Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
Vom Netzwerk:
einfach nicht mehr leiden sehen und habe nur „Halt“ gerufen, damit dieser schreckliche Mensch mit der Peitsche sein widerwärtiges Tun nicht fortsetzen konnte. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, was daraus entstehen würde, denn ich konnte ja nicht wissen, wie du auf meine Bitte reagieren würdest. Ich mußte nur irgendetwas unternehmen, um dieses grausame Spiel zu beenden.“
    „Ich weiß, daß du unsere Strafen als grausam empfindest“, sagte Rowin ernst, „und auch ich verabscheue sie zum Teil. Doch würde ich die Bestrafung mit der Peitsche von heute auf morgen abschaffen und die Leute nur einsperren – du hast mir ja er-zählt, daß es in Eurer Welt so gemacht wird –, dann hätte ich bald keinen Raum mehr für sie. Ich müsste die Steuern erhöhen, um die Übeltäter ernähren zu können, und das Volk würde murren, weil es nicht einsehen würde, daß sie noch Geld an Verbrecher verschwenden sollen. Nein, Athama, ich kann das nicht ändern – ich nicht, und vielleicht auch noch viele Herrscher Valamins nach mir nicht. Die Zeit muß langsam reifen, und alles muß seinen natürlichen Gang gehen. Das ist auch der Grund, daß ich dich so wenig nach deiner Welt frage, damit ich nicht in Versuchung gerate, die Errungenschaften deiner Zeit einem Volk aufzuzwingen, das noch nicht bereit dafür ist. Ich kann und will nicht tausend Jahre in einem Schritt überwinden. Verstehst du das, Athama?“
    „Ja, das versteh ich sehr gut!“ antwortete ich. „Du darfst das auch nicht versuchen, wenn du Valamin nicht ins Unglück stürzen willst. Aber versteh bitte auch mich, daß es mir schwerfällt, mich an manche Dinge zu gewöhnen.“
    „Du siehst, daß es manchmal sehr gut ist, daß du dich an einiges nicht gewöhnen kannst“, lächelte Rowin. „In diesem Fall war es sogar sehr nützlich. Doch sag, willst du jetzt nicht nach deinem Schützling sehen? Er wird darauf brennen, die er seinen Dank abstatten zu können.“
    „Ja, ich werde sofort nach ihm sehen“, stimmte ich bei, „aber nicht, um seinen Dank zu erhalten. Ich will sehen, ob man seine Wunden gut versorgt hat, denn sein Rücken sah schlimm aus, und er muß starke Schmerzen haben. Ich will mich vergewissern, daß man alles für ihn tut, denn schließlich möchte ich ja, daß er mich so schnell wie möglich auch tatsächlich auf meinen Ausritten schützen kann.“ Ich lachte und sah Rowin herausfordernd an. „Narin ist ein netter Kerl, und wenn du mich zu oft vernachlässigst, ist er vielleicht gar kein schlechter Ersatz!“ Ich schlüpfte schnell aus Rowins Armen und rannte zur Tür.
    „Wehe dir!“ drohte Rowin in gespieltem Zorn hinter mir her. „Ich würde euch beide eigenhändig erwürgen! Da habe ich mir ja etwas Schönes eingebrockt! Hätte ich ihn nur nicht begnadigt! Vielleicht hast du schon ein Auge auf ihn geworfen, und ich züchte eine Natter an meinem Busen.“ Dann lachte er. „Lauf schon zu, du Hexe, und bring ihm meinen Gruß. Sag ihm, daß trotz allem seine Verdienste nicht vergessen sind.“
    Ich warf Rowin noch eine Kusshand zu und ging dann zu den Unterkünften der Leib-wache, wohin man Narin geschafft hatte. Da er der Sohn eines Edelmanns aus Oslond, einer Stadt im Süden Valamins, war und außerdem einen hohen Rang in der Leibgarde bekleidet hatte, bewohnte Narin ein hübsches Zimmer für sich allein. Einer der Diener führte mich zu dem Raum und öffnete mir die Tür. Zwei seiner Kameraden hatten einen Narins Bett gesessen und sprangen nun eilfertig auf. Sie verbeugten sich tief vor mir und verließen dann schnell den Raum. Narin lag auf dem Bauch, und sein Rücken war bereits verbunden. Als er mein Eintreten bemerkte, versuchte er sich aufzurichten, sank aber mit einem Stöhnen wieder aufs Bett. Rasch trat ich zu ihm.
    „Bleibt liegen, Narin!“ sagte ich. „Ihr braucht Euch wirklich nicht zu erheben, denn ich weiß ja, wie es um Euch steht. Ich wollte nur sehen, ob Ihr gut versorgt seid und man sich um Euch kümmert.“
    „Oh Herrin, wie gern würde ich Euch zu Füßen fallen“, flüsterte er, und ich hörte, wie viel Mühe ihn das Sprechen bereitete. Die Schmerzen mußten grausam sein.
    „Sprecht nicht, Narin!“ sagte ich daher schnell. „Werdet erst einmal wieder gesund, denn habt ihr Gelegenheit genug, mir alles zu sagen, was ihr wollt.“
    „Nein, Herrin, das muss ich Euch sagen, jetzt sofort“, mit gewaltiger Anstrengung stemmte er sich auch den Ellenbogen hoch, „denn ihr müsst wissen, daß ihr

Weitere Kostenlose Bücher