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Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)

Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)

Titel: Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. N.
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Einheit. Heute finden Proben statt. Das sogenannte Kulturprogramm der Einheitsfeiern wird von Jahr zu Jahr schlechter. Dieses Mal lassen sie ein Kind auftreten, das irgendwas grauenhaft Atonales von Stockhausen oder Orff pfeift. Der Junge trägt eine Lederhose, wie das ja wohl in Bayern üblich ist, aber diese hier sieht so schrecklich aus, dass man sie nicht mit Tradition entschuldigen kann. Später wird das Kind mir als der Sänger der sogenannten Scorpions vorgestellt, angeblich eine Kapelle, deren Musik ziemlich bekannt ist. Als ich sein Gesicht sehe, merke ich, dass er in Wirklichkeit kein Kind ist, sondern fast siebzig, aber er hat offenbar ähnlich wie Oskar Matzerath mit drei Jahren beschlossen, nicht mehr weiterzuwachsen. Ich bin prinzipiell dafür, auch solche Leute in die Gesellschaft zu integrieren, aber es muss ja nicht unbedingt mit diesem Gepfeife sein. Da gibt es doch sicher auch stillere Wege.
    Das alte Kind erzählt mir mehrfach, dass es mit seinem Gepfeife damals entscheidend dazu beigetragen habe, dass die Mauer gefallen sei. Ich lache herzlich. Das gefällt mir. So viel Selbstironie hätte Leuten wie Stockhausen oder Orff auch gutgetan. Die haben ja ähnlich musiklose Musik gemacht, sich dabei aber immer sehr ernst genommen. Soll also keiner sagen, die Deutschen hätten keinen Humor.
    Und es zeigt auch, dass wir durchaus solidarisch mit Leuten sind, die nicht so viel leisten. Wir zahlen nicht nur für Griechenland, sondern offenbar auch für diese Scorpions. Selbst der Stockhausen ist nicht verhungert, und der konnte gar nichts, nur Musik. Das ist ja auch ein Schicksal. Und auf die Musik konnte man noch nicht mal tanzen.
    Auch unsere Karten für Bayreuth zahlen wir ja nicht mit Sponsorengeldern. Dann dürften wir die gar nicht annehmen. Das zahlt die Angela schon selber. Aus Steuergeldern über den Kulturetat, insofern wird also auch das von allen bezahlt, und da bislang noch niemand protestiert hat, nehme ich an, sogar gerne. Einer unserer Sicherheitsleute holt sich tatsächlich ein Autogramm von dem alten Kind. Ich bin allerdings sehr froh, dass ich meine Jungs gezwungen habe, etwas Anständiges zu lernen.

    Nachmittags nimmt Seehofer Angela und mich mit in ein Bierzelt. Irgendwo in Bayern steht ja immer ein Bierzelt, und Seehofer hat nächstes Jahr Landtagswahl, das heißt, er muss sich überall blicken lassen. Während der Fahrt dorthin übt er an seinem bayrischen Dialekt, der völlig verschwindet, sobald man mit ihm privat redet. Dann ruft seine Frau an, und auch wenn man nichts Konkretes versteht, wird allein an der Lautstärke deutlich, dass sie ihn herumkommandiert. Er wirkt müde. Es sei halt jetzt Oktoberfest, sagt er, und dass er Krämpfe bekäme, sobald er noch einmal »ein Prosit der Gemütlichkeit« höre, oder auch Blasmusik im Allgemeinen. Er nehme jetzt schon Tabletten. Tabletten gegen Blasmusik, so was zeigt mir immer, dass nicht nur der Osten vom Westen in Deutschland ganz schön weit weg ist, sondern auch der Norden vom Süden.
    Sobald wir im Bierzelt angekommen sind, dirigiert Seehofer das Blasorchester und singt mehrfach »ein Prosit der Gemütlichkeit«. Er spricht derartig bayrisch, dass ich Schwierigkeiten habe, ihn zu verstehen. Aus Versehen nehme ich einen Schluck aus seinem Bierkrug und merke, dass er die ganze Zeit Limonade trinkt. Seehofer tut mir jetzt fast ein bisschen leid. Ich sehe, wie er unauffällig seine Weißwürstchen unter die Bierbank fallen lässt. Es würde mich nicht wundern, wenn er privat sogar Vegetarier ist. Ich werde beizeiten mal ein gutes Wort für ihn einlegen. Ich glaube, er kann es gebrauchen.
    3. Oktober  Wir müssen um zehn in die Kirche. Gauck ist auch da, Lammert natürlich und wieder Seehofer. Während der Predigt des Pfarrers predigt Gauck simultan leise mit. Er kann nicht anders.
    Angela hat mir zum Glück vor Jahren schon beigebracht, wie man Reden, klassische Musik oder Predigten einfach ausblenden kann. Sie hat das von Kindesbeinen an gelernt, schließlich war ihr Vater ja auch Pastor. Bei mir hat es einige Zeit gedauert, bis ich es hinbekommen habe. In Bayreuth gelingt es mir oft immer noch nicht so ganz, speziell in den lauten Passagen, von denen es bei Wagner weiß Gott viele gibt. Aber zwei Pfarrer sind kein Problem, die kann ich mittlerweile locker überhören. Ein Blick auf Angela zeigt mir, dass auch sie längst abgeschaltet hat.
    Aber immer noch ist es an einem Tag wie heute, wo die sogenannte Einheit gefeiert wird,

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