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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Zahlen vorlegen und ihm ausführlich Bericht erstatten. Catlin wusste, dass Nigel schreiben und rechnen gelernt hatte, um später die Geschäfte seines Vaters übernehmen zu können, dennoch war sie überrascht, wie flink und sicher er mit dem Rechenbrett umging. Und weil er eine rasche Auffassungsgabe besaß, den Erklärungen gut folgen konnte und hier und da mit einer klugen Nachfrage beeindruckte, taute auch der anfänglich zurückhaltende Verwalter bald auf, der in Abwesenheit des Kaufmannes für alles verantwortlich zeichnete. Während Nigel sich nach dem Christfest jeden Tag im Kontor aufhielt, durchstreifte Catlin zusammen mit Corvinus die Stadt, um den Glockengießer zu finden, und hoffte, dass sie nicht etwa Hilda über den Weg lief. Auch wenn sie nur allzu gern mit ihr beisammengesessen hätte, um Neuigkeiten auszutauschen und von ihren Vettern zu hören, so wäre es ihr doch schwergefallen, die gute Seele zu belügen. Die Wahrheit aber hätte Catlin ihr nicht erzählen können. Aus Sorge um sie hätte Hilda ihrem Onkel gewiss eine Nachricht zukommen lassen, und der hätte umgehend einen Boten zu ihrem Vater geschickt, damit dieser Catlins Aufenthaltsort erfuhr und sie zurückholte. Doch sie wollte nicht nach Hause. Wenn sie jetzt aufgab, um einen Mann zu heiraten, den sie nicht einmal kannte, ein Handwerk auszuüben, das sie nicht liebte, und ein Leben zu führen, für das sie nicht bestimmt war, so würde sie ihre Zukunft auf einer Niederlage aufbauen und niemals erfahren, ob sie es hätte schaffen können. Sie musste den Glockengießer finden. Unbedingt. Sie ließ weder den Gedanken zu, dass er womöglich gar nicht in London, sondern weit fort in einer anderen Stadt lebte, noch die Vorstellung, er könne sie abweisen, falls sie ihn tatsächlich fand. Sie suchte vor allem Stadtviertel auf, in denen er sich am ehesten aufhalten mochte. In der Gerbergasse hielt sie Ausschau nach ihm, weil man breite Lederriemen brauchte, um eine Glocke zu befestigen. In der Töpfergasse, wo große Fuhrwerke Lehm abluden, bei den Mietställen, wo man aus dem Fell von Pferden gestriegeltes Rosshaar erwerben konnte, und bei den Ziegelbrennereien trieb sie sich herum, bis sie eines Tages wahrhaftig die Stimme des Glockengießers vernahm. Wie versteinert blieb sie stehen. Der dunkle, satte Tonfall, die Satzmelodie. Sie brauchte sich nicht umzusehen, um sicher zu sein.

    »Schläfst du schon?« Das Quietschen der Tür übertönte Merildas Stimme. Als der Holzboden knarrte, wusste Randal, dass sie sich seinem Bett näherte. Es war erstaunlich, wie rasch ihre Brüste gewachsen waren und sich das Kind zur Frau entwickelt hatte. In der Liebe war die sonst so zurückhaltende Merilda unersättlich. Fast jede Nacht schlich sie sich in seine Kammer. Randal konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Der Töpfer hatte wieder keinen Sohn bekommen, und weil seine Gemahlin nicht mehr die Jüngste war, würde sie ihm wohl auch keine Kinder mehr gebären. Das zumindest hatte die Hebamme gesagt. Fast zwei Tage lang hatte die Meisterin in den Wehen gelegen. Das Haus war unter ihren Schreien förmlich erzittert. Niemand hatte noch arbeiten können. Die Kinder waren mit gesenkten Köpfen herumgeschlichen oder hatten sich nach draußen verzogen. Der Töpfer hatte derweil in der Schenke kannenweise warmes Bier in sich hineingeschüttet, um nicht hören zu müssen, wie seine Alte ihn und die Gier seiner Lenden verfluchte. Ein weiteres Kind werde sie umbringen, hatte die Hebamme ihm verkündet. Und das Kind obendrein. Der Töpfer solle sich in Enthaltsamkeit üben. Leben wie ein Mönch, hatte er geflucht, als die weise Frau aus dem Haus gewesen war. Nur noch Arbeit. Fressen als einziges Vergnügen und ab und an ein Saufgelage und eine Würfelrunde. Das war alles, was das Leben in Zukunft für ihn bereithielt.
    Wie wäre wohl seine Antwort ausgefallen, hätte er erfahren, dass eine seiner Töchter zu seinem Gesellen ins Bett stieg? Sogar in der heiligen Nacht. Randal rückte beiseite und machte Merilda Platz. Er war nackt, aber ihm war nicht kalt. Die dicke Pferdedecke wärmte ihn. Merilda dagegen hatte eisige Füße. Sie drehte sich zur Seite, legte das rechte Knie auf eine Stelle knapp unterhalb seiner Männlichkeit und schob ihren frostigen Fuß zwischen seine Waden.
    Randal legte ihr eine Hand auf den Rücken und schob ihr dünnes Leinenhemd nach oben. Er wusste, dass sie darunter nichts trug.
    Merilda streichelte seine spärlich behaarte Brust.

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