Das Traumtor Band II (German Edition)
Frieden Valamins aufs Spiel setzen wollte.“
Deina und Targil sahen Rowin entsetzt an. Dann fiel ihm Deina um den Hals. „Oh, Rowin, du wirst zurückkehren! Du bist der Herrscher von Valamin und sollst es noch lange bleiben. Versprich mir, dass du auf dich achten und dich nicht leichtfertig in Gefahr begeben wirst!“
„Deina hat Recht!“ sagte nun auch Targil. „In ein paar Monaten bist du wieder zurück und wir können dieses Schriftstück vergessen. Ich habe gar kein Verlangen danach, all die Pflichten auf mich zu nehmen, die du als König auf dem Hals hast“, versuchte er zu scherzen. „Mir reicht die Verantwortung völlig, die du sowieso schon auf mich abgewälzt hast. Also komm nur ja zurück und befreie uns wieder von der Bürde, die du uns da auferlegst.“
„Ich werde tun, was ich kann“, lächelte Rowin leicht, „da ihr gar so unwillig seid.“ Dann wurde er wieder ernst. „Ich habe nicht vor, Abenteuer zu suchen, Deina, denn diesmal ist Athama nicht bei mir, um mir das Leben zu retten. Und nun kommt, geleitet ich zum Tor wie damals, um mir Lebewohl zu sagen.“
Er legte seine Arme um die Schultern der beiden, und gemeinsam gingen sie in den Vorhof hinunter, wo Rowins Pferde bereitstanden. Er umarmte die beiden herzlich, dann stieg er in den Sattel seines Rappen Jarc.
Targil reichte ihm die Zügel des Packpferdes. „Glück auf den Weg, mein Freund“, sagte er, „und mögen die Götter dich schützen!“
Deina legte die Hand auf Rowins Schenkel. „Ich hoffe, dass du findest, was du suchst“, sagte sie leise. „Komm wieder und bringe den Frieden deines Herzens hierher zurück!“
Rowin beugte sich zu Deina und küsste sie auf die Wange, dann sprengte er zum Tor hinaus.
***
Als Rowin die Tore der Stadt hinter sich gelassen hatte und der Weg in Richtung E uribia in der fahlen Morgensonne vor ihm lag, befiel Rowin ein seltsames Gefühl. Es kam ihm vor, als ritte er im Traum. Es war ihm, als brauche er sich nur zur Seite zu wenden, um Athama neben sich reiten zu sehen. Er konnte diese eigenartige Verzauberung nicht loswerden, und so gab er es schließlich auf. Er überließ sich ganz dieser Stimmung und ritt dahin wie in Trance. Er rastete in demselben Dorfkrug, indem sie damals eingekehrt waren, und es war ihm, als sähe er die verlorene Geliebte bei sich sitzen. Auch die nächsten zwei Tage folgte er wie ein Schlafwandler den Stationen der damaligen Reise. Am Abend des dritten Tages begann es zu regnen. Rowin erinnerte sich, dass sie auch damals ihr Zelt bei solchem Wetter hatten aufschlagen müssen. Als er dann unter der vorgezogenen Plane des kleinen Zeltes saß, klamm und hungrig, und das feuchte Holz zu einem Haufen aufschichtete, fiel ihm die Episode mit den von Athama erfundenen Zündhölzern ein. Nachdenklich nahm er eines dieser Hölzchen, die er seit dieser Zeit stets bei sich führte, aus der Tasche und riss es an. Als das Flämmchen aufleuchtete und das Licht der Flamme in seine Augen stach, fuhr er auf einmal hoch.
„Rowin, du Narr! Was tust du hier?“ rief er laut. „Warum, bei allen Dämonen, machst du diese unsinnige Reise? Was soll es dir bringen, den langen Weg nach Euribia zu gehen? Quälen dich nicht die Erinnerungen in Varnhag schon genug? Was, zum He nker, hat dich zu diesem Schritt getrieben?“
Langsam sank er wieder zu Boden. Er warf das niedergebrannte Zündholz fort. M echanisch griff zum nächsten und entzündete den Zunder unter seinem Holzstoß. Schon begann das Feuer zu flackern, als er aus seinen Gedanken aufwachte.
,Deina!‘ dachte er. ,Das war ihre Idee! Sie hat mich gegen meinen Willen auf diese Reise geschickt. Was bezweckt sie bloß damit? Will sie mich loswerden, damit Targil herrschen kann? Nein, nein, um der Götter willen, was denke ich da nur? Das würde sie niemals tun. Sie will mir damit irgendwie helfen, das ist klar. Aber was glaubt sie, damit zu erreichen, dass ich nach Euribia gehe? Denkt sie wirklich, es würde meinen Schmerz lindern, diese Reise noch einmal zu erleben, ohne Athama? Was für ein u nsinniger Gedanke! Und dafür nimmt sie die Gefahr auf sich, mich womöglich zu erzürnen, weil sie – auf welche Weise auch immer – meinen Willen ausgeschaltet hat und mir ihre Idee einflüsterte. Wie sie das nur gemacht hat? Der Schlaftrunk! Etwas muss darin gewesen sein, das mich ihren Willen folgen ließ wie ein unmündiges Kind. Sie muss alles sorgfältig geplant haben, denn ich weiß jetzt, dass ich selbst nie die Vorbereitungen
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