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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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kein Zweifel«, bestätigte er mit gesenkter Stimme und nickte nachdrücklich.
    »Da seid Ihr ja endlich!«, rief Henry erfreut, als die beiden Gefolgsleute vor ihn traten und sich tief verbeugten.
    »Lasst Euch Wein einschenken!«, verlangte er. »Page!«, rief er laut und klatschte in die Hände. Sofort stürzte einer der Knaben aus seinem Gefolge herbei und bediente sie.
    Henry hatte nur Augen für Mabel.
    Wie schön sie ist!, durchfuhr es Richard, und als ihre Wangen aufglühten, weil Henry ihr einen Kuss auf den Hals hauchte, packte ihn gnadenlose Eifersucht. Nicht einen Augenblick länger ertrug er den Anblick der beiden Liebenden, ohne sich der Gefahr auszusetzen, seine Gefühle preiszugeben. Da der König sie ohnehin nicht länger beachtete, deutete er eine kurze Verbeugung an, murmelte, Seine Majestät möge ihn entschuldigen, und wandte sich ab. Er durchquerte die Halle entschlossenen Schrittes und gesellte sich zu einer Gruppe junger Ritter, die sich in einer Ecke versammelt hatten. Adam, der ihm gefolgt war wie ein Schatten, zeigte sich verdutzt, doch Richard beachtete seinen fragenden Blick nicht. Er sprach die Männer an und verlangte einen ausführlichen Bericht über den Angriff auf den König. Auch Adam stellte ihnen Fragen. Dabei bemerkte er weder, dass Richard den Ausführungen kaum zu folgen vermochte, noch, dass er immer wieder zu Mabel hinübersah.
    »Seit Monaten tuschelt ganz London über einen gewitzten Dieb. Quickhands wird er genannt, und wie schon sein Name sagt, soll er nicht nur überaus geschickt, sondern vor allem unglaublich schnell sein«, erklärte Sir Roger, ein junger Ritter, der sich erst seit Kurzem an der Seite des Königs befand und doch bereits dessen volles Vertrauen genoss. »Er bestiehlt nur die Wohlhabenden und verteilt seine Beute unter Londons Bedürftigen. Auch den Kirchen der Stadt gewährt er großzügige Almosen. Es heißt, dass nur er hinter dem Raub stecken kann.« Sir Roger kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Der Verdacht liegt in der Tat nahe. Schließlich ist unserem Herrn zunächst nicht einmal aufgefallen, dass man ihn um den Inhalt seines Beutels erleichtert hatte. Der Dieb hat die königliche Börse unbemerkt aufgeschnitten und die herausfallenden Münzen lautlos aufgefangen. Er war bereits über alle Berge, als Seine Majestät den Verlust des Geldes bemerkte.«
    »Was war mit der Leibwache?« Richard musterte Sir Roger mit missbilligendem Blick. »Wie konnte der Dieb dem König so nahe kommen?«
    Sir Roger grunzte leise. »Er war allein.« Der junge Ritter senkte die Stimme. »Mit ihr.« Er warf Mabel einen geringschätzigen Blick zu, und Richard wäre ihm dafür am liebsten an die Gurgel gegangen. »Seine Majestät hatte die Begleiter abgehängt, als wäre es ein Spiel.« Er schüttelte aufgebracht den Kopf. »Es wird dem Dieb noch leidtun, ausgerechnet den König beraubt zu haben.« Ein Muskel an seiner Wange zuckte.
    »Weiß man, wer dieser Quickhands ist?«, erkundigte sich Adam wissbegierig.
    »Wüssten wir es, befände er sich kaum noch auf freiem Fuß, wie Ihr Euch gewiss denken könnt«, antwortete Sir Roger herablassend. »Es sind bereits fähige Männer auf ihn angesetzt, doch sie müssen umsichtig vorgehen. Wer auch immer etwas über ihn weiß, wird diesen Quickhands nicht so einfach verraten. Die Londoner lieben ihn. Sie singen Spottlieder auf seine Opfer und feiern ihn, wenn er wieder einmal einen unbeliebten Reichen erleichtert hat. Sogar die Kinder auf der Straße bewundern ihn und spielen seine Abenteuer nach. In den Augen des einfachen Volkes ist er kein gemeiner Dieb, sondern ein Held, der den Wohlhabenden die Stirn bietet. Wenn der Pöbel erfährt, dass Quickhands den König um den Inhalt seiner Börse gebracht hat, wird man ihn noch mehr verehren, und unser Herr wird zum Gespött der Leute.« Empörung über die Dreistigkeit des berühmten Diebes war aus seiner Stimme herauszuhören. Zugleich aber klang es auch, als fürchte er, bei der Suche nach dem Schuldigen zu versagen und seinen Herrn dadurch zu enttäuschen. Henry für seinen Teil schien jedoch keineswegs beunruhigt ob des Angriffes auf ihn.
    Richard wandte sich um, als er den jungen König laut lachen hörte, und beobachtete mit hämmerndem Herzen, wie Henry Mabels Hand ergriff und sie kichernd hinter sich herzog. Zu wissen, dass die Tür, durch die sie die Halle zur Nacht verließen, über einen engen Flur zum königlichen Schlafgemach führte, drohte Richard um den Verstand

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