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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Viertel wohlhabender, die Häuser größer und die Straßen breiter wurden. Vor einem bemalten Haus blieb die junge Frau plötzlich stehen, klopfte ohne einen Augenblick des Zögerns an die Tür und wartete, dass man ihr öffnete. Randal hatte das Haus sofort erkannt, denn hier war er schon einmal gewesen. Damals, als Merildas Vater die Werkstatt verspielt hatte und Randal den Käufer der Töpferei aufgesucht hatte, wenn auch vergeblich. Ob sie ihm gleichfalls jene Aufmerksamkeit schenkte, die sie Flint und vielleicht auch dem Edelmann zukommen ließ?
    Randals rechte Braue zuckte. Als er die junge Frau zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er sie für ein anständiges Weib gehalten. Doch wie es schien, war sie leichtfertiger als vermutet und betrog den armen Glockengießer. Randal war hin und her gerissen zwischen Mitleid mit dem Meister, der ein untreues Weib nicht verdient hatte, und einer gewissen Genugtuung, weil auch er hinters Licht geführt wurde.
    Eine Magd öffnete, riss die Tür noch weiter auf, als sie sah, wer Einlass begehrte, und begrüßte die junge Frau wie einen gern gesehenen Gast. Kurz darauf schloss sich die Tür wieder, und Randal dachte fieberhaft über eine Möglichkeit nach, mehr über das Zusammentreffen im Haus des Kaufmannes zu erfahren. Schließlich suchte er in der angrenzenden Gasse nach einem Seiteneingang zum Hinterhof des Hauses. Als er dort nicht fündig wurde, aber eine große Holzkiste entdeckte, die an der Mauer abgestellt war, kletterte er hinauf und versuchte in den Hof zu spähen.
    Ein paar Satzfetzen nur drangen ihm ans Ohr und machten ihn noch neugieriger. Also reckte er sich, sosehr er konnte, um auch einen Blick auf den Mann und die Frau jenseits der Mauer zu erhaschen. Dabei verlor er um ein Haar das Gleichgewicht, krallte sich an einem Stein fest, horchte, runzelte die Stirn, machte sich noch länger, um endlich etwas erspähen zu können, schmunzelte, als er sah, was sich dort abspielte, und rieb sich die Hände. Dabei wäre er fast von seinem Aussichtsplatz gestürzt, als ihn eine laute Stimme erbost anschrie. »He, herunter mit dir! Das ist meine Kiste!«

    »Bei allen Engeln des Himmels, Catlin! Du kommst mir wie gerufen!« Nigel eilte mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. »Ewe ist verschwunden und hat den Jungen mitgenommen!« Blanke Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben, sein Barthaar war schon länger nicht geschabt, das Haar zerzaust, die Kleidung zerknittert, als hätte er darin geschlafen. »Wenn sie sich nur nicht in die Themse stürzt oder meinem Bub ein Leid antut!«
    Catlin legte ihm mitfühlend die Hand auf den Arm. »Was ist geschehen, Nigel? Hattet ihr eine Auseinandersetzung?«
    »Eine Auseinandersetzung?« Seine Stimme drohte sich zu überschlagen. »Wir haben vom ersten Tag an gestritten wie die Kesselflicker, doch in den vergangenen Wochen war Ewe zänkischer und niedergeschlagener denn je. Aus dem Schlafzimmer hat sie mich verbannt, unentwegt bezichtigt sie mich des Ehebruchs, sie schimpft und droht, verspottet und beschimpft mich. Sie schlägt nach mir und schreit, als briete ich sie am Spieß, sobald ich ihre Hand festhalte, um ihr Einhalt zu gebieten. Ich bin am Ende, Catlin. Ich weiß nicht mehr aus noch ein.« Er schüttelte mutlos den Kopf.
    Catlin hätte gern etwas Tröstendes erwidert, doch ihr wollte einfach nichts einfallen, so übel war ihr plötzlich. Sie schwankte. Unmengen von Speichel liefen ihr im Mund zusammen. Zweimal hatte sie an diesem Morgen bereits speien müssen. Sie schloss die Augen und versuchte tief und gleichmäßig zu atmen. Nur nicht an die Übelkeit denken!, beschwor sie sich immer wieder.
    »Ist dir nicht wohl?«, hörte sie Nigel besorgt fragen. Es klang dumpf, wie aus weiter Ferne. Ihr Magen rebellierte heftig, und in ihren Ohren rauschte es.
    »Ich … du musst …«, presste sie hervor. Sie war gekommen, um ihn zu warnen, weil die Männer des Königs in der ganzen Stadt nach Quickhands suchten. Du musst größere Vorsicht walten lassen, wollte sie sagen. Wenn du nicht achtgibst, landest du am Galgen, und deine Frau und dein Sohn enden in der Gosse. Aber sie brachte kein Wort hervor. Ihre Knie fühlten sich an wie frisch geschorene Wolle. Überführte man Nigel als den gesuchten Dieb, so würden sein Haus und sein Geschäft geplündert, das Gesinde, Ewe und das Kind mit Schimpf und Schande davongejagt. »Du musst …«, setzte sie noch einmal an. Doch sammelte sich immer mehr Speichel in ihrem Mund, und der

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