Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)
sei besser dran, wenn man alles unter die Erde lege. Dies sei ein »unverzichtbares Großprojekt«. Die Obamas bezogen das natürlich aufs Weiße Haus und reagierten entsprechend säuerlich. Irgendwann ist Angela der Irrtum aufgefallen. Sie hat versucht zurückzurudern, aber ich glaube, der Dolmetscher war mit den Begriffen »Sackbahnhof«, »Wutbürger« und »Schwabenoffensive« überfordert. Leichte Verstimmung im Raum. Die Obamas gehen früh. Angeblich müssen sie noch mit dem Hund raus …
»Angela im Hotel«
Hans-Peter Friedrich diskutiert, ob er die Minibar und die Videofilme im Hotel selbst zahlen muss, oder ob das auch von der Staatskasse übernommen wird. Schäuble ist ungehalten, wie behindertenungerecht Amerika ist. Mount Rushmore zum Beispiel könne er mit dem Rollstuhl vergessen.
Rösler fotografiert noch deutlich mehr als ich und hat sich ein Autogramm vom Präsidenten geholt. De Maizière will von irgendeinem General den Koffer sehen, in dem die Codes für die Atombomben sind. Irgendwie wirkt das Zentrum der Macht auf jeden anders.
Angela und ich gehen auf unser Zimmer. Etwas später im Hotelzimmer trägt Angela ihre Freiheitsmedaille – und sonst nichts. Davon habe ich auch ein Bild gemacht …
Juli 2012
1. Juli|22.05 Uhr SMS von Angela. »Lammert hat grad den Laden dichtgemacht«. Endlich. Parlamentarische Sommerpause. Ich simse zurück: »Jetzt gehört die Mutti mir! Kommst du heim?«, sie schreibt: »Rolle noch den Schäuble über die Flure :-)« Sie hat also gute Laune. Ich simse zurück: »Pass auf, dass ihr nicht über den Rösler rollt. Der wird von euch doch dauernd überfahren. Lachender Mond.« Das mit dem Mond kann ich immer noch nicht, ist jetzt aber egal. Sie weiß ja, was gemeint ist. Es war so selten in letzter Zeit, dass wir beide zusammen gelacht haben, nicht mal mehr per Telefon. Früher kamen mindestens drei Lachmonde pro Tag – oder war das, bevor Rösler Vizekanzler wurde? Jedenfalls liegt jetzt eine schöne Zeit vor uns.
In den Parlamentsferien ist Berlin endlich mal die Schwaben, Bayern und andere Ausländer los, wenn auch nur für ein paar Wochen. Man kann einfach in die Kneipe gehen, ohne von irgendwelchen Hinterbänklern belästigt zu werden. Mit Glück fährt selbst der Bosbach ein paar Tage weg. Berlin ist wieder Heimat. Wir gehen dann meist im Osten spazieren. Regelrecht inkognito. Mich kennt ja sowieso keiner, und wenn Angela sich nicht kämmt, erkennt sie auch niemand. Politikerfreies Berlin.
Westerwelle ruft abends aus Bonn an. Ich wusste gar nicht, dass es das noch gibt! Wenn ich mir vorstelle, Bonn wäre immer noch Hauptstadt! Da könnten wir nicht leben! Die haben nicht mal ein anständiges Chemie-Institut!
Eigentlich erstaunlich, dass der Westen erst nach der Wiedervereinigung eine brauchbare Hauptstadt bekommen hat. Wer hat Bonn damals eigentlich ausgesucht? Waren die betrunken in der BRD? Bonn ist so, als wäre Zschopau die Hauptstadt der DDR gewesen. Und nach wie vor gibt’s da noch Ministerien, die Geld kosten. Aber Angela will das Thema nicht anfassen. Man darf die Wessis nicht zu sehr demütigen, sagt sie immer.
War kurz Zähne putzen, liege jetzt im Bett und schreibe hier weiter. Angela ist noch nicht zu Hause. Wer weiß, wohin sie mit Schäuble gerollt ist?! Ich muss aber zeitig schlafen. Habe ja noch zwei Wochen lang Vorlesungen. Dazu Prüfungen und Sprechstunden. Freue mich aber schon auf Bayreuth in vier Wochen! Wenn nur die Musik nicht wäre! Und die ganzen scheinheiligen Kulturvortäuscher! Gerade auf der Bühne. Aber auch davor. Die wollen alle hauptsächlich fotografiert werden. Am liebsten mit meiner Frau. Alle außer mir. Letztes Jahr hat sich sogar dieser Gottschalk so peinlich an Angela rangewanzt, während ich die ganze Zeit am Roten Teppichrand stand mit etwas, das aussah wie ein Stück Deko von der Schlingensief-Inszenierung, was aber Frau Gottschalk war.
Selbst die beiden Wagner-Urenkelinnen sehen immer aus wie aus einer Oper vom Ur-Opa entsprungen. Aber wir bekommen jedes Jahr Karten. Das an sich ist schon eine Art Triumph. Normale Menschen müssen 10 Jahre anstehen. Die Wagner-Festspiele sind nichts anderes als gelebte DDR, sagt Angela jedes Mal, um daraufhin zu konstatieren: Hier wartest du 10 Jahren auf den grünen Hügel, bei uns musstest du 10 Jahre auf einen Wartburg warten! Nur Wagner ist bunter, lauter und weltweit anerkannter.
2. Juli|7.05 Uhr Bin gestern Abend eingeschlafen, bevor Angela nach Hause kam. Werde
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