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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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der geforderte Preis nicht allzu hoch erschien. Vielleicht hätte ich das Schwein doch kaufen sollen, überlegte Richard, nachdem er weitergeschlendert war. Gewiss hätte sich Hilda darüber gefreut. Er blickte zurück und suchte die Menge nach dem Ferkelverkäufer ab, doch statt seiner entdeckte er Aeldred unter den Kauflustigen. Er fuhr zusammen, als ihn plötzlich jemand am Ärmel zupfte. Es war Hilda, die mit feuerrotem Gesicht vor ihm stand.
    »Ich habe nachgedacht!«, rief sie und rang nach Atem. »Der Glockengießer!« Sie winkte Aeldred näher. »Der neue Glockengießer in der Töpfergasse«, wiederholte sie und nickte erwartungsvoll, als der Knecht sich zu ihnen gesellte. Doch der begriff die Zusammenhänge offenbar nicht.
    »Ach!« Hilda winkte ab und wandte sich wieder an Richard. »Der neue Glockengießer hat einen hervorragenden Ruf, die ganze Stadt spricht von ihm. Der Lord Mayor gab bei ihm eine Glocke in Auftrag, als es so heiß war. Um den Herrn milde zu stimmen und dazu zu bewegen, uns wieder Regen zu schicken. Und es ist ihm gelungen! Die Glocke war nicht einmal fertig, und schon fiel Regen vom Himmel.« Hilda leuchtete geradezu vor Begeisterung. »Ihr sagtet doch, Eure Base wolle Glockengießerin werden. Warum fragt ihr ihn nicht nach ihr? Vielleicht hat er von ihr gehört und weiß, wo Ihr sie findet.«

    Als der Meister die Werkstatt betrat, überkam ihn das unbestimmte Gefühl, dass sich etwas Wesentliches verändert hatte. Ohne zu wissen, wonach er Ausschau halten sollte, sah er sich beklommen um. Das Werkzeug lag am richtigen Platz, der Ofen war von Schlacke befreit, das Holz fein säuberlich aufgestapelt. Alles schien zu sein wie immer, und doch war etwas anders. John trat an den Rand der Grube und spähte hinab.
    Sein Blick blieb an Corvinus haften, der mit einer Mischung aus Zorn und Traurigkeit in einem großen Bottich Lehm trat, um ihn mit angefeuchtetem Pferdemist und Rosshaaren zu vermengen. Was den Jungen wohl so aufbrachte? John betrachtete den Glockenkern, auf den Flint mit großzügigen Bewegungen eine Lehmschicht auftrug. Die Bütte neben ihm war nahezu leer, also benötigte er Nachschub. Ob er Corvinus darob gescholten hatte? John beobachtete Flint, der mit einer schwungvollen Bewegung einen Klumpen Lehm auf die Form aufbrachte und ihn gleichmäßig verteilte. Es verstand sich von selbst, dass Catlin ihm half. Sie drehte die Glockenrippe, die an einer Stange in der Mitte des Glockenkernes befestigt war, immer wieder um die Form herum, damit die Lehmschicht an keiner Stelle zu dick wurde. Ein derart emsiges Schaffen musste das Herz eines Meisters erfreuen.
    John wollte schon lächeln, als ihm das Glühen auffiel, das von Catlin ausging. So rosig und leuchtend hatte er sie nie zuvor gesehen. John atmete gegen die Enge an, die seine Brust plötzlich bedrängte.
    Bestürzt wollte er von der Grube zurücktreten, als Corvinus aufsah und ihn entdeckte.
    »Meister!«, rief der Junge erfreut. »Meister, Ihr seid zurück!«
    Catlin stand plötzlich da wie eingefroren und starrte John ungläubig an. Flint hingegen nickte ihm flüchtig zu und fuhr mit der Arbeit fort. Sanft und gefühlvoll strich er über den Lehm auf der Glockenform, als liebkose er ein Weib. Ganz wie es sich für einen anständigen Glockengießer geziemt, dachte John zufrieden und entspannte sich ein wenig. Flint war ein guter Geselle. Er wusste, worauf es ankam, war kräftig und seinem Meister eine große Hilfe. Wäre Catlin seine Tochter gewesen, dann hätte sich John glücklich geschätzt, sie Flint zur Frau zu geben. Doch sie war nicht seine Tochter, und obgleich der junge Geselle Catlin niemals das Wasser reichen konnte, vor allem was Gehör und Gespür für die Glocken anging, hätte er doch ein wertvoller Begleiter auf ihrem Weg nach oben sein können.
    »Ich bin hungrig und erschöpft von der Reise«, brummte John und wandte sich ab.
    »Wir haben Nierenpasteten da!«, rief Catlin eifrig und schickte sich an, aus der Grube herauszuklettern.
    John runzelte die Stirn. Für gewöhnlich war sie verdrossen, wenn er nach so vielen Tagen heimkehrte, vor allem weil er ihr stets die Antwort auf ihre Frage schuldig blieb, wo er gewesen war. Diesmal dagegen wirkte sie so gelöst, als sei sie erleichtert über seine Rückkehr und hege keinerlei Groll gegen ihn.
    John verspeiste die Pastete, die sie ihm vorsetzte, ohne ein Wort zu verlieren. Der Aufenthalt in der Priorei von Binham hatte ihn nachdenklich gestimmt. Bevor er

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