Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)
Plattitüden, aber er versteht den Einwand nicht. Man könne da sehr viel durch Fotos auffangen und außerdem müsse er ja auch von irgendwas leben.
So ein Buch sei jedenfalls weniger anstrengend, als wieder zu Fuß durch Grönland oder ohne Sauerstoff durch Bitterfeld oder was für einen Wahnsinn er sich sonst ausdenken müsse, um noch wahrgenommen zu werden. Heute, wo schon jeder Sparkassenfuzzi in der Midlifecrisis anfange, Marathon zu laufen, und jeder Marketingkasper vor dem Frühstück einen Triathlon absolviere, sei es nicht mehr so leicht, Leute mit Bergsteigen zu beeindrucken …
Ihm gehe der Arsch auf Packeis, was seine berufliche Zukunft betrifft, deswegen wäre ein gemeinsames Buch mit Angela eine feine Sache. Angela hält sich diplomatisch zurück, solange wir noch in der Natur stecken und ohne Reinis Hilfe nicht zurückfänden …
21.40 Uhr Zurück vom Abendessen mit Reini. Er hat uns eine Leseprobe von seinem letzten Buch geschenkt. Sollten wir uns für das ganze Buch interessieren, könnten wir es gerne im Museumsshop kaufen. Unsere Sicherheitsbeamten weigern sich aber, die dicken Bildbände ins Tal zu tragen. Die Sicherheitsbeamten hassen Reini. Zwei haben sich krankschreiben lassen, nur damit sie nicht mit uns in die Berge müssen.
2. August Gestern waren wir mit Reini bei den tibetischen Yaks. Die züchtet er hier oben. Zwischendurch hatten wir ihn in der Herde völlig aus den Augen verloren. Dann hörten wir ein Yak mit uns reden. Das war er.
Wir haben eine Brotzeit gemacht, er erzählte uns wieder von den Bergen, was ich etwas ermüdend fand, denn wir waren ja in den Bergen. Eigentlich redet er von nichts anderem. Auch Angela hat er an Gauck erinnert. Was für Gauck die Freiheit ist, sind für Reini die Berge. Nur dass der Gauck für seine Freiheit keine Wanderstiefel braucht und keine Funktionshose. Und dass Gauck an Gott glaubt, während dem Reini Gott egal ist. Sagt der Reini jedenfalls, er würde aber jederzeit ein Buch mit ihm machen. Gott wäre schließlich der Einzige, der sich mit Bergen oder Yaks ähnlich gut auskennt wie er, wobei die bloße Tatsache, dass man etwas erschaffen habe, auch noch nicht heiße, dass man sich wirklich damit besser auskennt als er. So langsam wird der Reini mir doch unheimlich.
3. August Sein Museum sind in Wirklichkeit fünf Museen. Das haben Angela und ich nicht gewusst. Wir fühlen uns gekidnappt. Wir sollen in jedes Museum mit ihm gehen, die sind aber an ganz verschiedenen Orten! Jeden Tag in ein neues. Und immer erklärt er alles. Wir gehen ja gerne wandern, aber man muss doch auch mal den Mund halten können.
Immerhin lädt er uns am Abend in sein Restaurant ein, »Yak & Yeti«. Wenn er so oft bei den Yaks herumschleicht, hoffe ich für ihn, dass man ihn nicht eines Tage mal aus Versehen schlachtet, vor allem, wenn er noch weiter zuwuchern sollte. Er sieht ja jetzt schon aus wie der verwilderte Bruder von Thierse.
Die Einladung war von ihm wohl nur im übertragenen Sinn gemeint, stellt sich heraus, als die Rechnung für unser Essen kommt. Angela hat aber irgendwie trotzdem einen Narren an ihm gefressen. So ganz weiß ich nicht, warum. Der Geruch kann es meiner Meinung nach nicht sein. Aber vielleicht ist Reini der Ausgleich zu den ganzen Sarkozys dieser Welt, die sie sonst dauernd trifft und die immer adrett, glatt und duftend sind.
Beim Reini weiß man außerdem sofort, dass es ihm hauptsächlich ums Geld geht, denn er spricht ständig davon. Das ist vielleicht für Angela auch ganz erfrischend, weil es allen, mit denen sie redet, immer ums Geld geht, aber die anderen immer so tun, als ginge es um »Gerechtigkeit« oder »Europa«.
Wir haben uns dann nachher doch noch ganz gut unterhalten. Reini hat sogar gefragt, was ich mache. Allerdings hat er die Antwort nicht abgewartet und nur gesagt, so einen Beruf auszuüben, das sei sicherlich wie einen Berg besteigen. Irgendwie ist er trotz allem ein interessanter Kerl. Ein Philosoph geradezu, auch wenn er kaum noch Zehen hat. Dann hat er gesagt, er wär schon mal wo gewesen, wo gar kein Berg war, nämlich in der Wüste. Das sei aber auch nicht anders gewesen als einen Berg besteigen, nur horizontal. Und in der Antarktis sei er auch gewesen. Aber da nur, um seiner Mutter einen Gefallen zu tun, die immer gesagt habe, dass man in der Antarktis nicht vom Berg fallen könne. Er lacht herzlich über den Witz seiner Mutter. Jedenfalls war er nur selten zu Hause und weiß gar nicht, wofür er die
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