Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)
Tasche (!) zieht, ohne etwas dafür zu tun. Zu mir hat Angela kein Wort über die ganze Sache verloren. Ich bin letztlich offenbar für sie auch einfach nur ein weiterer deutscher Bürger, dem sie keine Erklärung schuldet. Aber sie sollte sich nicht zu sicher sein. In einer Demokratie und in einer Ehe kann auf Dauer keiner einfach durchregieren.
30. Juli Prüfungen. Wieder mal verfolgt mich Angelas Beruf auch bis ins Institut, denn mein bester Student, Herr Becker, hat sich diesem Occupy angeschlossen und lebt seit ein paar Wochen in einem Zelt. »Wegen der Politik Ihrer Frau«, wie er mir erklärt hat. Zuerst will ich mich aufregen und ihn exmatrikulieren, merke aber schnell, dass das der falsche Weg ist, zumal er wohl Kontakte zu diesem You Tube hat, und dagegen hat man offenbar noch weniger Chancen als gegen die BILD-Zeitung.
Aber dass Angela mit den Großkapitalisten gemeinsame Sachen macht, kann nur jemand behaupten, der noch nie einen Blick in unseren Kühlschrank geworfen hat, oder auf unser Konto: Allein die Nachzahlung für Strom und Wasser haut schon mächtig ins Kontor. Ich versuche es also mit Diskussion, merke aber schnell, dass ich in Finanzdingen einfach ziemlich hinterherhinke.
Ein einziges Mal habe ich unsere Steuererklärung selbst gemacht und musste Angela anschließend versprechen, dass das nicht wieder vorkommt. Auch Ackermann hat mir mal versucht zu erklären, wie die Wirtschaft funktioniert, aber auch er hat schnell aufgegeben, nachdem er merkte, wie irritiert ich war, dass sein Einkommen höher war als der Bildungsetat der DDR damals. Wenn ich darüber nachdenke, bin ich geneigt, auch in ein Zelt zu ziehen, aber ich glaube nicht, dass Angela das zulassen würde …
Ich biete Herrn Becker dann eine halbe Stelle als studentische Hilfskraft an, weil ich dringend noch jemanden brauche, der versteht, um was es hier im Fachbereich überhaupt geht. Ich kann ja nicht die ganzen Klausuren und Modul-Prüfungen alleine korrigieren.
Herr Becker sagt, er würde sich nicht vom Kapital kaufen lassen, es sei denn, ich biete ihm eine ganze Stelle, plus Wohnungszulage, schließlich wolle er nicht mehr in dem »scheiß Zelt« hausen, wenn der Sommer vorbei ist und es langsam kühler wird. Außerdem stünde ihm eine vollbezahlte Stelle zu, schließlich habe er seinen Bachelor soeben mit Auszeichnung bestanden. Ich bin also mal wieder selbst schuld an dem Ärger, was gebe ich ihm auch so eine gute Zensur! Aber ich brauche den Mann, und er sagt schließlich zu. Zeitlich sei eine ganze Stelle für ihn kein Problem. Er könne seinen Protest gegen das System flexibel handhaben.
31. Juli Ab in die Berge. Wir fahren zum Reini. In den Bergen werden aus Herrn Reinhold Messner und Herrn Professor Doktor Joachim Sauer schnell der Reini und der Jo, nur Angela bleibt auch in den Bergen »Frau Bundeskanzler«. Mit ihr verheiratet zu sein, ist sicher wie einen Berg besteigen, hat der Reini letztes Jahr zu mir gesagt, und ich weiß, er meinte es nicht anzüglich, sondern menschlich.
Jemand, der vielleicht sogar schon mal den Yeti gesehen hat, hat ein ganz anderes Gespür dafür, was es heißt, mit Angela verheiratet zu sein. Seither sind wir fast schon so was wie befreundet.
August 2012
1. August Wir waren essen mit Reini. Morgen gehen wir mit ihm wandern. Toller Mann. Er ist so schlicht und kommt derartig mit dem Nötigsten aus, dass man denken könnte, er wäre im Osten groß geworden. Auch rein optisch hätte er Pfarrer in Leipzig sein können, mit dem struppigen Bart und den frisurlosen Haaren. Er hat auch etwas Predigendes, aber deutlich angenehmer als Gauck. Demütiger irgendwie, was daran liegen kann, dass er schon so viel verloren hat. Einen Bruder und mehrere Zehen zum Beispiel. Und trotzdem wollte er immer hoch hinaus, ganz ähnlich wie Angela.
Reini zählt weitere Parallelen zwischen ihm und meiner Frau auf. Auch sie habe es ganz allein nach ganz oben geschafft, ohne Seilschaften. All die Gipfel, auf denen er schon war, und auf denen sie schon war. Die gemeinsame Erfahrung, dass ganz oben die Luft dünn wird. Die Erfahrung, dass es nach jedem Aufstieg auch einen Abstieg gibt, oder dass man manchmal auch die ausgetretenen Pfade verlassen muss, um schneller ans Ziel zu kommen, und dass man immer wieder nach oben will, wenn man einmal da war.
Reini ist ganz angetan von so viel Parallelen und will darüber dringend ein oder zwei Bücher schreiben. Ich finde, es klingt momentan noch nach sehr vielen
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