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Das Traumtor Band II (German Edition)

Das Traumtor Band II (German Edition)

Titel: Das Traumtor Band II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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früher ein voller Tagesritt wie ein Vergnügen vorgekommen, so spürte er jetzt, dass er am Abend völlig erschöpft war. Ein Funke seines früheren Ehrgeizes glomm in ihm auf und er beschloss, auf dieser Reise seine frühere körperliche Form wiederzugewinnen. Tief in ihm erwachte ein Anflug von Scham, dass er sich vor den Augen seiner Gefolgsleute so hatte gehen lassen. Was mochten sie nur von ihrem König denken, der ihnen stets in allem ein Vorbild gewesen war? Sicher, alle die ihn liebten, hatten mit ihm getrauert. Aber hatten sie nicht vielleicht auch manchmal gedacht, dass er sich zu sehr seinem Schmerz hingab? Rowins Stolz, der so lange vor seiner Trauer in den Hintergrund getreten war, brach wieder durch, und er beschloss, von nun an niemandem mehr zu zeigen, wie es in ihm aussah. Sollte er von dieser Reise heil zurückkehren, würde er seine Trauer für niemanden mehr sichtbar werden lassen. Keiner seiner Untertanen sollte denken, der König sei ein Mann, dem ein Schicksalsschlag – wie schwer er auch gewesen sei – das Rückgrat gebrochen habe. Und so setzte er die Reise fort, die er nicht gewollt hatte, die er nun aber doch mit Wehmut im Herzen zu genießen begann. Von Station zu Station folgte Rowin den Spuren des damaligen Weges, und seiner Reise war eine Wallfahrt zu den Orten seines vergangenen Glücks. Zwei Tage blieb er in jenem kleinen Tal, in dem Athama um sein Leben gekämpft hatte, nachdem die Wegelagerer ihn so schwer verwundet hatten. Er kehrte auch in dem kleinen Gasthaus ein, indem sie damals bis zu seiner Genesung geblieben waren. Doch der damalige Wirt war in einen anderen Ort gezogen und niemand erkannte ihn. Der neue Wirt erzählte dem Fremden jene spektakuläre Geschichte, die sich damals zugetragen hatte. Rowin konnte sich jedoch eines Lächelns nicht erwehren, denn nun waren es doppelt so viele Räuber, und seine und Athamas Taten waren zu einer gewaltigen Heldensage angewachsen. Der Kampf im Versteck der Räuber wurde in der Erzählung des Wirtes zur Schlacht, und die Götter selbst hatten an der Seite des Helden und seines tapferen Weibes gekämpft.
    Der Wirt hatte Rowins Lächeln bemerkt und war sofort beleidigt aufgefahren. „Herr, wenn ihr mir nicht glaubt, so fragt die Leute hier im Ort. Sie werden Euch die Wah rheit meiner Geschichte bestätigen. Und wenn Ihr nur noch wenige Tage bleiben würdet, so könntet Ihr mit uns das Fest feiern, das in jedem Jahr am Tage unserer Befreiung von den Räubern und zum Gedenken an jenen Helden und seine wunderschöne Gemahlin begangen wird. Denn seit dieser Zeit hat sich kein Wegelagerer mehr hier sehen lassen, und wir können endlich in Ruhe und ohne Angst leben.“
    ,So hatte unsere Not und Gefahr doch eine gute Folge‘, dachte Rowin. ,Wenn mir auch noch heute das Herz bebt, wenn ich daran denke, was Athama in den Händen dieses Gesindels hat durchmachen müssen. Doch auch hier haben ihr Mut und ihre Opferbereitschaft den Menschen den Frieden geschenkt. Oh, Athama, wie viel Gutes verdankt dir diese Welt und wie schlecht wurde es dir vergolten!‘
    „Leider kann ich nicht solange bleiben“, sagte er dann zu dem Wirt. „Doch ich würde mir gern die Stätte dieses denkwürdigen Kampfes einmal ansehen. Weise mir mo rgen früh den Weg. Wenn ich dann alles so vorfinde, wie du es beschrieben hast, so will ich deinen Worten gern Glauben schenken.“
    Der Wirt war besänftigt, und so beschrieb er Rowin am nächsten Morgen den Weg zum Versteck der Räuber, den Rowin noch heute selbst in dunkler Nacht gefunden hätte. Ein Gefühl der Beklemmung und Angst stieg in Rowin auf, als er am späten Nachmittag durch die Schlucht vor dem Eingang des Talkessels zuritt. Hier hatte ihn das heimtückische Geschoss der Schleuder getroffen, und er blickte unwillkürlich nach oben auf der Suche nach einer verborgenen Gefahr. Doch Rowin passierte den engen Taleingang, ohne dass sich etwas rührte. Still lag der Talkessel in der hereinbrechenden Dämmerung. Im Hintergrund sah Rowin die Silhouetten der Hütten, doch als er näher heran ritt, bemerkte er, dass sie schon fast verfallen waren. Und dort stand noch das Balkenkreuz, an das man ihn gefesselt hatte, um ihn auszupeitschen. Ein Schauder überlief Rowin bei dem Gedanken, wie nahe sie an diesem Abend dem Tode gewesen waren. Heute noch dankte er den Göttern, die Athama die Möglichkeit finden ließen, sich von ihren Fesseln zu befreien und ihm beizustehen. Wie hilflos und ohnmächtig hatte er die

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