Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
heißen.
»Randal ist mir unersetzlich geworden«, erklärte der Meister schon bald voller Stolz und stellte ihn jedem seiner Kunden vor. »Er ist fleißig und versteht etwas von Ton.«
Randal wusste, dass er nicht ewig Töpfer bleiben wollte, aber für eine gewisse Zeit schien er hier richtig zu sein. Wenn der Meister womöglich doch keinen Sohn bekam, dann sah es für ihn gar nicht schlecht aus, denn Merilda errötete, sobald er sie ansah, und der Meister und sein Weib würden sich mit einem wie ihm als Schwiegersohn gewiss glücklich schätzen.
Randal arbeitete viel und hart, buckelte den Lehm und fertigte geschickt auch die größten Töpfe an. Er kannte sich aus mit dem Magern von Ton, wusste, welche Mischungen am besten für große Flächen geeignet waren, und auch mit dem Brennen wusste er bestens Bescheid. So bekamen denn auch die größten Gefäße niemals Risse. Sein Meister hatte kaum noch Ausschuss zu beklagen und verdiente besser denn je zuvor. Er wollte Randal folglich schon bald nicht mehr missen, zahlte ihm freiwillig mehr Lohn, lobte ihn, wo er nur konnte, und nannte ihn den besten Gesellen, der je für ihn gearbeitet hatte. Randal genoss die Aufmerksamkeit des Töpfers, wenngleich die Arbeit auf Dauer kaum seinen Vorstellungen entsprach. Zuspruch und Lob indes hatte ihm sein alter Meister nie gespendet. Und so genoss er die Anerkennung und das gute Gefühl, endlich jemand zu sein, respektiert und sogar geliebt zu werden.
Bei jedem Gedanken an den alten Meister aber umwölkte sich Randals Stirn. Es war nicht gerecht, dass jener ihn noch immer verdächtigte … Randal brachte es nicht fertig, Worte für die unaussprechliche Tat zu finden, derer er fälschlicherweise beschuldigt wurde. Eines Tages aber musste der Meister begreifen, dass er ihm unrecht getan hatte, dass Randal ein guter Lehrjunge gewesen war und schon bald einen hervorragenden Glockengießer abgeben würde. Eines Tages würde er seine eigene Werkstatt haben, Kunden, die Schlange standen, und einen herausragenden Ruf wie kein Zweiter genießen. Er würde den Meister überflügeln. Immerhin hatte er es bereits bis nach London geschafft, in die Stadt, von der auch der Glockengießer träumte. Früher oder später würden sie sich hier begegnen. Und dann, so malte sich Randal des Nachts auf seinem Strohlager immer wieder aus, würde der Meister bereuen, ihn fortgejagt zu haben. Er würde heiße Tränen weinen, ihn in die Arme schließen und um Vergebung bitten, weil er ihn auf so üble Weise beschimpft und verdammt hatte. Du bist mir wie ein Sohn , würde der Meister sagen. Bleib bei mir, und sei mein Vertrauter! Alles, alles, was ich weiß, will ich dich lehren, alle meine Formeln will ich dir anvertrauen …
Richard saß unter einem Baum und kaute auf einem Grashalm herum. Was wohl sein Vater dazu sagen würde, dass er mit dem König nicht etwa auf Reiher- oder Kranichjagd war, sondern ihm soeben ein Mädchen zugeführt hatte? Richard nahm sein Messer zur Hand, ergriff ein Holzstück, das neben ihm auf dem Boden lag, und hackte wild darauf ein. »Ich bin doch kein Kuppler«, knurrte er. »Ich bin Falkner, und wann war ich das letzte Mal auf der Jagd? Nicht auf Weibsvolk, wohlgemerkt!« Er schnaufte. Du und deine Moral, hätte Knightly gesagt, ihn ausgelacht und den Kopf geschüttelt, und vermutlich hätte nicht einmal Adam etwas Verwerfliches darin gesehen. »Der König wirkt wie ein verliebtes Kalb«, hatte er Richard erst kürzlich zugeraunt. »Weißt du, wer die Glückliche ist?« Richard malträtierte nun nicht mehr nur das Holz, sondern auch den Waldboden. Er war dem Freund eine Antwort schuldig geblieben, um nicht lügen zu müssen, denn der König hatte ihm befohlen, niemanden einzuweihen.
»Catlin ist Eure Base«, hatte er zu bedenken gegeben, »und Mabel ihre Freundin, wer also sollte besser für diese Aufgabe geeignet sein als Ihr?« Dann hatte er ihn zu seinem Onkel geschickt. »Ihr müsst Eure Base nach ihr fragen, ohne sie wissen zu lassen, dass ich Euch darum bat.« Henry war errötet wie eine Jungfrau, obwohl er, wie Richard wusste, ganz sicher nicht mehr unerfahren war. »Sie will mir einfach nicht aus dem Sinn gehen.« Der junge König hatte sehnsüchtig geseufzt, ihren Namen immer wieder vor sich hin gemurmelt und sich daran gelabt wie an einer süßen Frucht. »Ich muss sie wiedersehen!«, hatte er eindringlich gesagt.
Richard ließ die Schneide seines Messers über das Holz gleiten. Wer war er schon, dass er
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