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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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sich ihr vorsichtig, beinahe zaghaft. Das Mondlicht schien plötzlich ein wenig heller und tauchte den ganzen Raum in dunkles Grau. Sogar Flints Augen, die von ungewöhnlich schönem Blau waren, schimmerten grau und geheimnisvoll. Sein Gesicht kam dem ihren so nahe, bis sich ihre Münder berührten. Seine Lippen waren trocken und weich, nicht klebrig wie die von Thomas. Catlin öffnete den Mund, um zu atmen, und doch schien ihr, als würde nicht genügend Luft in ihre enge Brust gelangen. Sanft und zugleich fordernd erkundete Flints Zunge ihren Mund, und Catlin staunte, welch unbändiges Verlangen nach mehr sie empfand.
    Als Catlin am nächsten Morgen die Augen öffnete, erschrak sie, denn es war helllichter Tag. Sie fuhr hoch und setzte sich im Bett auf, dann fiel ihr Flint ein. Erschrocken blinzelte sie neben sich. Das Laken war zerwühlt, als hätten sie unruhige Träume geplagt, doch sie war allein. Erleichtert ließ sie sich in die Kissen zurückfallen und schloss noch einmal die Augen. Sie hatte doch tatsächlich geträumt, dass Flint zu ihr ins Bett gestiegen war. Catlin lächelte, fühlte, wie ihr das Blut jäh zu Kopf stieg, und zog das Laken vors Gesicht. Das raue Leinen strich über ihre nackte Haut und liebkoste sie wie zärtliche Hände. Sie wandte den Kopf zur Seite, versenkte die Nase im Kopfkissen und genoss den Duft, der ihm entströmte. Plötzlich tat ihr Herz einen Satz. Das Kissen roch nach Flint! Catlin sprang aus dem Bett und schlug die Decke zurück, als vermute sie ihn darunter versteckt. Ein Blutfleck prangte dort, nicht größer als eine Silbermünze. Unrein aber konnte sie noch nicht wieder sein. Catlin keuchte, als wäre sie gerannt. Es war kein Traum. Flint war hier gewesen. Hier, in ihrer Kammer, in ihrem Bett! Flint, der neue Geselle. Nicht John, ihr Gemahl und Meister. Einem nahezu Fremden hatte sie ihre Jungfräulichkeit zum Geschenk gemacht. Catlin schauderte. Ob es die Erinnerung an die vergangene Nacht war oder die herbstliche Kühle an diesem Morgen, vermochte sie nicht zu sagen. Ihr Kopf war wie leer gefegt. Ihr Blick fiel erneut auf das Laken. Wenn John heimkam … Sie war nicht imstande, den Gedanken fortzuführen. Sie riss das Leinen von der Strohmatratze und sah sich gehetzt um. Auf dem Tisch in der Kammer standen ein Krug mit Wasser und eine Schüssel, in der sich die Eheleute am Morgen vor dem Ankleiden wuschen. John war für gewöhnlich der Erste, sodass Catlin anschließend allein in der Kammer zurückblieb und sich unbeobachtet waschen konnte. Wenn sie unrein war, spülte sie hier auch die Tücher aus, die sie verwendete, um das Monatsblut aufzufangen. Nun aber suchte sie auf dem großen Laken nach dem verräterischen Fleck der vergangenen Nacht und konnte ihn nicht mehr finden. Schon wollte sie erleichtert aufatmen. Vielleicht hatte sie sich doch getäuscht! Plötzlich aber war er da. Genau vor ihren Augen. Sündig. Anklagend. In vielen Dörfern wurde das Laken von Jungvermählten nach der Hochzeitsnacht aus dem Fenster gehängt, um allen zu zeigen, dass sie die Ehe vollzogen hatten. Doch Catlin war nicht mit Flint vermählt, darum schämte sie sich für ihre Freigebigkeit. Sie machte sich Vorwürfe und betete, der Herr möge ihr das sündige Verhalten vergeben. Schlechten Gewissens dachte sie an John, dem sie eheliche Treue gelobt hatte. Sie hatte ihn verraten, während er Wort gehalten hatte. Sein Versprechen, ihr niemals nahezutreten, hatte er nicht gebrochen. Er war ihr ein guter Ehemann und der beste Meister, den sie sich vorstellen konnte. Sie öffnete den Fensterladen und ließ die Sonne herein. Was aber würde er sagen, wenn er ihren Fehltritt herausbekäme? Er musste sie nicht nur für verderbt halten, er konnte sie sogar davonjagen. Wie enttäuscht wäre er, wenn er erführe, dass sie bei der erstbesten Gelegenheit schwach geworden war. Nicht einen Tag allein mit Flint hatte sie überstanden, ohne sich ihm an den Hals zu werfen. Hilflose Traurigkeit überkam sie. Sie trat an die Waschschüssel, goss Wasser über den Fleck und rieb verzweifelt daran herum, spülte und rieb erneut. Schweißperlen standen auf Catlins Stirn.
    Als es an der Tür klopfte, fuhr sie erschrocken zusammen.
    »Catlin?« Corvinus’ Stimme klang besorgt.
    »Ich komme gleich!« Catlin gab sich Mühe, unbekümmert zu klingen. »Häng derweil den Kessel über das Feuer!«
    »Ist bereits geschehen, und frisches Wasser habe ich auch vom Brunnen geholt. Ist schließlich schon spät. Die Glocke

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