerfen.
    »Schweine!«, riefen zwei alte Weiber voller Hass.
    »Ist es wahr, dass sie auch bei euch waren?«, fragte plötzlich jemand und zupfte Catlin am Ärmel.
    »Mabel!«
    »Und? Ist es wahr?«
    Catlin schob die Freundin ein wenig zur Seite, damit Winnie sie nicht hören konnte, und beugte sich zu ihr vor. »Sie haben Peter und Edwin getötet und Winnie … Winnie Gewalt angetan«, raunte sie ihr stockend ins Ohr. »Wäre ich zu Hause gewesen, hätte mir das Gleiche geblüht.«
    Mabel sah mitleidig zu Winnie hinüber, die mit glutroten Wangen in der Menge stand und wie so viele ringsum aus voller Kehle Schmähungen schrie.
    Nach einer Weile beruhigte sich der Pöbel ein wenig, und der junge König richtete sich in den Steigbügeln auf.
    »Der König!«, rief jemand. »Lang lebe der König!«
    Mützen, Hüte und Lederkappen flogen in die Höhe.
    »Lang lebe der König!«, rief Mabel mit der Menge. »Ich glaube, ich bin verliebt«, fügte sie an Catlin gewandt hinzu.
    Catlin runzelte die Stirn. Dort oben würden gleich fünf Männer für ihre Schandtaten gehängt, und Mabel dachte an nichts anderes als an die Liebe.
    »Es tut mir leid, ich kann nichts dafür«, entschuldigte sich Mabel, als könne sie Catlins Gedanken lesen, und zuckte zerknirscht mit den Schultern.
    Der junge König hob die Hand, und der Jubel erstarb. Ob dies das erste Todesurteil war, das er fällte? Catlin versuchte sich vorzustellen, wie es sein mochte, solche Macht zu besitzen. Schätzte man sie, oder empfand man sie als kaum erträgliche Bürde?
    »Diese Männer« – Henry der Dritte deutete auf die Gefangenen – »sind von hoher Geburt.«
    Empörtes Gemurmel war zu hören.
    »Doch das gibt ihnen nicht das Recht, Unschuldige zu töten«, fuhr er fort.
    Die Menge jubelte.
    »Hängt sie auf!«, rief Winnie.
    Der König, die Mönche und die Menge sahen sie erstaunt an – sie war ja fast noch ein Kind.
    »Ja, hängt sie!«, stimmten ihr die Menschen auf dem Platz zu.
    »Auf Mord und Räuberei steht der Strang!«, rief Henry mit rauer Stimme in die johlende Menge.
    Richard stand gleich neben ihm und nickte ihm aufmunternd zu. Ein

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