Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)
sie Angst, was ich ihr nicht so ganz verdenken kann. Ich mache ihr erst mal einen Kakao und schicke sie dann nach Hause. Ich verstehe aber auch Angelas Vorsichtsmaßnahmen. Sie darf nicht in die Situation kommen, frei vor und über Kohl zu reden, vor allem, wenn es ja eigentlich darum geht, ihn zu »ehren«. Sie vergisst ja nichts. Schon gar nicht, dass der dicke Mann sie damals im kleinen Kreis immer »das Merkel« genannt hat, oder wie er sie in Oggersheim unter den Tisch essen wollte, und auch nicht, dass er ihr sein Aquarium gezeigt hat, wo all die »kleinen Fische« Namen trugen von denen, die ihm mal an den Kragen wollten, und er einen Wels mit Flossenfäule »Angela« genannt hatte. Nichts davon hat sie vergessen.
Spät in der Nacht ruft jemand an und schmatzt in den Hörer. Ich vermute, es war Kohl.
24. September Ich sehe an der Uni im Fernsehen, wie sie für Kohl redet, der daneben sitzt und tatsächlich so aussieht wie die kleine Laura gestern, nur zweihundert Kilo schwerer. Er wird demnächst auch eine Briefmarke bekommen, und ich weiß, wie sehr sich Angela auf die Zunge beißen muss, um nicht all die kleinen Witze zu machen, die sie mir gestern Nacht noch erzählt hat: Endlich kann er mal sagen, leckt mich, es ist eine Sondermarke, die Gummierung schmeckt nach Saumagen, ich kann ihm jetzt jederzeit einen Zacken rausbrechen und lauter so Dinge. Jetzt wo sie selber wieder isst, hat sie auch ihren Humor wiedergefunden.
25. September In drei Tagen muss Angela vor den Gorleben-Untersuchungsausschuss. Da wollen ihr ein paar linke Spinner, Grüne und andere Weltfremde anhängen, dass sie sich damals für Gorleben als atomares Endlager entschieden habe, obwohl der Salzstock nicht richtig sicher ist.
Dabei war sie damals gar keine Kanzlerin, sondern nur Umweltministerin. Dass man in der Position gar nichts zu sagen hat, sieht man ja daran, dass jetzt Altmaier den Job hat. Und davor sogar Leute wie Röttgen und Sigmar Gabriel. Insofern hat sie sich ja schon mal qua Amt nichts zuschulden kommen lassen.
Außerdem reden wir über die Zeit Mitte der 90er Jahre. Damals hat man doch vieles ganz anders gesehen. Der Islam war damals eine religiöse Randerscheinung für ein paar Leute, die uns nichts angehen; wir dachten, die Mark ist stark und wird es immer geben, und Hajo hat damals gesagt, dass der deutsche Fußball auf Jahre hinaus unschlagbar sein wird. Nichts davon stimmte. Warum soll man nur ausgerechnet beim Atommüll damals schon eine richtige Lösung gehabt haben? Das Ganze ist mal wieder ein politischer Schauprozess, um Angela an den Karren zu fahren.
Wir machen uns einen Spaß und spielen, statt Tagesthemen zu schauen, Untersuchungsausschuss. Ich stelle Fragen, und sie muss antworten. Ich frage, ob sie damals vielleicht einfach die billigste Lösung gesucht habe, ob der Dicke sie gedrängt habe, sich für Gorleben zu entscheiden, und ob die Entscheidung hauptsächlich politische Gründe gehabt habe. Sie nennt mich »Herr Ausschussvorsitzender«, kann jedes Mal herrlich gewundene Antworten geben, die im Grunde genommen gar nichts aussagen.
Ich nutze die Gelegenheit und frage sie, wen sie lieber mag, Joachim Sauer oder Beate Baumann, und sage scherzhaft: »Denken Sie daran, wir können Sie auch vereidigen lassen.« Sie möchte plötzlich die Aussage verweigern und auch nicht länger Untersuchungsausschuss spielen. Ich weiß nicht, warum bei uns jeder Spaß irgendwann in etwas Ernstes umschlägt …
26. September Heute wird Schäuble 70, und deswegen gibt es einen großen Festakt. Angela soll sprechen und dann auch Christine Lagarde, die IWF-Chefin. Die kommt kurz bei uns vorbei, weil Angela sich noch umziehen muss und die beiden Frauen noch etwas wegen Griechenland besprechen wollen.
Die Lagarde bricht in ein hysterisches Lachen und Weinen aus, als sie Angelas Kleiderschrank sieht. Sie fragt mehrfach, wo der Rest von Angelas Klamotten ist, wo wir wirklich wohnen, und warum wir keine einzige Sonnenbank in der Wohnung haben. Sie bietet spontan an, dass sie Angela Sachen aus der »letzten Saison« schicken kann, und nennt uns die Adresse eines Schneiders in Berlin, der die sicher weiter machen könne.
Sie ruft sofort Karl Lagerfeld an und bittet ihn zu helfen. Es fallen die Begriffe »Fiasko«, »Rotes Kreuz« und immer wieder »Mon dieu«. Lagerfeld lehnt aber schon am Telefon jegliche Hilfe ab. Er habe letztes Jahr schon was mit H&M gemacht, und noch billiger könne er einfach nicht
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