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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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in Kalk gelegt wurden, bevor man sie sorgfältig abschaben konnte, um Fleischreste und Fell zu entfernen. Danach mussten sie gründlich gespült werden, was eine gehörige Menge Wasser erforderte und erklärte, warum der Boden des Hofes so aufgeweicht war.
    »Da drüben die Treppe hinauf – und vergesst nicht anzuklopfen!«, wies der Mönch sie brummig an, zog seine Kutte bis über die Waden hoch und machte kehrt.
    Am oberen Treppenabsatz angekommen, fanden sie sich vor einer schwarzen Holztür wieder. Nigel klopfte entschlossen an, dann traten sie ein. Als der Älteste und Wortführer ging Nigel als Erster auf den Abt zu, der an einem großen Eichentisch saß und Schriftrollen studierte. Er sah nicht auf und ließ seine Besucher für eine Weile vollkommen unbeachtet.
    Nigel hatte schon beim Eintreten seine Bundhaube abgenommen, ganz so, wie es sich gehörte. Nun hielt er sie in beiden Händen, knetete sie unentschlossen und räusperte sich. »Verzeiht, ehrwürdiger Vater«, hob er an und machte eine tiefe Verbeugung. Als der Abt mit widerwilliger Miene aufsah, erklärte er ihm stockend und mit wenigen Worten, unter welchen Umständen sie Corvinus begegnet waren. »Wir haben ihm versprochen, ihn zu Euch zu bringen«, beendete er seinen Bericht und versuchte sich an einem verkrampften Lächeln.
    Der Abt war ein griesgrämiger, ausgezehrter Mann mit eisblauen Augen. Er runzelte die Stirn, schob seinen Stuhl ein wenig zurück und winkte Corvinus herbei. Als der Kleine in seiner schäbigen Kutte mit gesenktem Kopf vor ihm stand, beugte sich der Abt zu ihm vor.
    »Nun, mein Junge, wenn du aus Tibenham kommst, wie du vorgibst, so weißt du doch gewiss, wie der Prior dort heißt, oder?«, fragte er mit lammfrommer Stimme, aber Argwohn im Blick.
    Corvinus wich einen Schritt zurück, und Catlin fragte sich unwillkürlich, ob dies aus Angst geschah oder weil der Abt womöglich aus dem Mund roch wie so viele Mönche, wenn sie sich kasteiten und kaum Nahrung zu sich nahmen.
    »Martinus«, antwortete Corvinus weinerlich. Gewiss hatte er noch mit den schrecklichen Bildern der toten Mönche zu kämpfen. Er dauerte Catlin, so kläglich, wie er den Abt ansah, der aber richtete sich brüsk auf und schlug empört mit der flachen Hand auf den Tisch. Die Pergamentrollen hüpften in die Höhe, als wären sie ebenso erschrocken wie Corvinus. Ein Schlüsselbund klirrte vorwurfsvoll, und eine Stange Siegellack fiel zu Boden.
    »Der Prior von Tibenham heißt nicht Martinus!«, brüllte der Abt den am ganzen Leib zitternden Jungen an, dann wandte er sich an Nigel. »Lügen, nichts als Lügen!«, schrie er auch ihn an.
    Corvinus liefen Tränen über die Wangen, seine Schultern bebten.
    »Wenn ihr glaubt, euren Bruder hier wohlfeil unterbringen zu können, dann irrt ihr!« Der Abt starrte die Bittsteller mit kalten Augen an.
    »Er … er ist nicht unser Bruder«, wagte Nigel ihm zögernd zu widersprechen, und Catlin bewunderte ihn für seinen Mut. Kein Wort hätte sie an seiner Stelle herausgebracht.
    Der Abt aber beachtete den Einwand nicht und fuhr unbeirrt fort. »Wenn ihr wollt, dass der Junge Mönch wird, so müsst ihr mit einer stattlichen Summe Silber oder einem ordentlichen Stück Land für sein Auskommen in der Kirche sorgen, so wie es üblich ist.« Er spie angewidert in ein Kohlebecken, das neben ihm stand. Es zischte, dann verbreitete sich ein unangenehmer Geruch.
    »Mein Vater hat doch bereits …«, versuchte Corvinus nun seinerseits zu erklären, doch der Abt gebot ihm mit erhobener Hand zu schweigen. »Und der Prior hieß sehr wohl Martinus, der neue Prior. Der, der gewählt wurde, nachdem unser alter Prior gestorben ist«, fügte er leise, aber aufmüpfig hinzu.
    Der Abt schoss erstaunlich behände von seinem Stuhl auf. »Schluss mit dem Unsinn! Ihr habt gehört, was ich zu sagen habe«, fauchte er Nigel an. »Wenn ihr ihn hierlassen wollt, müsst ihr zahlen.«
    »Bitte …«, versuchte es Corvinus noch einmal.
    »Zahlt – oder nehmt ihn wieder mit!« Der Abt zeigte keinerlei Mitgefühl mit dem Jungen. Er setzte sich wieder an den Tisch und vertiefte sich in seine Schriftrollen.
    Catlin zupfte Nigel am Ärmel. »Lass uns gehen!«, flüsterte sie. Der Abt würde seine Meinung nicht ändern. Sie streckte die Hand nach Corvinus aus. »Komm!«, sagte sie sanft.
    »Es kann nicht der Wille des Herrn sein, dass der Junge hierbleibt«, erklärte sie Nigel, als sie den Hof überquerten. »Wer weiß, warum er uns den Jungen über den

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