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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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und bekam den Griff des Jagdmessers zu fassen, das irgendjemand dort hineingesteckt hatte. Sie zerrte daran. Der ganze Pfahl wackelte.
    Dann löste sich die Klinge aus dem alten, verwitterten Holz. Das Messer ließ sich so plötzlich herausziehen, dass Finley fast das Gleichgewicht verlor. »Ach Scheiße«, rief sie und ließ das Messer fallen, um sich wieder an den Pfahl klammern zu können.
    Die anderen eilten ihr zu Hilfe. Cora stemmte sich gegen den Pfahl, um ihn zu stützen. Abilene und Vivian stellten sich unter Finley, um sie im Notfall auffangen zu können.
    Finley baumelte hin und her. Abilene und Vivian versuchten, ihre Beine zu packen.
    »Geht schon. Lasst los!«
    Sie befolgten ihren Befehl, und mit einiger Mühe gelang es Finley, wieder Fuß zu fassen. Langsam kletterte sie nach unten.
    »Pass auf«, sagte Cora, als sich Finleys Schuhe ihrem Gesicht näherten.
    »Ich kann nichts sehen.«
    »Du bist tief genug.«
    »Okay, okay.« Finley löste die Beine vom Pfahl. Sie schwang hin und her wie ein Pendel, bis es Abilene gelang, ihre Hüften zu packen und sie abzubremsen. Dann ließ Finley sich fallen. Als sie auf dem Boden landete, war ihr Gesicht rot und schweißbedeckt. »Danke.«
    »Tölpel«, sagte Abilene.
    »Aber ein bewaffneter Tölpel.« Sie sah sich um, entdeckte das Messer und hob es auf.
    »Zurück!«, befahl Cora.
    Erst als alle einige Schritte zurückgetreten waren, ließ Cora den Totempfahl vorsichtig los. Aber er blieb auch ohne ihre Hilfe stehen.
    »Reine Energieverschwendung«, sagte Finley.
    Cora zuckte mit den Achseln. »Sicher ist sicher.«
    »Trotzdem vielen Dank. Das Ding hätte mich zerquetschen können.«
    »Keine Ursache.«
    Finley wischte sich Staub und Holzspäne von der Kleidung. Dann hielt sie das Messer in die Höhe. »War die Mühe wert, oder?«
    Die schmutzige, rostige Klinge war mindestens zwanzig Zentimeter lang.
    »Alle Achtung«, sagte Vivian.
    Cora ging zum anderen Totempfahl und hob das Montiereisen wieder auf, das sie dort liegen gelassen hatte, als sie Finley zu Hilfe geeilt war. »Wenn wir das wirklich durchziehen wollen«, sagte sie, »sollten wir uns besser vernünftig bewaffnen.«
    »In der Lodge ist ein Schürhaken«, sagte Abilene.
    »Und ich weiß, wo wir eine Schrotflinte herbekommen«, sagte Finley.
    Vivian machte große Augen. »Wo?«
    Eine Schrotflinte? Das wäre perfekt, dachte Abilene. Aber sie hatten sicher keine mitgebracht, und im Haus war auch nichts dergleichen. Obwohl sie sich sicher war, erst kürzlich eine gesehen zu haben.
    Dann erinnerte sie sich. »Oh Mann«, stöhnte sie auf.
    Vivian starrte die anderen verwirrt an.
    »Batty«, sagte Finley.
    Vivian verzog das Gesicht. »Da geh ich nicht noch mal hin.«
    »Außerdem hat die alte Hexe eine Axt im Schuppen. Und eine Sichel. Lauter brauchbares Zeug. Damit können wir uns bis an die Zähne bewaffnen.«
    Cora nickte. »Wenn wir die Flinte hätten, könnten wir dem Arschloch den Kopf wegpusten. Wir müssten uns nicht mal die Hände dabei schmutzig machen. Er hätte keine Chance. Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass er Komplizen hat.«
    »Batty wird uns die Sachen nicht gerade hinterherwerfen«, sagte Vivian.
    »Vielleicht können wir ihr ja wieder einen Handel vorschlagen«, sagte Abilene.
    »Vergiss es«, sagte Vivian. »Die Vogelscheuche trennt sich doch nie von ihrer Flinte.«
    »Also … sollen wir sie einfach klauen?«
    »Du hast's erfasst, Hickok.«
    »Mannomann.«
    »Das wird aber nicht leicht werden«, sagte Vivian mit gerümpfter Nase.
    »Nicht leicht?«, rief Finley aus. »Du willst mich wohl verarschen! Gerade haben wir beschlossen, dem Arschloch, das Helen getötet hat, das Hirn aus dem Schädel zu ballern, und jetzt machst du dir in die Hose, wenn es darum geht, sich ein paar Sachen von einer alten Schreckschraube zu borgen? Wobei wir nicht mal sicher sein können, dass sie es nicht selbst getan hat.«
    Vivian schien von Finleys Ausbruch nicht besonders beeindruckt zu sein. »Ich halte es für keine gute Idee«, sagte sie entschlossen. »Außerdem glaube ich nicht, dass Batty etwas mit der Sache zu tun hat. Und so jemanden verärgert man besser nicht.«
    »Warum? Hast du Angst, sie verhext uns?«

26
    Sie kehrten zum Jeep zurück und aßen Kartoffelchips und Sandwichs mit Roastbeef und würzigem Cheddar, während sie überlegten, wie sie Batty am besten ausrauben konnten.
    Ihre erste Idee war gewesen, bis zum Einbruch der Dunkelheit zu warten, sich an die Blockhütte

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