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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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und wieder besucht, ich wäre wie üblich allein mit Corvinus gewesen und hätte mir die Augen ausgeweint.« Sie schnaubte empört.
    »Ich habe dich geheiratet, weil du das Glockengießen lernen wolltest. Liebe oder Treue habe ich dir nie versprochen. Was willst du also?«, fuhr John sie an.
    Catlin rang nach Luft. »Ich will, dass du mir vertraust.«
    »Das Geheimnis der Glockenrippe willst du erfahren, das ist alles«, knurrte er. »Für dich gibt es doch nur die Glocken, was weißt du schon vom Leben, von Schmerz und Verlust?«
    Catlin schossen Tränen in die Augen. Sie hatte ihr Heim und alle ihre Lieben verlassen, nur um dieses Handwerk zu erlernen, und war noch immer nicht halb so weit, wie sie es sich erhofft hatte. »Drei Jahre lehrst du mich schon das Glockengießen. Doch bis du mir beibringst, wie man eine Glockenrippe fertigt, soll ich sieben Jahre warten. Sieben Jahre! Und wofür? Was, wenn du vorher stirbst? Wenn du wieder einmal verschwindest und nicht wiederkommst? Was ist dann mit mir?«, schrie sie. »Ich habe nicht einmal einen Sohn von dir und werde nie einen bekommen!« Sie stampfte mit dem Fuß auf, stürmte durch die Werkstatt auf die Straße und lief ziellos umher.

Orford, Frühjahr 1227
    A l! Alan!«, gellte eine Frauenstimme über den Hof. Alan runzelte die Stirn und legte das Eisen ins Feuer zurück. Als die Tür zur Schmiede aufgerissen wurde, wehte eine kühle Brise herein.
    »Was gibt’s?«, fragte er besorgt, als seine älteste Base in die Werkstatt stürzte.
    »Dein Vater! Er ist zusammengebrochen.« Sie rang nach Atem.
    »Wo ist mein Bruder?« Alan legte den Hammer auf dem Amboss ab.
    »Bereits bei ihm. Schnell, Alan!« Sie starrte ihn mit schreckgeweiteten Augen an.
    Alan nickte. Sein Herz raste. Er riss sich die Lederschürze vom Leib, warf sie achtlos zu Boden und rannte hinaus.
    »Vater«, sagte er leise, als er an sein Lager trat.
    »Raymond, Alan ist da!« Die Mutter strich ihrem Gatten sanft über die Wange, als er sich nicht rührte. Sein Gesicht wirkte merkwürdig schief, so als lächelte er mit nur einer Seite, während die andere schlaff herabhing.
    »Du musst nach Saint Ed…«, murmelte der Schmied plötzlich und atmete mühsam. »… zu Henry, er braucht dich.«
    »Raymond, mein Liebster«, sagte die Mutter weich, »du weißt doch, dass seine Tochter fortgelaufen ist. Sie will unseren Jungen nicht.« Sie klang vorwurfsvoll, was ihrem gekränkten Stolz zuzuschreiben war und ihr niemand verübelte.
    »Das ist … vollkommen … gleich«, stammelte der Schmied. »Henry hat keinen … Sohn, der ihm … nachfolgen kann. Du wirst ihm in der Schmiede helfen … wie es abgemacht war.« Der Ausdruck von Stolz und Liebe verklärte seine entstellten Gesichtszüge. »Sorg für ihn im Alter!« Er schnaufte heftig. »Für mich sorgt bald der Herr.«
    »Nein, Vater, das darfst du nicht sagen!« Alans Herz krampfte sich zusammen. Der Vater hatte es lange nicht verwunden, dass die Tochter seines besten Freundes geflohen war, um seinen Jüngsten nicht heiraten zu müssen. Dem Freund selbst aber hatte er niemals Vorwürfe gemacht, denn er war ein guter Mensch und wusste wohl zu unterscheiden, was Henry gewollt und was nicht in seiner Macht gestanden hatte.
    »Du sollst einmal Meister werden, Junge«, röchelte Raymond. »Hier aber bliebest du nur Geselle.« Er wandte den Kopf zur Seite, lächelte sein Weib und seinen Ältesten schief an, schloss die Augen und tat seinen letzten Atemzug. Vergeblich wartete Alan, dass sich die Brust des Vaters erneut hob.
    »Vater? Vater!«, rief er voller Schmerz.
    Der Schmied antwortete nicht mehr.
    Alan schluckte und schluckte, doch er kämpfte vergeblich gegen die Tränen an. Sein Vater war gestorben. Alan betete zum Herrn, er möge ihn in sein Himmelreich aufnehmen, und hielt noch lange die einst so kräftige Hand des Toten. Nie hatte sie ihn geschlagen, hatte ihn als Kind beschützt und ihm später Halt geboten, nun aber wurde sie kalt und fremd.
    »Du musst nicht fortgehen«, sagte Alans Mutter und legte ihrem Sohn liebevoll die vertraute weiche Hand auf den Arm. »Niemals, hörst du?«, beharrte sie, wohl wissend, dass ein guter Sohn wie er dem Letzten Willen des Vaters Folge leisten würde.
    »Du weißt, dass du immer einen Platz in der Schmiede haben wirst«, bekräftigte auch sein älterer Bruder, als Alan schon tags darauf seine Habseligkeiten zusammenpackte. »Arbeite mit mir, nicht für mich!«, brachte er mit rauer Stimme vor, gleichwohl auch

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