Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
Herrn flehentlich an. »Bitte, Mylord! Hätte ich auch nur geahnt, dass Ihr nichts davon wisst, wäre ich ihr nachgeschlichen.«
Richard klopfte ihm auf die Schulter. »Schon gut, Aeldred, Euch trifft keine Schuld.« Einen Augenblick lang starrte Richard ins Leere. In den schmalen Häusern Londons hausten so viele Menschen auf engstem Raum beisammen. Unzählige Gassen und Straßen wanden sich wie Gewürm innerhalb der Stadtmauern. »Wie soll ich sie nur finden?«, seufzte er verzagt.
»Ihr könntet auf dem Markt nach ihr Ausschau halten«, schlug Hilda vor. »Wir helfen Euch.« Sie versuchte ihn mit einem Lächeln aufzumuntern. »Ihr werdet sie finden.«
»Gewiss habt Ihr recht«, erwiderte Richard und bemühte sich um Zuversicht. »Wenn sie sich wahrhaftig in London aufhält, dann werde ich sie aufspüren.« Als er schwere Schritte auf dem Flur und das Geklirr von Sporen hörte, hielt er inne.
»Adam!«, freute er sich, als sein Freund die Stube betrat.
»Richard! Wie gut es tut, dich zu sehen!« Adam ging auf ihn zu und umarmte ihn herzlich. »Wie geht es dir?«
»Ein bisschen steif vom Ritt und nicht glücklich darüber, dass ich Catlin noch immer nicht gefunden habe«, erwiderte Richard. »In Norwich suchte ich vergeblich, doch erfuhr ich soeben, dass Aeldred meinem Bäslein hier in London begegnet ist. Er meint, sie sei verheiratet und lebe in der Stadt. Ich wollte gerade aufbrechen, um mich nach ihr umzusehen.«
Adam schüttelte den Kopf »Ich fürchte, das musst du verschieben, mein Freund. Der König schickt nach dir, darum bin ich hier.«
»Kann er nicht einmal warten?«, entfuhr es Richard. Er blähte die Nasenflügel.
»Diesmal wohl kaum, denn er wurde gestern beraubt. Der Übeltäter muss unbedingt gefasst und ein Exempel statuiert werden.«
»Henry wurde beraubt?« Richards Herzschlag setzte aus. »Wo ist er jetzt? Geht es ihm gut?«
»Er ist wohlauf und wartet im Palast auf uns. Umgehend.«
»Warst du dabei, als er überfallen wurde?« Richard zog seine Stiefel an und nahm den Mantel vom Haken.
Adam schüttelte den Kopf. »Nein, darum weiß ich bedauerlicherweise auch keine Einzelheiten zu berichten. Nur dass man ihn bestohlen hat, wurde mir gemeldet, und das mitten in London.«
»Hier in der Stadt?«, fragte Richard empört. »Ungeheuerlich! Wer wagt eine solche Dreistigkeit?« Er streifte die Handschuhe über und nickte. »Lass uns gehen!« Er folgte Adam auf den Flur und rief nach Aeldred.
»Sattele mein Pferd!«, befahl er dem Knecht und wandte sich an Hilda.
»Geht morgen beide auf den Markt, und erkundigt Euch nach Catlin!«, bat er. »Doch sie soll nicht erfahren, dass ich sie suche. Darum seid vorsichtig – ich will nicht, dass sie erneut davonläuft. Sobald ich zurück bin, erstattet Ihr mir Bericht.«
»Wann dürfen wir mit Eurer Rückkehr rechnen, Mylord?«
Richard hob die Schultern. »Das vermag ich nicht zu sagen. Der König verfügt über mich, wie es ihm beliebt.«
»Gewiss, Mylord.« Hilda vollführte einen tiefen Knicks. »Wir finden Eure Base, sorgt Euch nicht.«
Da es bereits dämmerte, mussten sich Richard und Adam sputen. Sie trieben ihre Pferde mit den Sporen an und erreichten den Palast bei Einbruch der Nacht. Als sie die Halle betraten, waren Henry und Mabel so eifrig in ein Brettspiel vertieft, dass keiner der beiden aufsah. Fuchs und Gänse war überaus beliebt, nicht nur am Königshof. Während einer der beiden Spieler mit dem Fuchs nur eine einzige Figur besaß, zog der andere mit dreizehn Gänsefiguren über das Brett. Der Fuchsspieler versuchte, die Gänse zu fangen, indem er über sie hinwegsprang. Seinem Gegner musste es währenddessen nicht nur gelingen, ihm zu entkommen, er musste den Fuchs auch mithilfe der Gänse in die Enge treiben, bis ihm kein Zug über das Spielbrett mehr gelang.
»Ich wusste nicht, dass sie ebenfalls hier ist«, murmelte Richard überrascht und bemühte sich, Mabel nicht anzustarren.
»Vor zwei Tagen musste ich sie herbringen, weil du nicht zur Verfügung standest«, erwiderte Adam. Irrte sich Richard, oder schwang in der Antwort ein leiser Vorwurf mit? Adam hob die Brauen. »Der König ist verrückt nach ihr, wie du siehst.« Während sie Seite an Seite die riesige Halle durchschritten, blickte er gebannt auf die beiden Turteltauben, die sich zwischen jedem Spielzug küssten und herzten. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
Sicher denkt er an Alix, vermutete Richard gerührt. »Ganz offensichtlich – daran besteht
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