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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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verzweifelt auf das Verständnis ihres Vetters und blickte ihn flehentlich an.
    »Dazu berufen!«, knurrte Richard jedoch. »Das klingt, als sei das Glockengießen ein heiliger Akt wie das Gebet eines Mönches oder einer Nonne.« Grimm lag in seiner Stimme.
    »Genau das ist es!«, rief Catlin. »Ohne einen unerschütterlichen Glauben, tief empfundene Demut und den Segen des Herrn kann eine Glocke nicht gelingen.« Ihre Augen glänzten nun nicht mehr vor Tränen, sondern vor Begeisterung. »Du als Ritter des Königs magst nur den Wert einer guten Waffe schätzen. Wärst du jedoch ein Mann Gottes, so verstündest du vermutlich, warum ich mich zur Glockengießerin berufen fühle.« Sie legte eine Hand auf Richards Arm und fuhr mit Eifer fort. »Ich bewundere meinen Vater.« Ihr Rücken versteifte sich kaum merklich, und ihr Oberkörper richtete sich auf. »Doch meine Arbeit ist nicht weniger schätzenswert als die eines Schmiedes«, erklärte sie mit fester Stimme. »Aus den Erzen, die der Mensch der Erde abtrotzt, können großartige Waffen gefertigt werden, doch die Glocken, die wir gießen, mein Gemahl und ich, sind ebenso einzigartig. Ich wage gar kühn zu behaupten, dass es die besten Englands sind. Glocken rühren die Menschen zuweilen zu Tränen und verwandeln Sünder in reumütige Gläubige. Sie rufen die Frommen zum Gebet, warnen vor Unwettern und läuten die Feiertage ein. Glocken verkünden den Willen des Herrn und öffnen den Tugendhaften wie den Schuldigen das Tor zur Ewigkeit, so sie bei Gott sind, seine Gebote befolgen und ihn in seiner Allmacht preisen.« Catlins Augen funkelten vor Hingabe und Ehrgeiz, während ihre Hände einfach nicht zur Ruhe kommen wollten.
    »Dass du nicht in die Schmiede zurückkehren kannst, versteht sich von selbst«, erwiderte Richard. »Du bist verheiratet, und dein Platz ist an der Seite deines Gemahles. Doch ich bitte dich, Catlin, ersuch ihn um die Erlaubnis, mich das nächste Mal nach Saint Edmundsbury begleiten zu dürfen, damit du deinen Vater noch einmal sehen kannst. Er ist nicht mehr der Jüngste. Ich fürchte, dass seine Tage gezählt sind, und ich weiß, er gäbe alles darum, dich noch einmal in die Arme schließen zu können, bevor es mit ihm zu Ende geht.«
    »Du machst mir Angst, Richard! Sag, verbirgst du etwas vor mir? Geht es ihm nicht gut?« Catlin hatte die Augen weit aufgerissen.
    »Ich verberge nichts vor dir. Deinem Vater geht es nicht grundschlecht, doch ist er nicht mehr so wohlauf wie früher. Nach dem Überfall auf die Schmiede hat er seine alte Kraft und Zuversicht nie wieder zurückerlangt. Als du dann auch noch verschwunden bist …« Richard seufzte. »Er kann von Glück reden, dass Alan ihm in der Werkstatt so treu zur Seite steht, und das, obwohl du ihn verschmäht hast.«
    Catlin rang hörbar nach Atem.
    »Weder ich noch dein Vater, ja, nicht einmal Alan selbst tragen dir das nach«, versicherte ihr Richard. »Es wäre ohnehin zwecklos. Was geschehen ist, ist geschehen.« Er nahm sie bei den Schultern. »Dein Vater wird nicht ewig leben, darum solltest du ihn besuchen, bevor es zu spät ist.«
    Catlin nickte. Im tiefsten Innern ihres Herzens hatte sie all die Jahre auf Neuigkeiten von ihrem Vater gehofft. Wie oft hatte sie sich der Vorstellung hingegeben, er vermisse sie so schmerzlich, dass er ganz England nach ihr absuche, nur um sie wieder in die Arme schließen zu können und ihr unter Tränen zu vergeben. Rührung schnürte ihr die Kehle zu. »Wirst du schon bald nach Saint Edmundsbury reisen?«, presste sie schließlich hervor.
    »Bald, ja, doch den genauen Tag kann ich dir nicht nennen.« Richard starrte einen Augenblick nachdenklich in die Ferne, bevor er sich wieder an sie wandte. »Ich schicke dir einen Boten, sobald ich Näheres weiß. Die Entscheidung, wann ich reise, obliegt allein dem König.« Er straffte die Schultern.
    Catlin konnte nicht umhin, die Stirn zu runzeln. Täuschte sie sich, oder missbilligte Richard die Art und Weise, wie der König über seine Männer verfügte? Ein König aber fragte nun einmal nicht, ob seine Entscheidungen den Untertanen gefielen oder nicht, ein König befahl.
    »Denkst du, dein Gemahl hat etwas dagegen, dass du mich begleitest?«
    »Nein, er stimmt ganz gewiss zu, da bin ich mir sicher«, beruhigte ihn Catlin.
    Richard nickte zufrieden. »Nun denn, dann hörst du von mir.« Er schickte sich zum Gehen an.
    Catlin begleitete ihn zur Tür und öffnete sie für ihn.
    Als Richard bereits auf der

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