Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)
Und wenn ich ihn öffnen darf! Wir trinken dazu Rotwein (> 8 Euro) und lassen uns Zeit. Die Baumann hat ein paar mögliche Outfits geschickt, die sie auf die Schnelle organisiert hat. In einem ist noch ein Zettel von Friede Springer. Mir passt nicht, dass Angela abgelegte Sachen von dieser Zeitungstante tragen soll. Angela passt nicht in das Kleid. Insofern passt dann ja doch wieder alles. Angela bleibt also erst mal bei ihren Kleidern, die Baumann verspricht, noch Alternativen zu besorgen.
Immer wenn Angela eins ihrer Kleider anhat, stellen wir uns vor den Spiegel und hören »Treulich geführt« aus Lohengrin, und zwar so laut, dass Ottmar Schreiner sich beschwert hätte. Wir haben Spaß, auch wenn nicht zu leugnen ist, dass sie in keins der Kleider mehr reinpasst. Auch das ist letztlich nur die Schuld der Baumann, die immer überall M&Ms rumstehen hat. Das ist auch wieder so eine »subtile« Anspielung, weil das eine M für Merkel steht und das andere für »Mädchen«, so nennt sie sich selbst immer. Merkels Mädchen. Albern und unwürdig, aber ich erwähne es lieber nicht.
Ich sage meiner Frau, dass ich ihr gern ein neues Kleid schenken würde. Aber das will sie nicht. Nicht, solange das Land noch in der Krise steckt. Aber auf der anderen Seite will ich nicht, dass sie in Bayreuth etwas trägt, was ihr die Baumann ausgesucht hat. Das findet Angela rührend. Sie ginge doch mit mir und nicht mit der Baumann, sagt sie. Am Ende sind wir beide etwas angetrunken und singen ein Stück aus dem Fliegenden Holländer, das wir beide passend für den Anlass finden …
Steuermann! Laß die Wacht!
Steuermann! her zu uns!
Ho! He! Je! Ha!
Hißt die Segel auf! Anker fest!
Steuermann, her!
Fürchten weder Wind noch bösen Strand,
wollen heute mal recht lustig sein!
Jeder hat sein Mädel auf dem Land,
herrlichen Tabak und guten Branntwein.
Hussassahe!
Klipp’ und Sturm drauß – Jollohohe!
lachen wir aus! Hussassahe!
Segel ein! Anker fest!
Klipp’ und Sturm lachen wir aus!
Steuermann, laß die Wacht!
Steuermann, her zu uns!
Ho! He! Je! Ha!
Steuermann, her trink mit uns!
Ho! He! Je! Ha!
Klipp’ und Sturm He! sind vorbei, he!
Hussahe! Hallohe! Hussahe!
Steuermann, Ho!
Her, komm und trink mit uns!
So macht mir Klassik Spaß. Tatsächlich tanzen wir wie der Chor auf dem Vorderdeck des Norwegers, bis die Sicherheitsleute klingeln und fragen, ob alles in Ordnung ist. Dass die nicht zwischen Wagner und Randale unterscheiden können, hätten wir uns denken können. Angela und ich beschließen, dass sie das blaue Kleid von vor ein paar Jahren noch mal anzieht, das kann sie angeblich selber mit wenigen Handgriffen etwas weiter machen …
25. Juli|16.00 Uhr Wir sind in Bayreuth! Und es gibt kein anderes Thema, als dass Angela das Kleid schon 2008 getragen hat. Früher bei uns wäre es genau umgekehrt gewesen. Die Leute hätten getuschelt, wäre man jedes Jahr in neuen Sachen erschienen. Ich weiß nicht, warum die westliche Variante besser sein soll.
Genau wie die Aufregung um Angelas Dekolleté damals bei der Eröffnung der Oper in Oslo. Als wäre es eine Überraschung, dass meine Frau eine Frau ist. Diese westliche Verklemmtheit! Jahrelang gab es für uns im Urlaub damals nur FKK. Nackt war alternativlos. Außerdem war es ungemein praktisch, weil man nicht lange überlegen muss, was man anzieht. Allerdings hatte es auch Nachteile: keine Brusttasche für die Kugelschreiber, und das Portemonnaie ließ sich auch schlecht am Gesäß befestigen. Aber wir haben doch damals kein riesiges Aufhebens um Brüste gemacht. Egal, wie groß oder klein und egal, an wem sie hingen. Es gibt doch nun weiß Gott Wichtigeres. Aber anscheinend nicht im Westen.
Rösler ist auch da, wirkt aber so, als wäre er lieber woanders. So wirke er auch in Berlin immer, sagt Angela. Er ist ziemlich geknickt, dass kaum einer ihn fotografieren will. Die wenigen Leute, die ihn fotografieren, glauben alle, er sei der koreanische Tenor. Zwei Leute bestellen Getränke bei ihm. Ein Mann hält ihn für einen Personenschützer von Angela, ist überrascht, dass er »relativ gut Deutsch spricht«, und will wissen, wo man in Deutschland Karate lernen kann. Rösler tut mir fast schon wieder leid. Er fragt mich, ob Opern wirklich so lange dauern, wie alle sagen, ob er zwischendurch mal austreten könne und ob es in Ordnung ist, wenn er eine Tupperdose mit in die Vorstellung nimmt, denn fünf Stunden ohne Häppchen halte er nicht durch. Er ist ganz
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