Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
lief ihm ins Auge. Ein zweiter Stein traf ihn an der Schulter, ein dritter an seiner Männlichkeit. Voller Genugtuung lachte und johlte das Volk, als er sich vor Schmerz krümmen wollte, ihn jedoch das Seil um den Hals daran hinderte. Alle lachten ihn aus, als einer in der Menge schadenfroh auf einen nassen Fleck unter seinem Bauch deutete. »Seht nur, er macht sich ins Hemd vor Angst!«, rief eine schrille Stimme.
    Als ihm die Männer den Hals lang zogen, gurgelte und zuckte er, wand sich und hielt doch mit seiner Gegenwehr nicht annähernd so lange durch wie der Stiernackige.
    Auch sein Bruder bekam es nun endlich mit der Angst zu tun. »Gnade!«, winselte er.
    Die Menge lachte ihn aus, warf mit Steinen, Mist und fauligem Gemüse nach ihm.
    »Ich flehe dich an, Herr, rette mich!«, schrie er, die Augen zum Himmel gewandt.
    »Hängt ihn endlich!«, rief Winnie, das Gesicht rot glühend vor Zorn. »Er ist der Schlimmste von allen! Der Herr wird ihm nicht helfen.«
    »Verdammt seist du, Hure!« Der Verurteilte spuckte angewidert aus. »Mein Vater ist der Lord of …« Weiter kam er nicht.
    Der König hatte dem Henker ein Zeichen gegeben, und die Männer zogen den Mann hoch, bevor er den Namen noch aussprechen konnte.
    Vermutlich war sein Vater ein Königstreuer, der zu der Schande, seine Söhne so unehrenhaft zu verlieren, nicht auch noch seinen guten Ruf einbüßen sollte.
    Als auch der letzte Verbrecher nicht mehr zappelte, wartete der König nicht länger und verließ in Begleitung des Abtes, der Mönche und seiner Männer den Platz.
    Richard hielt kurz Rücksprache mit Henry, scherte dann aus dem königlichen Zug aus und stieg vom Pferd. Er umarmte erst seinen Onkel, dann Catlin.
    »Der König will die Stadt sogleich verlassen«, erklärte er. »Ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen.«
    Als er in Catlins Augen Tränen aufblitzen sah, schüttelte er den Kopf. »Nicht doch!« Er lächelte aufmunternd, schwang sich auf sein Pferd, winkte noch einmal und sprengte davon.
    Dass auch der letzte Erhängte eingenässt hatte, bevor er starb, hatte die Schaulustigen befriedigt. Eine Weile noch standen sie vor den fünf Galgen, belachten die bis zur Unkenntlichkeit entstellten Gesichter, lobten die Entscheidung ihres Königs und trollten sich schließlich einer nach dem anderen.
    Auch Winnie hatte sich abgewandt. Die Männer lebten nicht mehr, die Tat war gesühnt, wenn auch nicht ungeschehen gemacht.
    Duncan legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. »Lass uns gehen!«, sagte er.
    Obwohl den Opfern Gerechtigkeit widerfahren war, wollte sich auch nach der Hinrichtung der Alltag in der Schmiede nicht so einfach wieder einstellen.
    Winnie war noch immer wortkarg und hatte morgens oft rot geweinte Augen, während Elfreda mit geschäftiger Fröhlichkeit das Geschehene zu überspielen versuchte.
    Duncan war in der Werkstatt nach dem Schmied plötzlich der Älteste. Er wusste, dass sich sein Meister auf ihn verließ, und bemühte sich, ihm nach Kräften zur Seite zu stehen. Ohne einen erfahrenen Gesellen in der Schmiede, allein auf sich gestellt, konnten die Lehrlinge unter seiner Führung nur kleinere Aufgaben erledigen, die bis dahin liegen geblieben waren.
    Solange ihr Vater noch nicht wieder arbeiten konnte und kein Ersatz für Edwin gefunden war, hatte auch Catlin nicht viel in der Schmiede zu tun. Sobald sie konnte, entfloh sie darum der gedrückten Stimmung zu Hause und lief zur Abtei, um dort zum heiligen Edmund zu beten. Sie flehte ihn an, ihren Vater gesund zu machen und seine Hand zu heilen. Auch für Winnie bat sie ihn um Beistand, denn sosehr sich auch alle bemühten, keiner wusste, was zu tun war, damit sie ihr Lachen wiederfand. In jedes ihrer Gebete schloss Catlin die Bitte ein, alle, die sie liebte, künftig zu beschützen, und immer dachte sie dabei auch an Richard, Knightly und Adam.
    Als sie an diesem Nachmittag nach dem Gebet aus der Abteikirche trat, traf sie im Hof auf Mabel, die Altarstickereien zum Abt gebracht hatte.
    »Wie geht es deinem Vater? Hat er schon einen neuen Gesellen gefunden?«, erkundigte sich Mabel, hakte sich bei Catlin unter und zog sie in eine Ecke des Hofes.
    »Vier Männer sind in den letzten Tagen in die Schmiede gekommen, um sich bei ihm vorzustellen, doch mein Vater hat sich bislang für keinen von ihnen entschieden. Ich glaube, es fällt ihm schwer, Edwin zu ersetzen.« Catlin seufzte und ließ sich neben Mabel auf einem Mäuerchen nieder. »Erst gestern hat er wieder davon

Weitere Kostenlose Bücher