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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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verzehrte sich nach seinen Küssen, dem Liebkosen seiner rauen, trockenen Hände. Andererseits wusste sie sehr wohl, dass es vernünftig war, sich in Acht zu nehmen, unabdingbar gar, denn Corvinus durfte auf keinen Fall von der Tändelei erfahren. Er hasste den Gesellen, seit dieser ihn des Diebstahles bezichtigt hatte. Daraus machte er keinen Hehl und würde Flint und sie womöglich an John verraten.

    Richard schlenderte zum wiederholten Mal über den Markt. Die Stände waren in diesem Herbst besonders reichhaltig gefüllt, denn der Frühling war feucht und mild gewesen, der Sommer sonnig und heiß. So war denn die Ernte entsprechend großzügig ausgefallen. Ganze Wagenladungen an Weizen, Roggen, Hirse, Gerste und Hafer in großen und kleinen Säcken waren in die Stadt gekarrt worden, dazu Berge von Hopfen für das Bier, das man nicht nur in Klöstern und Gasthäusern, sondern auch in vielen Londoner Haushalten gern und regelmäßig braute. Die Marktstände bogen sich schier unter den aufgehäuften weißen und gelben Rüben, den Roten Beten und Pastinaken, den Kohlköpfen, Lauchbündeln und Zwiebelzöpfen. Erbsen, Ackerbohnen und Kichererbsen, aus groben Säcken geschöpft und abgewogen, wurden in die Körbe der Hausfrauen und Mägde gefüllt. Zwischen den bunten Ständen drängten sich Kauflustige und Neugierige. Viele standen Schlange und tauschten Neuigkeiten oder Kochrezepte aus, klatschten über andere Leute und brachten Gerüchte in Umlauf, die sich in Windeseile verbreiteten. Die Verkäufer priesen die Vorzüge ihrer Waren an, verkündeten lautstark deren Preise und versuchten sich gegenseitig zu unterbieten, sobald die Schlangen bei den anderen Ständen länger wurden. Der Lärm war ohrenbetäubend. Wer mit der Stimme nicht mehr durchdrang, packte einen möglichen Kunden schon einmal am Gewand, damit dieser einen Blick auf die Auslagen warf. Die Londoner Händler hatten von ihren Reisen Oliven und getrocknete Weinbeeren aus Italien mitgebracht, Gurken und Knoblauch aus Frankreich, Aprikosen, Granatäpfel und Feigen aus Spanien. Vom Duft der Früchte, der frischen Kräuter und exotischen Gewürze lief Richard das Wasser im Mund zusammen. Kinder und alte Weiber gingen mit Weidenkörben umher und boten die letzten Brombeeren und die ersten Waldpilze feil. Catlin aber war nirgendwo zu sehen.
    An der Themse fand ein großer Fischmarkt statt, und für einen Augenblick überlegte Richard, ob er nicht dort nach ihr Ausschau halten sollte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als ihm die Garküche am Hafen einfiel. Vielleicht fand er sie dort. Als er sich einen Weg durch die Menge bahnte, lief auf einmal ein Huhn vor ihm her und gackerte aufgeregt. Um ein Haar wäre es ihm unter die Füße geraten, als es sich aus Angst vor den vielen Menschen plötzlich vor ihm auf den Boden hockte und nicht mehr rührte. Er beugte sich hinab, erduldete die Stöße der Vorbeidrängenden und packte das Federvieh so fest am Leib, dass es die Flügel nicht mehr ausbreiten konnte. Suchend blickte er sich um, wem es entflohen sein mochte, und entdeckte ein zehn- oder elfjähriges Mädchen in nächster Nähe, das hilflos in seinen leeren Korb starrte.
    »Mein Huhn!«, jammerte die Kleine. »Mein Huhn ist fort!« Tränen liefen ihr über die Wangen. Wenn jemand das Tier aufgriff und es als sein Eigentum ausgab, dann konnte sie kaum hoffen, es je zurückzubekommen. Das schien sie zu wissen.
    Richard lächelte weich, ging auf das Kind zu und hielt ihm die braune Henne entgegen. »Ich glaube, die gehört dir«, sagte er freundlich.
    Das Mädchen sah ihn mit großen Augen ungläubig an. »Danke, Mylord, vielen Dank!« Sie lächelte erleichtert und beförderte das Huhn wieder in den Korb.
    »Die Henne wird gewiss wieder zu entfleuchen versuchen. Du musst gut auf sie achtgeben. Sie soll euch doch sicher noch viele Eier legen. Oder ist ihr Schicksal etwa der Kochtopf?« Richard musste lachen, als ihn das Mädchen erschrocken ansah.
    »Ich weiß nicht, Mylord …«, antwortete sie, knickste eilig und stob davon, die Hand auf den Korb gepresst, damit das Federvieh nicht abermals davonflog.
    Ein Schnaufen und Stoßen an Richards Bein lenkte ihn von dem Mädchen mit der Henne ab. Als er hinabblickte, entdeckte er ein Schwein, das ihn beschnüffelte. Ein wohlgenährtes Ferkel, um genau zu sein. Ein junger Mann hatte es mit einem Strick um den Hals auf den Markt geführt und bot es schüchtern zum Verkauf an. Richard lehnte dankend ab, obwohl ihm

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