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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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her.
    »Meine Börse, jemand hat meine Börse aufgeschlitzt!«, zeterte plötzlich ein feister, bunt herausgeputzter Kaufmann. Vor Empörung fuchtelte er dabei mit den Armen und wirkte wie ein überfütterter Kapaun, der sich vergeblich in die Lüfte erheben will. »Quickhands, das kann nur Quickhands gewesen sein!«, gackerte er entrüstet. »Zum dritten Mal hat mich der Unhold in diesem Jahr beraubt!«
    Catlin drohte der Herzschlag auszusetzen. Der Bestohlene hatte Nigel erkannt. Gleich würden sich kräftige Männer auf ihn stürzen, ihn binden und dem Büttel vor die Füße werfen. Dann würde er ins Gefängnis gesperrt und aufgeknüpft werden. Oder man würde ihm eine Hand abhacken, vielleicht auch die Ohren abschneiden. Eine Gänsehaut lief Catlin über den Rücken. Sie wagte kaum, Nigel anzusehen, doch nichts geschah. Unschuldig und vollkommen unbeteiligt dreinblickend schritt er neben ihr her, ohne dass jemand eingriff. Der Bestohlene schien nicht übermäßig beliebt zu sein, denn niemand beachtete sein Wehgeschrei oder bedauerte ihn gar. Im Gegenteil, die meisten Schaulustigen feixten verstohlen, einige tuschelten und lachten gar.
    Nigel grüßte den Kaufmann freundlich, tat, als wäre nichts geschehen, und spazierte in aller Seelenruhe mit Catlin an ihm vorbei.
    »Warst du das?«, flüsterte sie ungläubig, als sie weit genug von ihm entfernt waren. »Wieso wusste er, dass du es warst, und hat dich doch laufen lassen?«, fragte sie, als er nickte, und zog die Brauen zusammen.
    »Niemand hat den Burschen, den sie Quickhands nennen, je zu Gesicht bekommen, und doch ist sein Name in aller Munde.« Nigel grinste stolz und hob die Schultern. »Der Mann, dem ich die Börse geleert habe, ist ein geldgieriger Geizhals, der nie einen Penny für andere gibt. Ich tue nichts weiter, als das Verteilen mildtätiger Gaben für ihn zu erledigen.«
    Einen Großteil der Münzen, die er durch den gezielten Schnitt in den Geldbeutel erbeutet hatte, verschenkte Nigel sogleich wieder. Zwei Bettlern gab er davon und wurde zum Dank mit wahren Sturzfluten von Gebeten zum Schutz seiner Gesundheit und der seiner Familie überhäuft. Einer ausgemergelten jungen Frau mit einer großen Kinderschar, die Nigel laut jubelnd umringte, steckte er etwas Silber und jedem der Kinder zwei Kupfermünzen zu. Zu guter Letzt kaufte er einem kleinen Mädchen, das im Straßenschmutz spielte, eine Steige rotbackiger Äpfel, ein Fässchen gesalzenen Fisch und einen großen Laib Brot und trug ihr die Waren nach Hause. »Gäbe ich ihr Geld, brächte ihr Vater es auf der Stelle in die nächstbeste Schenke. Die Familie hätte noch immer nichts zu essen und müsste am Ende gar unter seinen Schlägen leiden, weil er betrunken nach Hause käme. Also kaufe ich lieber das Nötigste, damit alle etwas zu beißen haben«, erklärte er Catlin anschließend und steuerte zielstrebig auf die nächste Kirche zu. »Lass uns hier als Erstes fragen, ob jemand den Glockengießer gesehen hat!«
    Der Priester nahm Nigels großzügige Almosen mit Freude und Dankbarkeit entgegen. »Sag deinem Vater, Gott der Herr wird es ihm lohnen«, trug er Nigel auf, denn der hatte behauptet, er bringe die mildtätige Gabe in dessen Auftrag zur Kirche. Von einem Glockengießer auf der Suche nach Arbeit aber hatte der Geistliche nicht gehört.
    »Sein Vater ist viel auf Reisen«, raunte der Gottesmann in der nächsten Kirche Catlin hinter vorgehaltener Hand zu. Er blickte voller Zuneigung zu Nigel hinüber, der vor dem Altar niedergekniet war. »Der arme Junge ist zu viel allein. Er kommt häufig her, betet für seinen Vater und verteilt Almosen. Ein guter Junge ist er, ganz der Vater, der ein selbstloser, überaus freigiebiger Mensch ist.«
    Catlin lächelte unbehaglich. Wenn der Priester wüsste, woher das Geld kommt, täte er gewiss entsetzt, dachte sie. Ob er die Annahme der Almosen jedoch verweigern würde, bezweifelte sie. Vermutlich würde er gar von Nigel fordern, alles, was er erbeutet hatte, der Kirche zu spenden, da er es kaum seinem Besitzer zurückgeben konnte, ohne für sein Vergehen bestraft zu werden.
    Welch große Bedeutung der Klerus dem Geld beimaß, wusste Catlin so gut wie jedermann. Goldene und silberne Altargefäße, Juwelen, teure Gewänder und Kathedralen aus Stein, die bis hoch in den Himmel emporragten, all das war kostspielig, wenngleich ebenso wenig notwendig, um den Herrn zu preisen, wie das aufwendige Leben von Bischöfen, Äbten und anderen Gottesmännern, die

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