Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)
zur Strategie des Trojanischen Pferds. Also Geschenke, die dem Becker nachher zum Verhängnis werden. Zum Beispiel soll ich ihm anonym Computerspiele zukommen lassen. Hajo berichtet von seinen Kindern, die er oft tagelang nicht zu Gesicht bekäme, weil sie spielend in ihrem Zimmer säßen. Er hält es für möglich, dass sich auch Herr Becker spielend von der Politik abbringen lässt. So wie die LINKE. Ich bin da eher skeptisch.
Ansonsten rät Hajo zum Gegenangriff. Firmen wie Sony oder Zalando hätten doch mittlerweile massenhaft Daten über jeden unter dreißig. Da solle ich doch mal meine Kontakte spielen lassen. Auch ein paar gezielte Nachfragen bei Zing oder Payback könnten helfen. Für mich sind das alles böhmische Dörfer, aber auch böhmische Dörfer hätten heute Internet, sagt Hajo. Ich bleibe skeptisch.
10. Oktober Ich versuche eine alte Ost-Taktik und tue so, als sei ich dafür. Dafür, dass Herr Becker den Wahlkreis meiner Frau etwas aufmischt. Dafür, dass wieder Pluralität in die Politik kommt. Und vor allem dafür, dass Herr Becker für Transparenz ist. Wofür er sonst noch ist, weiß ich nicht, aber er auch nicht. Darum ginge es jetzt auch gar nicht, sagt Herr Becker. Hauptsache, man mache Politik jetzt mal anders, als sie bislang gemacht worden sei. Und wieder tue ich so, als sei ich dafür.
Die Piraten sind für mich eine Art demokratischer Aufbruch, sage ich jedem, der es nicht hören will, und für den sei ich ja schon beim letzten Mal gewesen. Gerne wäre ich auch bereit, Herrn Becker öffentlich zu unterstützen, sage ich. Das hört er aber gar nicht gern. Öffentliche Aufmerksamkeit stünde bei den Piraten nicht so hoch im Kurs. Ich frage, ob das der Idee von Politik nicht zuwiderläuft, aber mit solchen Detailfragen will er sich jetzt nicht beschäftigen. Und damit ist meine Taktik klar.
Ich gehe zur nächsten Sitzung der Piraten und bin massiv dafür, dass Herr Becker die Einladungen zu Lanz, Illner, Jauch und Beckmann annimmt, die es zwar alle nicht gibt, aber endlich ist es mal nützlich, dass ich der Mann der Kanzlerin bin. Man glaubt mir. Und schon gibt es wütende Proteste. Die Piraten wollen – ähnlich wie die Taliban – lieber als Gruppe gefürchtet werden. Singuläre Persönlichkeiten sind ihnen suspekt.
In einer turbulenten Abstimmung ist man dann schließlich fast geschlossen dafür, dass Herr Becker nirgendwo hingeht außer zu Beckmann, den keiner kennt. Das ganze Hin und Her dauert sechs Stunden. Alle reden hauptsächlich über ihre Handys miteinander. Am Ende ist jedenfalls klar, dass Herr Becker wegen zu großer Popularität erst mal raus ist.
13. Oktober Muss heute wieder mal für Angela Autogrammkarten unterschreiben. Sie hat keine Zeit dafür und ich kann ihre Unterschrift sehr gut nachmachen.
Sie hatte damals ja sogar überlegt, dass ich nach Fukushima für sie den Ausstieg aus der Atomkraft unterschreibe, so dass sie über diesen Formfehler den Ausstieg rückgängig machen könnte, sobald sich alle wieder beruhigt haben. Aber im Justizministerium hat man ihr dringend davon abgeraten.
Bei den Autogrammkarten kann nichts passieren. Das hat mir auch die Schnarrenberger versichert. Unter der Hand hat sie mir sogar gesagt, dass sie ihre vom Missfelder unterschreiben lässt.
Ich finde es eh ein Unding, dass es überhaupt Autogrammkarten von Politikern gibt. Sinnvoll sind die von mir aus bei Schauspielern, Musikern oder Chemikern, aber bei Politikern? Es wäre doch früher undenkbar gewesen, dass es von den Honeckers Autogrammkarten gegeben hätte! Heute haben alle welche. Selbst Rösler. Die nimmt Angela immer als Einkaufszettel. Ich erinnere mich an eine Episode, als Rösler mal eine seine Autogrammkarten bei Angela gefunden hat, auf der hinten stand: »Kalb Gurke Milchtüte« und er dachte, so würde sie ihn nennen. Er hat sich sehr aufgeregt, wir haben sehr gelacht, und seitdem nennt Angela ihn scherzhaft so, wenn wir unter uns sind.
Die Aigner hat zum Beispiel auch Autogrammkarten, sogar mit unterschiedlichen Motiven. Zum Beispiel eine, wo sie sich auf einem Acker hinhockt. Als wäre gerade kein DIXI-Klo in der Nähe. Das stelle ich mir nicht unter der Würde des Amtes vor. Selbst wenn ihr Amt nur Verbraucherschutz ist.
Nachdem ich einen ganzen Packen ordentlich abgearbeitet habe, mache ich mir einen kleinen Spaß und unterschreibe zwei, drei Autogrammkarten mit »Hannelore Kraft«. Unleserlich natürlich. Aber manchmal kommt der Revoluzzer in mir
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