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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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dass Lola tot ist. Ich habe es ihm natürlich gesagt und ihm die Zeitungsberichte vorgelesen. Es ist nur, dass er ziemliche Probleme mit seinem Gedächtnis hat. Sein Langzeitgedächtnis ist beeindruckend. Da vergisst er nicht die kleinste Kleinigkeit. Aber fragen Sie ihn, was ich ihm zum Frühstück gegeben habe, oder bezüglich der Tatsache, dass Lola letzte Woche umgebracht wurde, und er wird sich an rein gar nichts erinnern können. Einige der Ärzte glauben, dass es ein Frühstadium von Alzheimer ist, andere vermuten, dass es einfach ein ganz normaler Teil des Alterungsprozesses ist.«
    Mike und ich folgten dem jungen Professor durch das weitläufige Haus vorbei an der riesigen Küche in einen sonnendurchfluteten Wintergarten, wo Lockharts Großvater auf einem Chintzsofa saß.
    »Opa, hier sind zwei Leute, die Lola helfen wollen. Sie würden sich gerne mit dir unterhalten.«
    »Lola? Stimmt irgendetwas nicht mit Lola?« Der große, schlanke Mann mit der eleganten, weißen Haarmähne stand auf und schüttelte Mikes Hand. »Orlyn Lockhart, Sir. Und wer sind Sie?«
    »Ich heiße Michael Chapman, ich bin Kriminalbeamter in New York City. Das hier ist Alexandra Cooper. Sie arbeitet bei der Bezirksstaatsanwaltschaft.«
    Der alte Mann blickte sich um, um sich zu vergewissern, dass das Sofakissen an seinem Platz lag, und ließ sich langsam, den Arm seines Enkels haltend, wieder nieder. »Hat Ihnen der junge Orlyn gesagt, dass ich selbst mal dort gearbeitet habe?«
    »Das hat er.« Ich lächelte Skip an, der mir mit drei hochgestreckten Fingern signalisierte, dass er der dritte Orlyn Lockhart war.
    »Welche Arbeit verrichten Sie dort? Sind Sie Sekretärin?«
    »Nein, Sir. Ich bin Staatsanwältin unter Mr. Battaglia. Ich leite die Abteilung für Sexualverbrechen.«
    »Ich kann mich noch immer nicht daran gewöhnen, dass Frauen in den Kriminalgerichten praktizieren.« Der alte Mann bewegte seinen Kopf vor und zurück. »Zu meiner Zeit hätte man sie nicht in die Nähe der Anwaltstische gelassen. Nicht eine Anwältin weit und breit, sie durften noch nicht einmal als Geschworene fungieren. Wo haben Sie studiert?«
    »An der University of Virginia.«
    »Mr. Jeffersons Universität? Das ist auch meine Alma Mater, junge Frau. Heutzutage sind dort Frauen zugelassen? Ich bin schockiert. Zu meiner Zeit studierten dort nur Männer, und es war eine großartige Uni. Nach meinem Abschluss arbeitete ich sofort in der besten Justizbehörde des Landes. Bei der New Yorker Bezirksstaatsanwaltschaft. Joab Banton - ich war einer von Bantons Jungs. An all diesen Frauen im Gerichtssaal ist nur Kate Hepburn schuld. Sie hat uns das mit ihren Filmen eingebrockt. Und dazu auch noch Hosen getragen. Wer ist jetzt Bezirksstaatsanwalt? Nicht mehr Dewey, oder?«
    Nicht mehr seit 1941, als er zum Gouverneur des Staates New York gewählt wurde und danach zweimal erfolglos für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten kandidierte.
    »Nein, Sir. Paul Battaglia.« Mir kamen Zweifel, wie verlässlich ein Gespräch mit diesem Mann sein konnte.
    »Wo ist Lola?« Die hellblauen Augen des Mannes, die etwas glasig wirkten, als ob er grünen Star hätte, waren voll lebhaften Interesses.
    Mike murmelte leise: »Auf Eis.«
    »Sie sagten doch, dass Sie mit Lola hier sind?«

»Ich habe gesagt, dass sie Freunde von Lola waren, Opa.« Skip versuchte erneut, ihm unsere Beziehung zu Lola zu erklären, ohne zu erwähnen, dass sie tot war. Der alte Mann kapierte es nicht. Während sie miteinander sprachen, konnte ich die vergilbte Titelseite der New York Herald Tribüne sehen, die eingerahmt neben seinem Ellbogen auf dem Tisch stand, und deren Schlagzeilen die Neuigkeit des Tages vom 24. Januar 1934 verkündeten: »MACCORMICK BEENDET GANGSTERHERRSCHAFT AUF DER INSEL. >Schlimmstes Gefängnis der Welt< aus der Hand der Mafiabosse befreit.«
    Direkt unter dem Leitartikel mit einem Foto von MacCormick und dem jungen, gut aussehenden, damaligen Staatsanwalt an seiner Seite stand eine Meldung, dass der berüchtigte John Dillinger in Tucson, Arizona, in Gewahrsam genommen worden war.
    Ich setzte mich auf eine Ottomane gegenüber von Orlyn Lockhart. Unsere Knie berührten sich beinahe, während wir miteinander sprachen. »Jemand hat versucht, Lola weh zu tun, also wollen wir den Grund dafür herausfinden. Wir sprechen mit all ihren Freunden.«
    »Scheint mir, als ob Sie mit ihren Feinden reden sollten. Das hätte ich zumindest getan.«
    Mike zwinkerte mir zu, während er sich

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