Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)
offensichtlich zum ersten Mal da.
Seehofer und Frau kommen seit Jahren, wie auch die meisten anderen. Westerwelle war auch schon öfter da, kommt dieses Mal aber mit seinem Mann, falls man das so sagt. Zwischen all den anderen Ehepaaren wirken die beiden ziemlich exotisch. Hauptsächlich, weil sie noch miteinander reden und sich offensichtlich sogar recht gut leiden können.
00.26 Uhr Das war Wagner. Der fliegende Holländer. Der russische Nazi war noch vereinzelt Thema, war aber wohl eher ein PR-Coup der Wagner-Schwestern. Auf der Bühne hat jedenfalls keiner gemerkt, dass er fehlt, und der Neue hat sehr gut gesungen. Manchmal mussten ihm die anderen Sänger zeigen, wo er hingehen sollte, und Angela tuschelte mir zu, so sei es anfangs auch immer mit Westerwelle gewesen. Der hatte übrigens ab dem zweiten Aufzug kleine Kopfhörer in den Ohren und wippte in einem gänzlich anderen Takt mit, als Wagner vorgegeben hätte.
Rösler war schon im ersten Aufzug drei Mal austreten und hat dann noch eine Riesensauerei mit seinen Apfelstücken aus der Tupperdose veranstaltet … Ich bin nicht sicher, ob der noch mal eingeladen wird, aber wenn alles so läuft, wie Angela das geplant hat, hat sich das mit der FDP nach der Wahl sowieso erledigt.
Sehr »moderne« Inszenierung. Der Holländer als eine Art Manager und Daland als Unternehmer, der eine Ventilatorenfabrik betreibt. Vielleicht wegen der Klimakatastrophe. Wenn ja, dann ist das alles andere als subtil. Erik, der Senta ja schon lange liebt, ist hier eine Art Hausmeister. Also wichtig, aber arm. Es gibt sogar eine gewisse Ähnlichkeit zu Wowereit, vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Am Ende begehen Senta und der Holländer Selbstmord, und ab dann produziert Daland statt der Ventilatoren Lampen-Statuen mit dem Liebespaar, also dem Holländer und Senta. Ich verstehe das so, dass man uns hier sehr plakativ zeigt, wie in unserer Gesellschaft auch der Tod noch wirtschaftlich ausgenutzt wird. Was daran jetzt so »große Kunst« sein soll, erschließt sich mir nicht. Warum kann man nicht einfach die Musik spielen und fertig?
Ich finde nicht, dass durch »Modernisierung« alles besser wird. Ich weiß zum Beispiel ja auch nicht, was gegen marinierte Heringe spricht und warum es eine Verbesserung sein soll, wenn der Fisch roh ist, man Reis und grünen Meerrettich dazu gibt, das Ganze dann Sushi nennt und es für acht Euro (!) pro Stück verkauft. Daran wird der Kapitalismus am Ende eingehen.
Bestimmte Dinge kann man nämlich nicht endlos verbessern, ohne sie kaputt zu machen. Wagner zum Beispiel, marinierte Heringe oder von mir aus auch Geschlechtsverkehr. (Mir hat Hajo neulich im Internet allerdings diesbezüglich eine Seite gezeigt … aber noch kann ich hier darüber nicht schreiben. Ich würde mich vor mir selbst schämen. Und vor Angela.)
Nach der Aufführung lässt sich Rösler von Angela erklären, was er gerade gesehen hat, während Westerwelle mir triumphierend sein Handy zeigt und sagt, dass er während der Aufführung Angry birds bis Level 5 durchgespielt hat. Ich weiß nicht genau, was er damit meint, vermute dahinter aber eine Unverschämtheit gegen Angela.
Seehofer blieb auch länger, mit seiner Frau. Die reagiert immer noch sehr dünnhäutig, wenn man in ihrer Nähe »Kind«, »Liebe« oder »Berlin« sagt. Offenbar hat sie ihrem Mann über die gesamte Aufführung Vorhaltungen gemacht und hört auch jetzt nicht auf zu betonen, dass die wahre Liebe im wahren Leben eben nicht immer gewinnt, sondern sich oft genug die Vernunft oder die Partei durchsetze. Es ist uns allen unangenehm, auch Seehofer, der schwenkt deswegen sogar von alkoholfreiem Sekt auf richtiges Bier um.
Noch unangenehmer ist allerdings dieser Maschmeyer und seine Frau. Westerwelle lästert, diese Ferres sähe in echt noch dicker aus als im Fernsehen. Wie eine Art Altmaier in Blond, sagt er. Ich finde das geschmacklos, finde allerdings auch, dass Bayreuth nicht der richtige Rahmen ist, den Leuten Versicherungen aufzuschwatzen, was die Ferres aber nicht davon abhält, es trotzdem zu versuchen. Die Frau vom Rösler kauft sogar eine. Maschmeyer versucht uns alle einzuladen oder wenigstens ein Foto mit Angela zu machen. Sie geht ihm aber aus dem Weg – auch wenn er ihr geholfen hat, den Wulff loszuwerden.
26. Juli Diese Zeitungsbanausen! Überall geht es nur um das gebrauchte Kleid, und dass Angela Nylonsocken getragen hat. Provinziell, schreibt einer, und meint das offenbar
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