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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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war sie zu krank gewesen, um sich zu fürchten, nun aber war ihr Geist wach und gaukelte ihr beängstigende Trugbilder vor. Das Blut rauschte ihr in den Ohren. Ihr Herz wummerte. Als sie ein Schnaufen an ihrem Haar vernahm, erstarrte sie schier zu Eis. Erst als etwas Weiches ihre Nase berührte, fuhr sie in die Höhe. Sie war wohl doch noch einmal eingenickt, denn der Himmel am östlichen Horizont hatte inzwischen die Farbe von Blaubeermilch.
    Eines der Pferde stand in ihrer Nähe, schnaubte und schüttelte den Kopf, als lache es sie aus, senkte die Nase wieder ins Gras und beachtete sie nicht länger. Corvinus, der plötzlich neben ihr hockte, kicherte und versteckte die Hand hinter dem Rücken.
    »Was hast du da?« Catlin ergriff seinen Arm und riss ihn nach vorn. Corvinus sah sie erschrocken an und senkte den Blick, als sie einen langen Halm mit weicher Rispe in seiner Hand entdeckte. Aufgewühlt vom Schreck, brauchte Catlin einen Augenblick, um zu begreifen, dass er es gewesen war, der sie an der Nase gekitzelt hatte.
    »Nun komm schon, Cat, die Nacht ist vorüber!«, rief Nigel versöhnlich, rollte die Decken zusammen, unter denen sie geschlafen hatten, verstaute sie und trat die Glut aus.
    Von den Bauern, die beim Singen fröhlicher Erntelieder die reifen Ähren von den gelben Feldern am Wegesrand schnitten, erfuhren sie, dass die Ländereien ringsum bereits zur Abtei von Whittingham gehörten und dass die Klosteranlage kaum mehr als einen halben Tagesritt entfernt lag. Einer der Bauern – ein alter Mann mit gebeugtem Rücken und einem weiß erblindeten Auge, der sich auf seine Sense stützte – empfahl ihnen, dem Weg weiter zu folgen, bis sie an eine Gabelung mit drei alten Birken kämen. Dort sollten sie den linken Weg wählen, der sich gen Osten schlängelte, dann würden sie die Abtei schon bald auf einem Hügel zu ihrer Rechten entdecken.
    Nach einem artigen Dank führten die drei ihren Weg in Gedanken versunken fort, bis Corvinus auf einmal aufsah.
    »Seid ihr Verliebte?«, fragte er arglos, wandte sich erst zu Nigel und dann zu Catlin um. »Ich meine, wenn ihr von zu Hause ausgerissen seid, verrate ich euch bestimmt nicht, Ehrenwort!« Der Gedanke, mit flüchtenden Liebenden unterwegs zu sein, gefiel ihm offenbar, denn seine Augen glänzten vor Aufregung über ein solches Abenteuer. »Unser alter Prior hat einmal die Geschichte von einem Priester und einem Edelfräulein erzählt, die zusammen fortgelaufen und von einem berühmten Ritter des Königs erwischt worden sind …«, plapperte er drauflos.
    Als sie die drei Birken erreichten, deren Blätter golden in der Herbstsonne leuchteten, und nach Osten abbogen, redete Corvinus noch immer wie ein Wasserfall.
    »Langsam, mein kleiner Freund, langsam!«, rief Nigel schließlich und schüttelte ungläubig den Kopf. Kaum hatte Corvinus nämlich die eine Geschichte beendet, wollte er schon mit der nächsten beginnen. »Erstens sind wir keine Liebenden, und zweitens solltest du ab und an Luft holen.« Er versetzte dem Jungen einen freundschaftlichen Stoß in die Rippen. »Und gib Obacht, damit uns von deinem Geschwätz nicht die Ohren abfallen!«
    Corvinus murmelte etwas, das wie »Vergebt mir!« klang, und senkte den Kopf.
    »Wie wäre es mit einer kleinen Mahlzeit?«, schlug Catlin vor, um ihn aufzumuntern. »Es ist sicher bald Mittag.«
    »Au ja!« Corvinus strahlte. »Ich hab einen Riesenhunger!«
    »Himmel, er frisst uns noch die Haare vom Kopf!«, maulte Nigel zum Spaß.
    Corvinus nahm seine Worte jedoch für bare Münze, wurde bleich wie ein Kreidefelsen und sah aus, als wolle er sogleich wieder in Tränen ausbrechen.
    »Aber nicht doch, Corvinus! Nigel ist ein Spaßvogel, er beliebt zu scherzen. Wir haben genügend zu essen für uns alle dabei«, griff Catlin ein und warf ihrem Begleiter einen vorwurfsvollen Blick zu. »Nicht wahr, Nigel?«, sagte sie streng.
    »Gewiss doch. Solange er mir etwas übrig lässt, kann er essen, bis er platzt«, brummte Nigel augenzwinkernd, und nachdem sie sich die Bäuche mit dunklem Brot, Schinkenspeck und Käse vollgeschlagen hatten, zauberte er zum Nachtisch sogar noch eine Birne aus dem Gepäck hervor. »Komm, verdien sie dir!«, rief er Corvinus zu und winkte ihn herbei, um sich mit ihm zu balgen.
    Der Junge stürzte sich so übermütig auf ihn, dass sie gemeinsam über das trockene Gras rollten. Geschickt schürzte Corvinus seine Kutte, schlang die Beine um Nigels Leib und saß gleich darauf rittlings auf dessen

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