Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)
werden.
27. September Angela hat 700 Euro gewonnen. Außer ihr hat im Kabinett keiner darauf gewettet, dass Steinbrück Kanzlerkandidat wird.
Rösler war sogar extra beim Geldautomaten, um seinen Einsatz zu erhöhen. Niebel hat ein Gewürzbord aus Afghanistan gesetzt, weil er finanziell gerade etwas klamm ist. Die meisten haben auf Gabriel getippt, nur die anderen Frauen hatten Steinmeier vorn gesehen. Angela nicht. »Der Dicke hat doch Angst«, waren ihre Worte. Gabriel hat außerdem gerade ein Kind bekommen und ist praktisch noch im Mutterschutz. In dem Alter kann man nicht ein Kind großziehen, ein Land regieren und eine Zahnärztin in Magdeburg zufriedenstellen.
Wenn Angela so knallhart urteilt, ist sie mir immer etwas unheimlich. Früher war sie weicher. Innerlich. Einmal hat sie sogar angefangen, für Norbert Blüm Pulswärmer zu stricken, weil er immer so gefroren hat. Die sind nichts geworden, aber so was würde sie heute gar nicht mehr machen …
Heute lästert sie, dass Gabriel seine Frau in der Notaufnahme in Halle kennengelernt hat. Was muss der Mann für ein Gebiss haben, dass sich die Notfallzahnärztin in den verliebt, hat sie gesagt. Ich fand das böse. Ich habe nichts gegen den Gabriel. Er hat mir mal beim Sommerfest des Bundespräsidenten eine Bratwurst besorgt, obwohl es sonst überall nur Krabben, Lachs und Garnelen gab. Das fand ich sehr anständig. Aber Angela ist immer noch sauer auf ihn, weil er vor zwei Jahren die SPD dazu gebracht hat, den Gauck als Bundespräsidenten vorzuschlagen, aber nur weil sie genau wussten, dass sie’s vergeigen. Aus Angelas Sicht war es das einzig Positive an der letzten Präsidentenwahl, dass die SPD den Gauck jetzt immer noch gut finden musste. Das haben die jetzt davon, hat sie gesagt.
Sie glaubt auch, dass Gabriel sich nur um das Kind kümmert, um bei den Frauen zu punkten. Wenn die Umfragen zeigen, dass das klappt, adoptieren wir ein Kind aus Russland. Als Angela das vorhin gesagt hat, da hat sie nicht gelacht. Manchmal weiß ich schon nicht mehr, wann sie einen Witz macht und wann nicht.
Den Steinbrück findet sie als Kandidaten jedenfalls gut. Das erste Mal, dass ein Sozi ihr Geld einbringt – das waren ihre Worte. Ich entgegne, dass Hochmut vor dem Fall komme. In diesem Fall nicht, findet sie. Die 700 Euro tut sie in die Zuckerdose.
28. September Wegen Steinbrück schickt Angela mich in den Keller, um eine Flasche »Guten« zu holen.
Ich bin immer noch skeptisch, ob es gut ist, so früh zu feiern. Aber Angela winkt lässig ab. Der Peer, sagt sie, ist ein bisschen wie Vita-Cola. Die nahm man damals auch nicht, wenn man stattdessen das Original haben konnte. Und sie hält sich für das Original. Immerhin habe sie über den Steinbrück noch genug in petto. Sie zeigt mir Bilder von einer Kneipenschlägerei, bei der Steinbrück sich gegen zwei südländische Kellner durchboxt, die ihm den falschen Mehrwertsteuersatz berechnet hatten. Sie zeigt mir Mails aus der Zeit der großen Koalition, in denen er die SPD einen traurigen Haufen nennt, eine Übungstruppe, gelernte Loser, nutzloses Fußvolk, Politikvortäuscher. Sigmar Gabriel nennt er Bratmaxe und Pommespanzer, Steinmeier heißt Häuptling Silberlocke und Penntüte. Außerdem zeigt sie mir einen Zettel, auf dem Steinbrück ihr heute Mittag vorgerechnet hat, dass sie zwar Kanzlerin ist, er aber mit zwei Vorträgen in der Woche mehr verdiene als sie im ganzen Monat. Er hat sogar die Abrechnungen fotokopiert und dazugeheftet.
Ich überschlage das im Kopf: Wenn jemand wie Steinbrück, der ja bloß Finanzminister war, so viel für ein paar Vorträge verlangt, dann kann man sich ja an ein paar hundert Fingern ausrechnen, was Angela erst verdienen würde, wenn sie nicht mehr Kanzlerin wäre, sondern sich für solche Vorträge hergäbe. Wir müssten schon nach einem Jahr nicht mehr zur Miete wohnen. Wir könnten im Urlaub auch mal Vollpension buchen und uns trotzdem noch neue Wanderschuhe leisten.
Ich mache beim zweiten Glas Wein den Vorschlag, dass Angela alles daransetzen sollte, die Wahl zu verlieren. Ich rechne ihr vor, wie sie dadurch finanziell abräumen könnte. Ich sage, sie soll doch auch ein Mal an uns denken. Tatsächlich denkt sie sogar einen Moment lang nach. Aber dann sagt sie, es sei zwar ein guter Plan, aber sie habe keine Ahnung, wie sie diese Wahl verlieren könne. Selbst mit viel gutem Willen. Wir gehen die Optionen durch: Steuererhöhung? Will Steinbrück auch. Sinnlose
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