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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Stellung bezogen hatte. Freitags nach der Arbeit pflegte der Meister allein zur Kirche zu gehen und zu beten. Daran hatte sich in all den Jahren offenbar nichts geändert. Randal spähte um die Ecke und hielt den Atem an. Der Meister kam genau auf ihn zu. Einen Augenblick lang erstarrte er, dann bückte er sich, als hätte er eine Münze verloren, tat, als suche er sie, und wandte sich ab.
    Der Meister war wieder für einige Tage fort gewesen und erst vor Kurzem zurückgekehrt. Flint hatte ihm davon erzählt und damit geprahlt, dass er die noch unschuldige Meisterin verführt habe. Niemand in der Werkstatt hatte auch nur die geringste Ahnung, wo der Meister gewesen war. Genau wie früher. Randal rang nach Atem. Die Bilder von damals wurde er einfach nicht los. Er sah alles so deutlich vor sich wie an jenem Tag, als er die falsche Entscheidung getroffen hatte. Den Meister und den Mönchsjungen, ihre Wiedersehensfreude und die Vertrautheit, als sie sich umarmt hatten. Randal hatte zu weit entfernt gestanden, um die beiden belauschen zu können. Hatte sie nur mit Händen und Füßen reden gesehen und voller Neid beobachtet, wie der Meister mit dem jungen Mönch gerauft und ihm liebevoll das Haar gezaust hatte. Noch immer verletzt vom Verrat des Meisters, ballte Randal die Fäuste. Nicht für sich allein, auch für Merilda musste er die Werkstatt zurückgewinnen. Und für seine Nachkommen, denn sein Weib war bereits wieder guter Hoffnung. Er lächelte. Der Gedanke an ein weiteres Kind, einen hilflosen Säugling, stimmte ihn ein wenig milder, denn er liebte seinen Sohn wie kaum ein anderer Vater. Der milde Geruch des kleinen Kopfes, auf dem daunenzarte Härchen sprossen, erfüllte ihn mit solcher Liebe und dem Bedürfnis, das unschuldige Wesen zu beschützen, dass er sogar dem Priester zürnte, weil dieser behauptete, auch ein Neugeborenes trage bereits die Erbsünde in sich.
    Erst als der Meister schon eine Weile in der nächsten Gasse verschwunden war, wagte Randal die Straße zu überqueren und sich der Werkstatt zu nähern. Er hatte die Tür kaum erreicht, als diese plötzlich aufgerissen wurde und ein junger Bursche herausstürmte, ohne auf ihn achtzugeben.
    »Sachte, sachte!«, rief Randal und fing den Jungen auf, bevor dieser bei einem Ausweichversuch auf die Straße stürzte.
    »Verzeiht!«, murmelte der Junge. Wie Randal wusste, war er der Lehrbub des Meisters.
    Unendlich viel Kraft kostete es ihn, freundlich zu lächeln und besänftigend zu nicken. Er beneidete den Lehrling um die Aufmerksamkeit des Meisters und gönnte niemandem, das Handwerk gerade von John zu erlernen, den er wie einen Vater geliebt hatte und immer noch verehrte, obwohl der ihn so abgrundtief enttäuscht hatte. Randal trat ein und zuckte zusammen, als er den schönen, klaren Klang der Glocke vernahm, die ihn ankündigte.
    Flint war allein.
    »Wo ist die Meisterin?«, fragte Randal mit gesenkter Stimme.
    »In der Küche, sie hat Besuch. Ein hochwohlgeborener Ritter, angeblich ein Vetter.« Flint schien keinesfalls überzeugt, dass die junge Frau einen solch edlen Verwandten aufzuweisen hatte.
    Randal zog die Brauen hoch. »Sollte sie doch schon einen Liebhaber gehabt haben?«, neckte er Flint mit ernster Miene.
    »Ich schwöre, sie war noch unberührt!«, erwiderte der Geselle so heftig, als müsse er nicht nur Randal, sondern auch sich selbst überzeugen. »Sie liebt mich«, fügte er stolz hinzu und nickte bekräftigend. »Kann nicht genug bekommen von der Liebe mit mir.« Er grinste und streckte stolz die Brust heraus. Vermutlich hielt er sich für den besten Liebhaber der Stadt.
    Randal musste sich beherrschen, um nicht herablassend zu werden. »Ich bin sicher, du hast ihr den Kopf gründlich verdreht«, sagte er anzüglich lächelnd. »Nun gilt es jedoch, sich nicht erwischen zu lassen. Andernfalls war alles vergeblich«, mahnte er nachdrücklich und rückte näher an Flint heran. »Du schuldest mir noch einen Gefallen, vergiss das nicht!«, fügte er mit gedämpfter Stimme hinzu.
    Flint nickte. »Ganz gewiss nicht.«
    Vermutlich hatte auch er Hoffnungen und Pläne, was die Werkstatt anging, doch ahnte er gewiss nicht, dass Randal seinerseits die Gießerei an sich zu bringen gedachte. Dass Flint im geeigneten Augenblick auffliegen sollte, vermutete er sicher ebenso wenig. Solange sich der Geselle sicher fühlte, war er nicht auf der Hut vor Randal. Früher oder später aber musste er ihn loswerden. Derzeit jedoch war Flint ein nützlicher

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